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Einfach Himmlisch

Einfach Himmlisch

Titel: Einfach Himmlisch
Autoren: Eileen Wilks
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Vergangenheit gestolpert war. Energisch unterdrückte sie Tränen und Erinnerungen.
    „Was machen wir als Nächstes?”

    „Wir marschieren los." Er legte die Weste weg und knöpfte das Hemd auf. „Ich habe mir die Schulter gestoßen. Sehen Sie nach."
    Er war sehr schlank, aber nicht mager. An den breiten Schultern war die Haut noch dunkler als an den Beinen. Sie sah seinen Waschbrettbauch und seine Brust. Das Atmen fiel ihr plötzlich schwer.
    Auf dem linken Schulterblatt hatte er trotz des schützenden Hemdes einen Kratzer. „Ich muss auch hier Salbe auftragen.- Wohin gehen wir?"
    „Leider müssen wir über die Berge nach Honduras."
    „Honduras?" fragte sie, während sie die Salbe so behutsam wie möglich verstrich. „Ich wusste nicht, wohin sie Schwester Maria Elena und mich von La Paloma verschleppt haben, aber ich dachte, wir wären näher an der Küste."
    „Dieser Fluss ist der Tampuru. Schätzungsweise sind wir sechzig Kilometer flussaufwärts von der Stelle, an der er in den Rio Mario mündet."
    In der Mitte und im Norden des Landes kannte sie sich nicht so gut aus wie im Süden. „Sollten wir dann nicht flussaufwärts wandern? Die Regierung kontrolliert die Tiefebene, und Santo Pedro liegt am Rio Mario." Santo Pedro war die Provinzhauptstadt und vermutlich ziemlich groß. Dort gab es Telefon, Wasser, das man nicht abkochen musste, und Ärzte, die den Lieutenant versorgen konnten.
    „Das Risiko wäre zu groß, auf El Jefes Truppe zu stoßen. Ich habe, gehört, dass bei Santo Pedro gekämpft wird. Falls die Regierung siegt, was ich vermute, werden die Rebellen zurückgedrängt.
    Dann nehmen sie den Weg hierher."
    Ihr schauderte. „Und falls die Regierung nicht siegt, finden wir in Santo Pedro erst recht keine Hilfe." Sie zumindest nicht, aber vielleicht würde es für ihn möglich sein. „Sie könnten sich für einen Einheimischen ausgeben. Die Soldaten haben Ihr Gesicht nicht gesehen. Sprechen Sie Spanisch?"
    „Mit Akzent." Er zog das nasse Hemd wieder an. „Ich würde sofort auffallen wie ein bunter Hund. Die Strapazen bleiben uns nicht erspart."
    „Früher oder später treffen wir bestimmt auf ein Dorf", meinte sie seufzend. „Die Gegend ist schließlich bewohnt."
    „Ja, aber wir dürfen uns nirgendwo zeigen."
    „Wir müssen essen! Wir haben kein Zelt, keine Decken, überhaupt nichts!"
    „Wir werden schon essen, nicht gut, aber wir werden nicht verhungern. Niemand darf uns sehen. Manche Dörfer stehen auf El Jefes Seite. Viele Leute haben Angst vor ihm. Dadurch könnte er erfahren, dass wir aufgetaucht sind."
    „Und selbst wenn, warum sollte ihn das interessieren? Er hat Wichtigeres zu erledigen, als uns zu jagen, vor allem, wenn sein Kampf nicht gut läuft."
    „Wenn das so ist, wird er mit seiner Armee hierher kommen, und dann ist er sicher nicht sonderlich gut gelaunt. Möchten Sie riskieren, dass er ein ganzes Dorf bestraft, weil man uns dort geholfen hat?"
    Das brachte sie zum Verstummen.
    „Sie sind dran. Ziehen Sie das Hemd aus, Rev."
    Sie presste die Lippen aufeinander. „Wenn Sie wollen, dass ich Ihre Befehle wie ein braver kleiner Soldat befolge, müssen Sie mich mit meinem Namen ansprechen, und ich heiße nicht Rev."

    Unvermittelt lächelte er und wirkte dadurch schlagartig viel menschlicher - und viel gefährlicher.
    „Was sind wir doch stur. Na gut, A.J. Ausziehen!"
    Es gab einen Weg, der vom Fluss wegführte, auch wenn es nur ein von Tieren benutzter Trampelpfad war. Michael fand einen kräftigen Ast, den er als Stock beim Gehen benutzen und mit dem er Ungeziefer oder Schlangen aus überhängenden Zweigen schlagen konnte.
    Anfangs schwiegen sie, weil es anstrengend war, sich durch das Unterholz zu kämpfen. Wenig später erreichten sie einen ziemlich steilen Hang.
    Jetzt hätte Michael gut eine Machete gebrauchen können. Damit hätte er einen Weg durch einen grünen stacheligen Tunnel hacken können. Er hatte zwar sein Messer, doch das war zu kurz und auch zu wichtig zum Überleben, als dass er riskieren konnte, die Klinge zu beschädigen.
    Das Bein schmerzte höllisch. Er hätte nie zustimmen dürfen, eine Einheimische zu retten, nicht einmal eine Nonne. Doch er erinnerte sich an das faltige lächelnde Gesicht und seufzte.
    Keinesfalls hätte er Schwester Maria Elena in den Händen eines Verrückten gelassen, der Krieg gegen Unschuldige führte.
    Doch nun war er verletzt und stützte sich immer stärker auf den Stock. Der Schmerz war gar nicht das größte Problem,
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