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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs
Autoren: Raymond E. Feist
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Pferdewappen von Zûn.
    Kevin mußte sich auf die Lippe beißen, um seine Qual nicht laut herauszuschreien. Er konnte seinen Landsleuten nicht einmal helfen! Er würde nur selbst getötet werden und seiner geliebten Lady die Bürde der Schande hinterlassen. Doch die Wut und der Schmerz in ihm würden niemals der Logik gehorchen. Unterdrückte Gefühle schwelten in seinem Innern, und so schloß er die Augen und senkte den Kopf. Diese Kaiserlichen Spiele waren eine Barbarei, und er war nicht willens zuzusehen, wie gute Männer zu Ehren eines absurden Spektakels geopfert wurden.
    Doch statt Kampfgeräuschen hörte er nur ein Gemurmel in der Menge. Kevin wagte einen Blick. Die Krieger von Thuril und Midkemia kämpften nicht, sie unterhielten sich. Pfiffe und Buhrufe klangen von den höchsten Rängen des Stadions herunter, während die beiden Gruppen sich in einer alles andere als kampfeslustigen Haltung gegenüberstanden. Jetzt zeigte einer der Thuril auf die Menge. Er war zu weit entfernt, als daß seine Worte zu verstehen gewesen wären, doch sein Gesichtsausdruck kündete von Verachtung.
    Einer der Midkemier trat vor, und ein Thuril hob das Schwert; da hielt ihn ein Ruf seines Kameraden zurück. Der Midkemier legte seinen Lederhelm ab und schaute sich in der Arena um. Dann warf er mit unglaublicher Frechheit Rüstung und Waffen in den Sand. Sein Schild folgte; deutlich war der dumpfe Aufprall in der absoluten Stille zu hören. Er sprach mit seinen Kameraden und kreuzte die Arme über der Brust.
    Die anderen in der Arena folgten kurz darauf seinem Beispiel. Schwerter, Helme und Schilde fielen zu Boden, bis sich schließlich die Midkemier und Thuril unbewaffnet gegenüberstanden.
    Wieder erschollen Buhrufe von den Gewöhnlichen, doch die höheren Klassen schienen bis jetzt angesichts dieses merkwürdigen Verhaltens eher amüsiert als beleidigt. Niemand schien Gefahr zu wittern.
    Doch dann tippte Arakasi leicht auf Kevins Schulter. »Nimm das hier«, flüsterte er.
    Ein Messer glitt in die Hand des Barbaren. Er zuckte vor Überraschung beinahe zusammen, als er seine Finger um das Heft schloß. Für einen Sklaven bedeutete das Tragen einer Waffe die Todesstrafe, und der Freie, der dieses Gesetz brach, verlor alle Ehre. Daß der Supai es dennoch getan hatte, zeugte von tödlicher, unmittelbar bevorstehender Gefahr. Arakasi wandte sich an Mara. »Lady, ich werde die Wachen und Eure Sänfte holen und sie so nah zum Eingang der Arena bringen, wie die Kaiserlichen Wachen es erlauben. Dann laufe ich zum Stadthaus und hole die restlichen Soldaten. Ihr müßt hier verschwinden und uns auf der Straße treffen, sobald Ihr könnt. Ich habe … dieses Gefühl, von dem ich vorhin gesprochen habe. Ich fürchte das Schlimmste.«
    Mara gab kein deutliches Zeichen, daß sie es gehört hatte, doch Lujan fuhr mit der Hand an den Schwertgriff, und auch Kenji und die anderen beiden Soldaten wurden wachsam. Arakasi schlüpfte lautlos davon.
    Kevin preßte die Klinge gegen seinen Unterarm, seine Augen hingen an der seltsamen Szenerie in der Arena, während seine Sinne sich auf die Berater richteten, die in den angrenzenden Logen mit ihren Herren und Herrinnen sprachen.
    Der Kriegsherr in der kaiserlichen Loge sprang auf. Die Buhrufe und Pfiffe wurden lauter. Rote Flecken zeigten sich auf seinem Gesicht, als er brüllte: »Laßt den Kampf beginnen!«
    Als die Kämpfer trotzig auf dem Sand stehenblieben, eilten kräftige, lederbekleidete Aufseher herein, um ihrer Aufsässigkeit ein Ende zu bereiten. Sie entrollten Peitschen aus Needra-Fell und begannen auf die Krieger einzuschlagen.
    Die Menge begann jetzt, ihren Unmut herauszuschreien. Pfiffe und Obszönitäten vermischten sich zu einem gewaltigen Getöse, als selbst die hochgeborenen Edlen sich weigerten, reglos zuzusehen, wie die Männer geschlagen wurden. Plötzlich griff einer der Thuril nach einem der Aufseher, brachte den Mann aus dem Gleichgewicht und schnappte sich die Peitsche. Er schlang das Leder um die Kehle des Feindes und begann ihn zu erwürgen. Die anderen Aufseher warfen sich auf den Aufsässigen und droschen brutal auf ihn ein. Ihre Schläge zwangen ihn in die Knie, doch voller Entschlossenheit zog er die Schlinge fester und fester, bis sein Opfer keuchte und lila anlief und schließlich starb.
    Im nächsten Augenblick, bevor noch jemand irgend etwas tun konnte, hatten die Thuril-Soldaten ihre Waffen wieder in den Händen und gingen zum Angriff über. Die Midkemier taten es
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