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Engel auf Probe (German Edition)

Engel auf Probe (German Edition)

Titel: Engel auf Probe (German Edition)
Autoren: Day Leclaire
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PROLOG
    “Das dauert nun schon zwei Jahre”, schimpfte Reed Harding ins Telefon. “Sie sind die beste Detektei des Landes und brauchen diese Frau nur zu finden. Das kann ja wohl nicht so schwer sein!”
    “Mr Harding, die betroffene Dame will offenbar nicht gefunden werden. Das macht das Ganze ein bisschen knifflig.”
    Reed schob einen Papierstapel auf seinem Schreibtisch hin und her, um dem Ärger Luft zu machen, den diese Anrufe immer in ihm hervorriefen. Der Stapel kippte um, und ein wahrer Papierregen ergoss sich auf den Fußboden. Aber Reed achtete nicht weiter auf das Durcheinander. Damit sollte sich Sekretärin Nummer zwölf auseinandersetzen. Oder war es Nummer dreizehn? An sich eine Unglückszahl.
    Reed seufzte und erklärte dem Detektiv: “Ich muss dieser Dame nur eine einzige Frage stellen. Mehr will ich doch gar nicht. Nur diese eine, und dann kann sie meinetwegen unter den Stein zurückkehren, unter dem sie sich verkrochen hat.”
    “Ich verstehe Sie ja, Mr Harding. Aber es drängt sich mir mittlerweile die Vermutung auf, dass die Dame einfach nicht mit Ihnen reden will.”
    Exzellente Schlussfolgerung, dachte Reed und biss die Zähne zusammen, um nicht laut auszusprechen, was er von der Bemerkung des Detektivs hielt. Nach einer kleinen Pause fragte Reed ihn stattdessen: “Wie steht es mit Verwandten? Ich erinnere mich, dass Emily mal ihre Mutter erwähnt hat.”
    “Können Sie sich an den Namen der Frau erinnern?”
    “Nein.”
    Dieser kurz angebundenen Antwort folgte vielsagendes Schweigen am anderen Ende der Leitung. Schließlich erklärte der Detektiv: “Wir werden weiterhin die Augen offen halten, Mr Harding. Eines Tages wird Ihre Exfreundin ja mal wieder auftauchen müssen. Wir hören uns dann wie immer nächsten Monat.”
    “Aber diesmal rufen Sie mich an!”, brüllte Reed noch in den Hörer, bevor er ihn auf die Gabel knallte und so schwungvoll aufstand, dass der Stuhl hintenüberkippte. Verdammt noch mal! Warum war es bloß so schwierig, Emilys Aufenthaltsort festzustellen, um ein für alle Mal zu klären, ob sie sein Kind zur Welt gebracht hatte oder nicht? Mehr wollte er doch gar nicht – das war sein einziger Herzenswunsch. Donnerwetter, war das denn zu viel verlangt?
    “Angie Makepeace, bitte melden Sie sich bei Ihrem Vorgesetzten. Angie Makepeace zu Oberengel Goodenkind.”
    Angie hörte das Getuschel ihrer Mitengel, sobald sie den goldenen Pfad betrat. Die anderen redeten immer heimlich über sie, obwohl sie davon matte Stellen auf ihrem Heiligenschein oder hässliche schwarze Flecken auf ihren sonst makellos weißen Gewändern bekamen. Dabei drehten sich ihre Gespräche immer um dieselbe Frage: “Wie war es möglich, dass Angie Makepeace überhaupt in ihren Reihen aufgenommen worden war?”
    Natürlich hatten so lieblose und kalte Gedanken im Himmel nichts verloren. Das hatte Angie ihren Mitengeln auch schon das ein oder andere Mal klarzumachen versucht. Dabei hatte sie nicht mit bissigen Bemerkungen gegeizt. Auch ihr Wille, sich immer genau dort einsetzen zu lassen, wo die meisten Engel nicht einmal einen Fuß hinsetzen würden, war ungebrochen geblieben.
    Einmal hatte sie sogar einen linken Haken verteilt. Angie lächelte zufrieden in Erinnerung an den Tumult, den sie dadurch ausgelöst hatte, und an das Donnerwetter, das dem gefolgt war! Mehr als ein Engel hatte mit zerknitterter Robe und schief sitzendem Heiligenschein vor Oberengel Goodenkind erscheinen müssen und war für sein ungebührliches Verhalten und seine unerhörten Äußerungen zurechtgewiesen worden. Zu dumm aber auch, dass sie selbst die Auswirkungen dieses Tumults nicht noch ein bisschen länger hatte beobachten dürfen. Stattdessen war auch sie zu Goodenkind zitiert worden, um ihm wegen der Rauferei, die sie angezettelt hatte, Bericht zu erstatten.
    “So etwas hat es bei uns nicht mehr gegeben, seitdem Kleopatra versucht hat, sich hier mit Gewalt Zutritt zu verschaffen”, hatte Angies Vorgesetzter geschimpft und ganz offen gezeigt, wie zornig er war – was bei ihm wirklich nur äußerst selten vorkam. “Sie sind nicht mehr auf der Erde, Miss Makepeace! Finden Sie sich damit ab, oder Sie und Ihr matt glänzender Heiligenschein landen auf der anderen Seite der Himmelspforte!”
    Angie seufzte. Und da stand sie nun schon wieder auf dem goldenen Pfad, weil sie auch bei ihrer zwölften Mission versagt hatte.
    Aber was zur Höl…
zum Henker
erwartete man da auch von ihr? Sie hatte es ohnehin geradeso in
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