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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen
Autoren: Alexander Kent
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buschigen Brauen. Seine Spezialkenntnisse der Seemannschaft – schon manche hervorragende Persönlichkeit war durch diese geprägt worden – hatten auch ihm ihren Stempel aufgedrückt.
    Pears beobachtete, wie der Master sich unter den Decksbalken rechtzeitig bückte, und war beruhigt. Bunce genoß zwar seinen Rum, aber die Trojan liebte er wie eine Frau. Unter seiner navigatorischen Führung hatte sie wenig zu fürchten.
    Dann kam Molesworth, der Zahlmeister, ein blasser, nervös blinzelnder Mann, was Pears auf eine unaufgedeckte Unterschlagung zurückführte, und Thorndike, der Schiffsarzt, der stets zu lächeln schien. Er wirkte mehr wie ein Schauspieler als wie ein Knochenflicker.
    Die beiden leuchtend scharlachroten Flecken auf der Backbordseite waren die Offiziere der Marineinfanterie, d’Esterre und Leutnant Raye: Nicht gebeten waren all die Deckoffiziere und Spezialisten, der Bootsmann, der Stückmeister, die Steuermannsmaaten und die Zimmerleute. Pears kannte sie alle vom Sehen und Hören und kannte vor allem ihre Fähigkeiten.
    Probyn fragte laut flüsternd: »Mr. Bolitho scheint noch nicht hier zu sein?«
    Pears runzelte die Stirn über Probyns Scheinheiligkeit, die er ve rachtete.
    Cairns schlug vor: »Ich werde jemanden nach ihm schicken, Sir.«
    Die Tür öffnete sich und schloß sich ebenso rasch wieder, und Pears sah Bolitho auf einen freien Stuhl neben d’Esterre schlüpfen.
    »Aufstehen, der Offizier dort!« Pears sonst so schroffe Stimme klang beinahe freundlich. »Ah, Sie sind es, Sir. Endlich.«
    Bolitho stand still, nur sein Oberkörper glich die langsamen Bewegungen des Schiffes aus.
    »Ich… Ich bitte um Entschuldigung, Sir.« Er sah das Grinsen auf Dalyells Gesicht, als Wasser unter seinem Rock hervor auf den mit schwarzweiß kariertem Segeltuch bespannten Boden tropfte.
    Pears sagte milde: »Ihr Hemd scheint noch ziemlich feucht zu sein, Sir!« Dann wandte er sich um und befahl dem Steward: »Foley, etwas Segeltuch unter diesen Stuhl. Solche Dinge lassen sich nur schwer hier draußen ersetzen.«
    Bolitho setzte sich mit einem Plumps und wußte nicht, ob er zo rnig sein oder sich gedemütigt fühlen sollte.
    Er vergaß jedoch Pears ätzenden Ton und sein Hemd, das er soeben klitschnaß von der Leine genommen hatte, als Pears mit wi eder normalem Tonfall sagte: »Wir segeln beim ersten Tageslicht, meine Herren. Der Gouverneur von New York hat eine Information erhalten, daß der von Halifax erwartete Konvoi wahrscheinlich angegriffen wird. Es ist ein großer Geleitzug, von zwei Fregatten und einem Kanonenboot gesichert. Bei diesem Wetter könnten die Schiffe jedoch leicht die Fühlung verlieren, wobei dann das eine oder andere Fahrzeug zur Standortbestimmung dichter unter Land geht.« Seine Finger schlössen sich zur Faust. »Das ist dann der Augenblick, in dem der Feind zuschlägt.«
    Bolitho lehnte sich vor und ignorierte das unangenehme Gefühl der Nässe um seine Körpermitte.
    Pears fuhr fort: »Ich sagte schon zu Mr. Cairns, man kann keinen defensiv geführten Krieg gewinnen. Wir haben die Schiffe, aber der Feind hat die Ortskenntnis und kann dadurch kleinere, schnellere Fahrzeuge einsetzen. Um einigermaßen Aussicht auf Erfolg zu haben, müssen wir sämtliche Nachschubwege offenhalten, jedes verdächtige Schiff durchsuchen oder aufbringen, unsere Anwesenheit ständig fühlen lassen. Kriege werden schließlich nicht mit Idealen, sondern mit Pulver und Blei gewonnen, und das hat der Feind nicht in ausreichendem Maße. Noch nicht.«
    Finster blickte e r in die Runde. »Der Konvoi aus Halifax bringt in erster Linie Pulver und Munition, auch Geschütze für die Garnisonen von Philadelphia und New York. Wenn auch nur ein einziges von diesen Schiffen mit seiner wertvollen Ladung in die Hände des Feindes fällt, würden wir die Auswirkungen in den kommenden Monaten zu spüren bekommen.«
    Er sah sich noch einmal mit scharfem Blick um. »Irgendwelche Fragen?«
    Sparke stand als erster auf. »Wieso wir, Sir? Natürlich bin ich äußerst dankbar, auslaufen zu können und im Dienste meines Vaterlandes eingesetzt zu werden, um einiges von dem…«
    Pears sagte kurz: »Bitte kommen Sie zur Sache.«
    Sparke schluckte, seine Narbe auf der Wange wurde plötzlich blutrot. »Warum werden keine Fregatten geschickt, Sir?«
    »Weil nicht genug da sind, nie genug da sein werden. Auch ist der Admiral der Ansicht, daß eine Demonstration der Stärke not tut:«
    Bolitho sah auf, als hätte er etwas
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