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Zimmer d. Wahrheit - Schatzjäger - Zelluloid

Zimmer d. Wahrheit - Schatzjäger - Zelluloid

Titel: Zimmer d. Wahrheit - Schatzjäger - Zelluloid
Autoren: Martin Clauß
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und merkte, dass sein Gehirn bereits versuchte, sie zu vergessen. Ein irritierendes Erlebnis. So ähnlich musste sich Alzheimer anfühlen, nur dass die Symptome hier auf eine einzelne Person beschränkt blieben.
    „Dorothea Kayser.“ Indem er ihren Namen von sich hin murmelte, garantierte er, dass sie ihm im Gedächtnis blieb. Die Studentin hatte die schwere, alte Eingangstür weit aufgestoßen und rannte über den Kiesweg. Sie verkroch sich nicht einfach oben in ihrem Zimmer, wie er zunächst gehofft hatte, sondern floh tatsächlich aus dem Schloss.
    Wieso tat sie das? Was war in Madokas Worten gewesen, das sie so erschreckt hatte? Ihn hatte sie diesmal nicht besonders beeindruckt.
    Artur fiel es wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Wie konnte er nur fragen? Dorothea war Melanies Zimmergenossin. Er wusste nicht, wie sie es schaffte, sich quasi unsichtbar zu machen, aber wenn ihre Unsichtbarkeit einen Grund hatte, dann zweifellos den, dass sie sich vor jemandem verbergen wollte. Möglicherweise wurde sie verfolgt oder bedroht, von einem Menschen, einer Organisation, einer … Macht. Und nun eröffnete ihr Madoka, dass ein Spion auf Falkengrund weilte, durch dessen Augen Unbekannte ins Innere der Schule blicken konnten. Dieser Spion war ausgerechnet das Mädchen, mit dem sie Tag für Tag und Nacht für Nacht das Zimmer teilte.
    Kein Wunder, dass Dorothea durchdrehte! Sie musste annehmen, dass die Spionage ihr galt. Was eben noch wie eine Sache zwischen Madoka und Melanie angemutet hatte, drehte sich plötzlich in ihre Richtung.
    Und wenn es tatsächlich so war?
    Die Gedanken brandeten nur so durch seinen Kopf, doch es gab zu viele Unbekannte, um auch nur den Schatten einer Theorie aufzustellen. Stattdessen war es wichtig, Dorothea nicht entwischen zu lassen. Wenn sie – mit diesen einmaligen Fähigkeiten – irgendwo untertauchte, würde keine Macht der Welt sie jemals wiederfinden.
    Er musste …
    Artur durchquerte die Tür und blieb zwei Schritte davon entfernt stehen.
    Sah sich um.
    Dorothea , dachte er schwach. Ich darf sie nicht vergessen. Wo ist sie hin? Sie …
    Dann, als die nächste Sekunde anbrach, war sie aus seinem Gedächtnis verschwunden.
    Ein Bild legte sich über ihre Erinnerung.
    Fassungslos überblickte er den Platz vor dem Schloss. Normalerweise standen nur eine Handvoll Autos dort auf dem Parkplatz, eines mehr, wenn jemand zu Besuch kam.
    Nun parkten fünf dunkle Limousinen zwischen dem Gebäude und der es umgebenden Mauer. Sie waren so abgestellt, dass sie einen kleinen Halbkreis bildeten. Die Türen waren geöffnet, und jeweils rechts und links von den Wagen standen in Kutten gehüllte Gestalten. Malvenfarbene, sackartige Gewänder. Zu den Kutten gehörten Kapuzen, die diese Leute weit ins Gesicht gezogen hatten. Sie schienen abzuwarten, nur eine von ihnen löste sich von der Beifahrertür des mittleren Wagens und kam langsam auf ihn zu. Die Motoren der Karossen liefen weiter.
    Wo war …? Er zuckte verstört mit dem Kopf. Wo war wer ? Suchte er etwa jemanden? Warum stand er überhaupt hier? Doch sicher, um die Ankömmlinge zu empfangen. Aber er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, dass ihn jemand geschickt hatte. Oder dass er informiert worden war, um welche Art von Besuch es sich handelte.
    Waren diese Leute willkommen, oder …?
    Arturs erste Reaktion war, einen Schritt zurückzuweichen, als die Gestalt in der Kutte sich ihm näherte, dann erwachte der Argwohn in ihm, und er kehrte wieder in seine alte Position zurück, in der er den Eingang versperrte. Er war keiner dieser kostümierten Türsteher, die automatisch mit einer Verbeugung zur Seite wichen. Er musste wissen, mit wem er es zu tun hatte.
    Der Fremde – den Bewegungen nach zu urteilen, handelte es sich um einen Mann – kam in gerader Linie auf ihn zu. Seine Schritte waren von identischer Weite; zwar ging er langsam, doch er änderte seine Geschwindigkeit nicht, als er nur noch wenige Meter von Artur entfernt war.
    Der Student hielt die Luft an … und erlebte, wie der Mann gegen ihn prallte. Der Kuttenträger schien mit so etwas Ähnlichem gerechnet zu haben, denn er wirkte nicht überrascht. Er machte einen Schritt zur Seite, senkte den Kopf leicht und sagte: „Verzeihen Sie.“ Die Stimme war … schmal . So sagte man nicht, aber der Ausdruck schien zu passen. Es war, als käme sie aus einer dünnen Röhre aus seinem Bauch. Als spreche er nicht durch seine Luftröhre, sondern durch eine Magensonde.
    „Wer sind
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