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0223 - Rückkehr des Pharao

0223 - Rückkehr des Pharao

Titel: 0223 - Rückkehr des Pharao
Autoren: Rolf Michael
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Professor Zamorra, Weltexperte für Parapsychologie und mächtiger Vorkämpfer des Guten, der schon seit vielen Jahren den Kräften der Hölle und ihrer Dämonenfürsten Schach bot, hatte keine Zeit, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden.
    Sie wurden von Gewalten, derer sie sich nicht erwehren konnten, fortgetragen. Wie aus weiter Ferne hörte er Carsten Möbius und Michael Ullich brüllen. Aber es waren keine Hilfeschreie im üblichen Sinne. Es war der Notschrei des sterblichen Wesens, das ein fürchterliches Schicksal unabwendbar auf sich zurasen sieht.
    Und das keine Möglichkeit sieht, sich zu wehren oder zu entkommen. Daß er, Zamorra, genau so schrie, kam ihm nicht zu Bewußtsein. Es war der Körper, der Nicht umsonst nannten ihn Freunde wie auch Feinde den Meister des Übersinnlichen.
    Aber er versuchte vergeblich, seine Kräfte zu aktivieren. Die bunten Malereien, mit denen die altägyptische Grabkammer bis unter die Decke ausgeschmückt war, verschwammen vor seinen Augen. Er nahm nur noch ein Kaleidoskop von hundert Farben wahr, die völlig sinnlos ineinander Überflossen.
    War das die Vorstufe des Wahnsinns?
    Und immer kreisender wurde der Strudel, in den er und seine Freunde hineingerissen wurden.
    Dabei hatte alles so harmlos angefangen. Nichts hatte darauf hingedeutet, daß diese Grabkammer ein solches Geheimnis bergen sollte.
    Es war vor einigen Tagen gewesen…
    ***
    Blutrot zog über Château Montagne der Morgen auf. Das alte Schloß aus den Tagen der Kreuzzüge schien wie mit flüssigem Feuer umgeben. Stille und Schweigen lag über dem uralten Gemäuer. Wie tote Augen starrten die kleinen Fenster aus dem dicken Mauerwerk, hinter denen seit Stunden das Licht bereits verloschen war.
    Nur aus dem obersten Fenster im Turm drang noch Licht in die langsam grau werdende Finsternis der Nacht.
    Es war die Zeit, wo die Schatten der Dunkelheit entfliehen, und die ersten Vögel schüchtern das Erwachen des neuen Tages begrüßen.
    Aber nicht nur die gefiederten Sänger des Waldes.
    Auch gewisse Vögel, die der Mensch zu seinem Nutzen hält, pflegen früh zu erwachen.
    Und das männliche Exemplar begrüßte den jungen Morgen mit besonders lauter Stimme.
    »Kikeriki!« Markerschütternd hallte das Krähen des Burghahnes durch die feierliche Stille des Château. »Kikeriki!« Hell schmetternd wie die Trompete des jüngsten Gerichtes.
    Klappernd wurde das Fenster, hinter dem noch das Licht leuchtete, aufgestoßen.
    Der Wappenvogel des alten Frankreich hatte Professor Zamorra aus einer komplizierten Arbeit herausgeschreckt. Kein Gedanke mehr daran, sich jetzt noch einmal so zu konzentrieren.
    »Halt’s Maul, Gallier!« rief er aus dem Fenster. Denn immerhin ist das Wort Gallus die lateinische Bezeichnung für den Hahn. Und der Meister des Übersinnlichen hatte diesen Satz schon sehr oft gerufen. Denn als typischer Nachtschichtler begann er erst dann mit konzentrierter Arbeit, wenn die Hühner zu Bett gingen.
    Wenn das Federvieh allerdings wieder im Garten scharrte und pickte, dann lag Professor Zamorra in dem, was von ihnen übrig blieb, nachdem sie die Burgköchin schmackhaft zubereitet hatte.
    »Kikeriki!« Der Ruf des Gebieters über Château Montagne schien der Hahn als Herausforderung zum Gesangswettstreit anzusehen. Nun, an ihm sollte es nicht liegen, denn er hatte sicherlich eine schönere und bestimmt auch lautere Stimme wie der Mensch im Turm.
    Irgendwann einmal hatte Nicole Duval dem Hahn den sinnigen Namen »Caruso« gegeben. Und Professor Zamorras Freundin und Lebensgefährtin sowie Mitkämpferin gegen die Gefolgschaft Satans hatte eine Schwäche für den Gockel. Mit aller ihr zu Gebote stehenden weiblichen List hatte sie eine Hinrichtung des Hahnes bisher verhindert. Jetzt aber träumte Nicole die süßesten Träume und ahnte nichts von dem sich anbahnenden Drama.
    »Kikeriki!« Die durch die nächtliche Arbeit überstrapazierten Nerven Zamorras begannen, um etwas zu kreisen. Und es waren nicht die Geheimnisse des Buches von Skelos oder ein Versuch, die dunklen Sprüche aus dem Buche von Eibon neu zu deuten.
    Es handelte sich eher um etwas ganz Profanes.
    Hühnersuppe!
    »Kikeriki!« Der Appetit, den der Meister des Übersinnlichen bei diesen markerschütternden Tönen auf ein solch kräftiges Süppchen verspürte, wuchs ins Unermeßliche.
    Professor Zamorra beschloß, dem Verlangen des Körpers nachzugeben. Wie er Nicole das Ableben Carusos dann beibrachte, war eine ganz andere Angelegenheit.
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