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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs
Autoren: Raymond E. Feist
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es der gleiche sein können wie der, den sie bei sich trug. Wehmütig erinnerte sie sich daran, daß alle großen Häuser des Kaiserreiches einen gemeinsamen Anfang teilten, und sie erneuerte ihre Hingabe, auch eine gemeinsame Zukunft daraus zu gestalten. Schließlich sagte sie: »Entfernt den Natami mit Ehrfurcht.«
    Nira kniete sich nieder, um ihrer Anweisung Folge zu leisten, als sie sich umdrehte und den Priester ansah. »Ich werde den Natami nicht begraben.« Sie brauchte keinen symbolischen Akt, um sich darüber zu freuen, daß der Kampf, den sie die längste Zeit ihres Lebens gefochten hatte, endlich zu einem Ende gekommen war. Sie hatte viel riskiert und viel verloren, was ihr lieb gewesen war, und allein der Gedanke an die rituelle Auslöschung der Familie machte sie verdrießlich. Zu leicht, viel zu leicht hätte das besiegte Haus ihr eigenes sein können.
    In tiefer Anerkennung ihrer eigenen Stärken und Schwächen und dem daraus resultierenden Erbe, das sie ihrem Sohn und zukünftigen weiteren Kindern hinterlassen könnte, nickte sie in Richtung des Talismans der Minwanabi. »Einst trugen heldenhafte Menschen diesen Namen. Es ist nicht gut, daß er vergessen wird, nur weil ihre Nachkommen vom Weg abgekommen sind. Der Natami der Acoma wird hier ruhen, wo ich und meine Kinder in Frieden im Schatten unserer Ahnen sitzen können. Doch ich möchte, daß für den Natami der Minwanabi ein anderer Platz gefunden wird, ein Platz auf dem Hügel mit Blick über den Besitz. Ich möchte, daß die Geister dieser großen Menschen sehen, daß gut für das Land ihrer Ahnen gesorgt wird. Dann werden auch sie leichter Ruhe finden.«
    Sie wandte sich an den Gärtner: »Nira, es steht Euch frei, den Platz auszuwählen. Pflanzt eine Hecke und einen Garten mit Blumen; laßt niemanden außer Euch selbst und den von Euch erwählten Nachfolgern einen Fuß hineinsetzen. Laßt den Ahnen, die an der Gründung und dem Weiterbestand der Nation beteiligt waren, Sonnenlicht und Regen zukommen, damit die Erinnerung an ein großes Haus weiter bestehen bleibt.«
    Der Mann verneigte sich tief und stach fachmännisch die Erde um den alten Felsen aus. Während der Priester Chochocans seinen Segen sprach, nahm er mit vom Arbeiten schwieligen Händen den Talisman hoch und legte ihn beiseite. Mara reichte dem Priester des Guten Gottes ihren eigenen Stein. Er hielt ihn gen Himmel und sprach die mächtigsten Beschwörungen für Chochocans dauerhafte Gunst. Dann gab er ihn Mara zurück, die ihn wiederum dem Gärtner reichte. »Hier ist das Herz meines Geschlechts. Kümmert Euch darum, als wäre es Euer leibhaftiges Kind, und Ihr werdet als der Mann bekannt werden, der zwei großen Häusern große Ehre erwiesen hat.«
    »Mistress«, sagte Nira und neigte den Kopf respektvoll über diesen Auftrag. Wie jeder andere Diener hatte auch er erwartet, in die Sklaverei verkauft zu werden, statt dessen jedoch ein neues Leben erhalten.
    Der Priester weihte den Boden um den Natami, als Nira die Erde um den Sockel feststampfte. Gegen Ende des Rituals ließ Chochocans Diener ein kleines metallenes Glockenspiel ertönen und ging, den Gärtner dicht hinter sich.
    Mara blieb allein bei dem Stein, der die Geister ihrer Ahnen für eine Erneuerung auf dem Rad des Lebens an sich band. Ohne auf ihre seidenen Gewänder zu achten, kniete sie sich auf die Erde und fuhr mit dem Finger über die Oberfläche; die schwachen Linien des Shatra-Vogels auf dem Wappen waren vom Alter abgeschliffen.
    »Vater«, sagte sie leise, »dies ist unser neues Heim. Ich hoffe, der Platz gefällt dir.« Dann fügte sie Worte an ihren toten Bruder hinzu, dessen Abwesenheit immer noch tiefen Schmerz in ihrem Herzen hinterließ. »Lanokota, ruhe sanft und in Frieden.« Dann dachte sie an all diejenigen, die in ihrem Dienst gestorben waren; jene, die ihr nahegestanden und die sie geliebt hatte, und jene, die sie kaum gekannt hatte. »Mutiger Papewaio, der Ihr Euer Leben gabt, um meines zu retten, ich hoffe, Ihr kehrt auf dem Rad des Lebens als Sohn dieses Hauses zurück. Und Nacoya, Mutter meines Herzens, du mußt wissen, daß die Frau, die du wie eine Tochter großgezogen hast, dich mit Lobgesängen preist.«
    Sie dachte an ihren geliebten Kevin, der jetzt zurück bei seiner eigenen Familie war, und betete, daß er auch ohne sie ein glückliches Leben finden würde. Tränen flössen ungehindert über ihre Wangen, Tränen der Niederlagen und der Siege, Freudentränen und Tränen des Kummers. Das
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