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Einfach Himmlisch

Einfach Himmlisch

Titel: Einfach Himmlisch
Autoren: Eileen Wilks
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auch unsinnig sein. In der Dunkelheit wurde sie von Angst überrollt.
    Irgendwann würde der Mann zurückkehren, den sie El Jefe nannten. Er kam in sein Hauptquartier zurück, wenn er genug Menschen getötet hatte. Bis jetzt hatte man sie in Ruhe gelassen.
    El Jefe fand es richtig, für seine Sache zu töten, doch er duldete keine Vergewaltigungen. A.J. und Schwester Maria Elena waren in dieser Hinsicht verschont geblieben.
    Ihr Kopf befand sich dicht an den Brettern, so konnte sie das schwache Geräusch hören. Es war so leise, dass sie nicht feststellen konnte, wodurch es verursacht wurde. Sie wusste nur, dass es von draußen kam.
    Der Atem stockte ihr. Sie riss die Augen auf, als sich etwas zwischen sie und die Sterne schob.
    „Reverend Kelleher, sind Sie da?" flüsterte eine Männerstimme.
    Ein Amerikaner! Ihr wurde schwindelig. Hätte sie jetzt auf-recht gestanden, wäre sie zu Boden gesunken. „Ja", antwortete sie. „Ja, ich bin hier.
    „Ich werde Scopes umbringen."
    „Was?”
    „Ich habe mit einem Bariton und nicht mit einem Sopran gerechnet. Ich bin Lieutenant Michael West, Ma'am, Special Forces. Ich hole Sie heraus."
    „Dem Himmel sei Dank!"
    „Wie alt sind Sie?"
    „Zweiunddreißig." Beinahe hätte sie ihn gefragt, wie alt er war.
    „Sind Sie verletzt?"
    „Nein, ich ... "
    „Wie fit sind Sie?"
    Er wollte wissen, ob sie die Flucht durchhalten würde. „Ich bin in guter Verfassung, Lieutenant, aber Schwester Maria Elena ist über sechzig, und ihr Bein ..."
    „Wer?" fragte er scharf.
    „Schwester Maria Elena", wiederholte A.J. „Sie wurde verletzt, als die Soldaten das Dorf stürmten. Ich fürchte, sie kann nicht ... Lieutenant?" fragte sie, als er zu fluchen begann.
    „Ist die Nonne amerikanische Staatsbürgerin?"
    „Nein, aber das spielt doch keine Rolle."
    „Die Vereinigten Staaten können nicht jede Einheimische retten, die von Typen bedroht wird, die gern Che Guevara spielen möchten. Was soll ich überhaupt mit ihr machen? Guatemala und Honduras nehmen keine Flüchtlinge aus San Christóbal auf, und die Regierung von Nicaragua ist wegen des Zwischenfalls im letzten Jahr noch immer wütend auf die Vereinigten Staaten. Wir dürfen dort nicht einmal mit einer Militärmaschine landen."

    „Aber Sie können sie nicht hier lassen!"
    „Reverend, es wird schon schwierig genug werden, Sie herauszuholen."
    A.J. lehnte die Stirn gegen ein raues Brett. „Dann tut es mir Leid", flüsterte sie. „Ich kann nicht mit Ihnen kommen."
    Er schwieg einen Moment. „Haben Sie eine Ahnung, was El Jefe mit Ihnen anstellen wird, wenn Sie bei seiner Rückkehr noch da sind?"
    „Sie brauchen mir keine grausamen Einzelheiten zu schildern. Es würde auch gar nichts helfen. Ich kann Schwester Maria Elena nicht zurücklassen. Sie hat Fieber. Der Fuß hat sich entzündet. Ohne Hilfe stirbt sie."
    „Lady, sie wird sterben, ob Sie mit mir kommen oder bleiben."
    Wie gern wäre sie mit ihm gegangen, doch das war unmöglich.
    „Ich kann sie nicht verlassen."
    Diesmal schwieg er eine Weile. „Wissen Sie etwas über den Wagen, der hinter den Baracken steht?"
    „Nein. Sie haben mich auf einem Wagen mit Ladepritsche hergebracht. Die Seitenwände waren aus Metall, und es roch nach Hühnermist."
    „Den meine ich. Letzte Woche hat er also noch funktioniert?"
    „Ja."
    „Gut. Suchen Sie Ihre Sachen zusammen. Warten Sie hier auf mich."
    Beinahe hätte sie laut gelacht. „Ich gehe bestimmt nicht weg."
    Die Mondsichel lieferte gerade so viel Licht, dass Michael sich orientieren konnte. Er presste sich mit dem Rücken gegen El Jefes Haus, als ein Wachtposten in einem Abstand von fünf Metern vorbeiging.
    Die Wachen bereiteten ihm keine Sorge. Er besaß die besten Nachtgläser, die Uncle Sam zu bieten hatte, während die Wachen sich auf ihre Augen verlassen mussten. Er trug auch seine Waffen, eine SIG Sauer und die CAR 16, über der Schulter, hoffte aber, sie nicht einsetzen zu müssen. Mit Schüssen hätte er nur auf sich aufmerksam gemacht. Falls er einen Wächter ausschalten musste, würde er lieber einen der Pfeile aus seiner Westentasche benutzen. Sie waren mit einem starken Betäubungsmittel gefüllt.
    El Jefes Hauptquartier war ein Ebenbild seiner Aktionen - auf ganzer Linie unzulänglich. Der selbst ernannte Befreier hätte Guerillakämpfer bleiben und sich weiterhin auf Angriffe aus dem Hinterhalt beschränken sollen. Ihm fehlte die Ausbildung, um erobertes Land zu halten. Michaels Meinung nach konnte die
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