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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs
Autoren: Raymond E. Feist
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sich, doch ihr Körper konnte sich nicht sofort an die Veränderung gewöhnen. Seine Berührung war nicht unangenehm, einfach nur … anders.
    Auf geradezu unheimliche Weise schien Hokanu zu spüren, daß sie Zeit brauchte, sich an ihn zu gewöhnen. Er rückte etwas von ihr ab, hielt sie aber immer noch fest, und in seinen Augen blitzte der Schalk. »Im Namen aller Guten Götter – wie kannst du wissen, daß das Kind ein Junge wird?«
    Maras letzte Befürchtungen lösten sich in einem zufriedenen Gelächter auf. »Ich weiß es«, sagte sie, jetzt mehr Frau als Herrscherin, »weil ich es so will.«
    »Dann, meine entschlossene zukünftige Frau«, verkündete Hokanu und zog sie hoch, »wird es auch so sein. Wir gehen am besten hinaus und informieren meinen Stiefvater, daß er sich ein wenig von den kaiserlichen Pflichten freimachen muß, um bei einer Hochzeit anwesend zu sein.«
    Mara gab das Zeichen zum Anhalten. Der Priester Turakamus wandte sein Gesicht mit der roten Maske in unausgesprochener, formeller Anfrage in ihre Richtung. Er stand in vollständiger Bekleidung da, das hieß, er trug mehr Farbe als Kleidung. Seine nackte Haut war rotbefleckt, und ein Schulterumhang aus Federn und Knochen verbarg sein Halsband aus den Totenschädeln von Neugeborenen. Doch er hatte nur die Regalien bei sich und war ohne seine Akolythen; er hatte vor, die Umsetzung des Gebetstores auf dem Land der Minwanabi zu überwachen.
    Mara erhob sich von der Sänfte, um mit ihm zu reden.
    »Mylady«, grüßte er formal. »Euer großzügiges Angebot wurde im Tempel mit Wohlgefallen aufgenommen.«
    Mara deutete auf ein Feuer in einiger Entfernung, wo mehrere große Stämme brannten. »Was ist das?«
    »Desios mit schlechtem Omen versehenes Tor wurde niemals fertiggestellt. Der Tempel hat entschieden: Bei ihrem Sturz von den Höhen der Macht haben die Minwanabi ohne jeden Zweifel gezeigt, daß ihr Ziel eine Gunst beim Roten Gott fand. Daher ist das Tor weder geweiht noch gesegnet und darf ohne Furcht vor göttlicher Vergeltung entfernt werden.«
    Er zeigte auf zwei große Needra-Wagen an der Seite, die darauf warteten, mit weiteren Stämmen eines zweiten Tores beladen zu werden. »Dieses Gerüst wird zu der Stelle gebracht, die Ihr auswähltet. Die Erde wird geweiht werden.« Trotz der grimmigen Totenkopfmaske wirkte der Priester nicht besonders förmlich. »Es war eine etwas merkwürdige Bitte, diese Umsetzung eines Gebetstores, Mara, doch wir konnten keine Blasphemie und kein Sakrileg darin erkennen. Bedenkt man den mit diesem Tor verbundenen Schwur, ist es nur zu verständlich, daß Ihr es entfernen lassen wollt, da Ihr dieses Land nun besitzt.« Der Priester zuckte auf höchst tsuranische Weise mit den Achseln. »Jetzt, da der Hohe Rat nur noch eine beratende Funktion hat, mögen die Tempel wieder eine aktivere Rolle spielen, wenn es um das Wohlergehen des Kaiserreiches geht. Ihr habt große Dinge getan, und die Diener und Dienerinnen der Götter sind dankbar.«
    Er ging zur Seite, als ein Arbeiter sich mit einer Schaufel dem Pfahl an der Westseite des Tores näherte. »Langsam!« warnte er. »Die Überreste des Opfers dürfen nicht gestört werden. Sorgt dafür, daß genug Erde um ihre Gräber ist!«
    Der Aufseher der Arbeiter gab die Anweisungen des Priesters weiter. Zufrieden, daß die Sache richtig angegangen wurde, wandte sich der Diener Turakamus noch einmal freundlich an Mara: »Wir, die dem Roten Gott dienen, werden oft mißverstanden, Lady. Tod ist ein Teil unseres Lebens, und alle betreten irgendwann einmal Turakamus Hallen. Wir haben es nicht eilig, ihre Geister einzusammeln. Erinnert Euch daran in der Zukunft, solltet Ihr einmal unseren Rat benötigen.«
    Mara nickte respektvoll. »Das werde ich, Priester.« Dann wandte sie sich an Lujan: »Ich werde ein bißchen zu Fuß gehen.«
    Mara ging den sanften Abhang hinunter zu der Stelle, wo die Boote an den Landestegen darauf warteten, den See zu überqueren. Auf dem gegenüberliegenden Ufer lag das gewaltige Haus im Sonnenlicht, das schon bald den Acoma und ihren Besuchern zur Ehre gereichen würde. »Lujan«, murmelte sie, als ihre Augen über das atemberaubende Panorama schweiften, über den See, die Berge und den dahinterliegenden Flußarm, »habt Ihr jemals geglaubt, daß wir verlieren könnten?«
    Lujan lachte, und Mara verspürte Zuneigung zu diesem Mann, dessen angenehm spöttelndes Wesen dem ihres verwegenen Barbaren sehr ähnelte. »Mistress, ich wäre ein Lügner, wenn
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