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Einfach Himmlisch

Einfach Himmlisch

Titel: Einfach Himmlisch
Autoren: Eileen Wilks
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jetzt sehr laut.
    A.J. stockte der Atem, und sie erstarrte. Einen Meter vor ihr endete der feste Boden, als hätte ein Riese ihn abgeschnitten. Das Wasser ergoss sich in den Abgrund.
    Dort unten gab es einen Fluss, aber welcher war es? Vergeblich versuchte sie, sich die Landkarte ins Gedächtnis zu rufen. Wie immer der Fluss auch hieß, er war jedenfalls von der soeben zu Ende gegangenen Regenzeit angeschwollen und schäumte zwischen Steilufern dahin.
    „Wo sind wir?” fragte sie.
    Vielleicht hörte er sie wegen des Wasserfalls nicht. Oder weil er so konzentriert den Himmel betrachtete. A.J. biss sich auf die Unterlippe und folgte seinem Beispiel, entdeckte jedoch nirgendwo den heiß ersehnten Hubschrauber.
    „Komm schon", sagte der Lieutenant. „Wo sollte ich schon sein, wenn nicht ... Ja!"
    Sie folgte der Richtung seines Blicks und sah jetzt auch die Maschine, die tief hinter den Bäumen auftauchte und auf sie zu-hielt. Lachend ließ sie seine Hand los. Jetzt war die Rettung nahe.
    A.J. besaß ein ungewöhnlich scharfes Gehör, während ihre anderen Sinne normal ausgebildet waren. Sie vernahm trotz des rauschenden Wasserfalls einen Schrei und wirbelte herum.
    Zwischen den Bäumen tauchte ein Soldat auf. Nein, mehrere Soldaten! Sie rang nach Atem und packte den Lieutenant am Arm.
    Er handelte bereits, fuhr herum und hob das Gewehr.
    Wieder krachten unerträglich laute Schüsse. Die Soldaten zogen sich zwischen die Bäume zurück.
    Nur einer blieb regungslos liegen.
    Hände packten sie, rissen sie hoch - und schleuderten sie über die Felskante.
    Sie stürzte ... stürzte scheinbar endlos, bis sie ins Wasser ein-tauchte. Es schlug so schnell über ihrem Kopf zusammen, dass sie nicht ausreichend Luft holen konnte. Instinktiv schloss sie den Mund und rechnete damit, jeden Moment an Felsen zerschmettert zu werden. Die Strömung wirbelte sie herum, bis sie nicht mehr wusste, wo oben und unten war.
    Dann streifte sie mit einem Fuß den Grund und stieß sich ab, während ihre Lungen schon fast platzten. Die Strömung war stark, doch A.J. kämpfte sich nach oben, und endlich tauchte ihr Kopf aus dem Wasser.
    Sie rang nach Luft. Steinwände jagten an ihr vorbei. Der Fluss war noch schneller, als sie angenommen hatte, und es kostete sie ihre ganze Kraft, den Kopf über dem brodelnden Wasser zu halten.
    Wo war Lieutenant West? Ringsum sah sie nur tobendes Wasser. Ein Felsen tauchte vor ihr auf. Sie schlug mit Armen und Beinen um sich, um ihm auszuweichen, prallte mit der Hüfte dagegen und trieb weiter. Kälte, Schnelligkeit und Erregung verhinderten, dass sie Schmerz verspürte.
    Hatte Lieutenant West es auch geschafft? Oder lag er jetzt sterbend dort oben?
    Wieder half ihr das Gehör weiter. Ganz schwach hörte sie über dem Rauschen des Flusses ihren Namen, schluckte Wasser, als sie den Mund öffnete, und schrie: „Hier! Ich bin hier!
    Wegen der starken Strömung sah sie ihren Retter jedoch nicht.
    Endlich wichen die Steinwände zurück, der Fluss wurde breiter, die Ufer flacher. Arme und Beine schmerzten von der Anstrengung. Die Sonne war aufgegangen, und jetzt entdeckte sie ein Stück flussabwärts den Kopf des Mannes und rief nach ihm.
    Lieutenant West antwortete. Sie konnte die Worte zwar nicht verstehen, aber er hatte sich gemeldet!
    Die Energie, die sie bisher angetrieben hatte, wich. Sie zitterte, und Schwäche lähmte sie. Am liebsten hätte sie sich zu dem Lieutenant treiben lassen, damit er sich von jetzt an um sie kümmerte.
    Ermattet kämpfte sie sich zum Ufer vor und fühlte endlich Grund unter sich. Sie wollte aufstehen, schaffte es nicht und kroch auf Händen und Knien weiter, bis sie das Wasser fast hinter sich ließ.
    Das Ufer war nur schmal. Sie zog sich an Ästen an Land und brach auf der Erde zusammen.
    Minutenlang lag sie keuchend da, während sie das Singen der Vögel und das Kreischen der Affen vernahm.
    Er hatte es doch ans Ufer geschafft, oder?
    Sie musste wissen, wo er war! Stöhnend stemmte sie sich mit einem Arm hoch. Dann sah sie den Mann zum ersten Mal bei vollem Tageslicht.
    Er saß nur einen Meter von ihr entfernt, hatte ein Bein angezogen und stützte den Arm darauf.
    Wasser tropfte aus kurzem schwarzem Haar und der Tarnkleidung. Über dem olivgrünen Hemd trug er eine Weste mit zahlreichen Taschen. Das schmale Gesicht war sonnengebräunt. Dunkle Bartstoppeln hoben sich von der Haut ab. Ausgeprägte Wangenknochen und schwarze Augen deuteten darauf hin, dass er ein Latino war. Der Mund
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