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Einfach Himmlisch

Einfach Himmlisch

Titel: Einfach Himmlisch
Autoren: Eileen Wilks
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PROLOG
    Es donnerte und blitzte. Für einen Moment sah Michael West die nassen Mauern und Holzbalken des Hauses. Neben der Tür starrte ihn ein steinernes Fabelwesen an, als er aufschloss. Regen und Dunkelheit passten zu dem alten Haus und im Augenblick auch zu seiner Stimmung.
    Das einzige Licht in der Diele stammte vom Weihnachtsbaum in der Ecke. Die breite Treppe und der Korridor, der zum Büro seines Bruders führte, waren dunkel. Jacob war bestimmt noch nicht im Bett. Vielleicht hielt er sich im Spielzimmer auf.
    Das Geräusch seiner Stiefel auf dem Marmorboden erinnerte Michael daran, dass er triefend nass war. Ada würde nicht begeistert sein, wenn er Schmutz hereintrug. Er blieb neben einem antiken Stuhl mit hoher Lehne stehen und zog Stiefel und Lederjacke aus, holte einen prall gefüllten Umschlag aus der Innentasche und warf die Jacke auf den Stuhl.
    Lautlos ging er weiter und blieb in der Tür des Spielzimmers stehen.
    Auch hier brannte kein Licht, aber im Kamin flackerte ein Feuer und erzeugte ein Schattenspiel an den Wänden. Die Vorhänge waren nicht zugezogen. Zweige klopften gegen die nassen Scheiben.
    Jacob saß neben dem Kamin im Ohrensessel, streckte die Beine aus und blickte in die Flammen. In der Hand hielt er einen Cognacschwenker.
    „Du bist ein Snob", stellte Michael lächelnd fest. „Dieses sündhaft teure französische Zeug schmeckt nicht besser als der Brandy, den ich im Supermarkt kaufe."
    Jacob zuckte nicht einmal mit der Wimper Es gab nur wenig, was ihn erschreckte. „Im Gegensatz zu dir besitze ich feine Geschmacksnerven", erwiderte er und sah seinen Bruder an. „Du trinkst wie ein Jugendlicher, vor allem wegen der Wirkung."
    „Das stimmt", räumte Michael ein und kam näher.
    Die Einrichtung dieses Zimmers stand in einem krassen Gegensatz zur Eleganz der übrigen Räume.
    Michael und seine Brüder hatten hier im Lauf der Zeit alle ihre Lieblingsmöbel untergebracht, weil jede Ehefrau ihres Vaters das Haus neu eingerichtet hatte.
    Der Bibliothekstisch hatte einst einem spanischen Vizekönig von Mexiko gehört. Michael erinnerte sich daran, dass sein Bruder Luke hier unzählige Pokerspiele gewonnen hatte. Luke, Michaels zweitältester Bruder, erweckte den Eindruck von Leichtsinn, verstand es aber ausgezeichnet, Risiken einzuschätzen. Außerdem konnte Luke mit Karten fast so gut umgehen wie mit Pferden.
    Michael blieb neben dem Schachspiel aus Jade stehen, das jetzt den Tisch zierte, griff nach dem König aus schwarzem Onyx und drehte ihn hin und her. Sein Bruder Jacob war immer ein guter Schachspieler gewesen. Er besaß Geduld und neigte dazu, alles zu planen. Jetzt vergrößerte er mit Hilfe dieser Eigenschaften sein Vermögen stetig.
    Seufzend stellte Michael die Schachfigur wieder weg. Die Frage kam ihm schwer über die Lippen, aber er musste es einfach wissen. „Wie sieht es mit Ada aus?"
    Jacob stand auf. Michaels ältester Bruder war hoch gewachsen und überragte Michael, der immerhin einsachtzig maß, um zehn Zentimeter. Das dichte kurze Haar hatte einen so dunklen Braunton, dass es fast schwarz wie das von Michael wirkte. „Es geht ihr gut. Die Behandlung schlägt an."
    Michael stieß den angehaltenen Atem aus. „Das beruhigt mich."
    „Bleibst du eine Weile hier?"
    „Ich muss morgen früh los." Er warf einen Blick auf den Umschlag. „Ich habe noch etwas Geschäftliches erledigt. Gibt es bei dir auch etwas anderes zu trinken als dieses teure Rasierwasser?"
    „Bestimmt finde ich etwas Billiges, das dir schmeckt." Jacob ging an die Bar. „Wie groß soll die Wirkung denn sein?"
    „Größer als das da", sagte Michael, als sein Bruder nur zwei Finger hoch Bourbon einschenkte.
    Jacob reichte ihm das Glas. „Fang erst mal damit an. Du bleibst nicht lange genug hier, um einen Kater auszukurieren."
    „Darum werde ich mich in der Maschine kümmern", erwiderte Michael und ging zum Flipperautomaten.
    Das ist früher mein Spiel gewesen, als wir alle noch in diesem Haus lebten, dachte er und verzog das Gesicht, als der Alkohol ihm in der Kehle brannte. Ihm fehlten Jacobs Geduld und Lukes Sportlichkeit. Darum hatte er sich auf seine Fähigkeiten verlassen, vor allem seine Schnelligkeit.
    Er konnte sich nicht beklagen. Sein Leben erforderte Beweglichkeit und einen klaren Verstand. Nur heute Abend zog er es vor, sich das Gehirn zu vernebeln. Mit einem Schluck leerte er das Glas.
    „Hast du es so eilig?" fragte Jacob.
    Michael ging an die Bar und schenkte sich nach. Was er
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