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061 - Medusas steinerne Mörder

061 - Medusas steinerne Mörder

Titel: 061 - Medusas steinerne Mörder
Autoren: Larry Brent
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    Sie
waren ahnungslos, als sie ihr Zelt direkt am Südufer des Muresul errichteten.
Die Dunkelheit brach an, und die schroffen Felsen der westlichen Karpaten
schienen rot im Licht der versinkenden Sonne zu glühen wie Kohlen, deren Glut
langsam erlischt. Fred Ainsly und Bob Gattern betrachteten dieses
Naturschauspiel, während sie ihre Arbeit beendeten. Die beiden zweiundzwanzig
und dreiundzwanzig Jahre alten Freunde waren seit Monaten unterwegs, quer durch
Europa, auf einer Fahrt, die nicht immer glatt und ohne Zwischenfälle verlief.
Der große Landrover enthielt alles, was sie besaßen. Er war vollgestopft mit
Decken, Kleidern, Konserven, und Ersatzteilen, um den Wagen unterwegs auch mit
eigener Initiative reparieren zu können, wenn der Fall eintrat. Auf
unzulänglichen und unbefestigten Pfaden und auf Paßstraßen war das einige Male
passiert. Fred Ainsly, der jüngere, war groß, aschblond und sommersprossig. Er
wirkte neben dem untersetzten, bulligen Bob Gattern hager aufgeschossen wie
eine Bohnenstange. Ainsly sah es beim Aufrichten…
    Es
hob sich vom Wasser ab, das kalt und schnell von den Bergen floß. Das Ufer war
schmutzig, voller Steine und niedrigwachsender Büsche und Bäume. Die standen
zum Teil so dicht, daß sie stellenweise einen undurchdringlichen Dschungel
bildeten. Dort, wo Ainsly den dunklen runden Schatten auf dem Wasser tanzen
sah, ragten keine Gräser und Büsche aus dem Wasser.
    »Da
schwimmt jemand!« sagte der sommersprossige junge Amerikaner. »Du spinnst!«
entfuhr es Gattern heftiger als gewollt, bevor er den Kopf drehte, um in die
Richtung zu schauen, wo sein Freund die Entdeckung gemacht hatte. Gatterns
Augen verengten sich. Er sah es auch… Nicht mehr ganz deutlich allerdings, denn
Nebel und Dunkelheit, die schnell kamen, verhinderten, daß er den kleinen Hügel
registrierte, der gerade zwischen den Zweigen schlanker Hängebirken verschwand.
Die Luft war kalt, nur wenige Grade über Null. Bei diesem Wetter schwamm
niemand im Wasser. »Verdammt, du hast recht«, berichtigte sich Gattern
augenblicklich, wirbelte herum, lief am Strand entlang und starrte in die
Dämmerung.
    »Hallo?« rief er. »Ist da jemand?« Er konnte etwas deutsch, und sie
hatten die Erfahrung gemacht, daß sie mit dieser Sprache recht gut durchkamen
und manche Auskünfte in ihr erhielten. Das Wasser plätscherte gleichmäßig
weiter und lief gurgelnd zwischen den Büschen und Gräsern an den Uferrand.
Ainsly ließ die Taschenlampe aufblitzen und führte den bleichen Lichtstrahl in
die Richtung, in der das dunkle, auf dem Wasser tanzende Etwas verschwunden
war. »Du hast dich getäuscht«, meinte Gattern achselzuckend. »Wahrscheinlich
ist ein fauler Kohlkopf angetrieben worden. Bei diesen Temperaturen gönnt sich
kein Mensch das Vergnügen im Wasser. Und Draculas Vampirbräute werden sich hier
wohl nicht als Wassernixen getarnt haben…« Draculas Schloß, von dem sie gehört
hatten, war ihr nächstes Ziel. Schließlich waren sie in Transsylvanien und
wollten die alte Ruine aufsuchen, die in die Literatur- und Filmgeschichte
eingegangen war. In diesem Zusammenhang war die Bemerkung zu verstehen, denn
sie hatten während der letzten Stunden einige Male über Graf Dracula und seine
Vampirbräute gewitzelt.
    Ainsly
und Gattern wandten sich ab und wollten sich wieder ihrem für die Nacht halb
vollendeten Zeltaufbau zuwenden, als sie beide abrupt stehen blieben. Sie
hörten eine leise, kläglich wimmernde Stimme.
    »Helft…
mir… bitte… holt mich… hier heraus…« Es war die Stimme einer Frau. Der Hilferuf
kam aus der Dämmerung zwischen den Büschen und Gräsern am Uferrand. Wieder
reagierte Fred Ainsly zuerst. Er lief zurück zu der Stelle, von der sie eben
erst gekommen waren. Erneut richtete er den Lichtstrahl zwischen die Gräser und
Blätter.
    Und
tatsächlich! Er sah den Kopf… mitten auf dem Wasser lag er und
schaukelte auf der bewegten Oberfläche. Der Kopf einer Frau.
    Aber,
was für einer! Ainsly hatte das Gefühl, sein Körper würde an mehreren Stellen
zur gleichen Zeit von glühenden Nadeln durchbohrt. Alles in ihm verkrampfte
sich, seine Nackenhaare richteten sich auf. Er erlebte einige Sekunden
namenloses Grauen, das ihn völlig lähmte. Und aus der Lähmung, wurde Versteinerung… Vor ihm lag das Schreckenshaupt der Medusa, und zahllose dünne Schlangen wanden
sich zischelnd und raschelnd darauf…
     
    ●
     
    Seine
Haut wurde kalt und weiß-grau. Bob Gattern sah, daß der Freund reglos
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