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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs
Autoren: Raymond E. Feist
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Kind mein Freund war, zeigt Euch!«
    Der Kommandeur der Minwanabi brauchte einen Moment, um seinen früheren Freund und Rivalen zu erkennen, so sehr strahlte er in den glänzenden Kleidern als Berater. Mit einem verwunderten Blick auf die Krücke und einem weiteren in sein Gesicht, dessen gemeißelte Linien immer noch voller Energie und Stolz waren, rührte er sich und trat vor die Reihen seiner entehrten Soldaten. Nach allen Regeln der Tradition hatte er erwartet, an diesem Tag zu sterben, zusammen mit seinen Offizieren. Er war ein zu alter Kämpfer, um noch an Wunder zu glauben, und so lauschte er ungläubig Keyokes Worten. »Mistress, dieser Mann ist Irrilandi, der Bruder von einem, der die Schwester der Frau meines Cousins geheiratet hat. Er ist daher mein Cousin und würdig, dem Haus Acoma zu dienen.«
    Mara betrachtete den früheren Kommandeur Tasaios; sie war bewegt von dem eisernen Mut, mit dem er seinen inneren Aufruhr überdeckte. »Irrilandi, ich werde keine guten Männer töten, weil sie treu ihre Pflicht erfüllt haben«, sagte Mara freundlich. »Ihr seid gerufen, in den Dienst der Acoma zu treten. Seid Ihr bereit?«
    Der alte Offizier blickte einen Augenblick suchend in die Augen der Lady, völlig sprachlos. Dann wichen Beherrschung, Argwohn und Ungläubigkeit einer jungenhaften Hingabe. Überschwemmt von einer unbezähmbaren Begeisterung, sagte er: »Von ganzem Herzen, meine großmütigste Herrin, von ganzem Herzen.«
    Mara erteilte ihm den ersten Befehl: »Sammelt die Soldaten und vergleicht ihre Blutslinien mit denen in meiner Gefolgschaft. Die meisten werden eine Verbindung zu Soldaten der Acoma haben; oder aber sie werden ganz sicher eine haben, wenn die letzten geschworen haben. Alle hier sind würdig; daher bewahrt die Form, daß alle rechtmäßig in den Dienst übernommen werden. Für den Fall, daß es Offiziere oder gewöhnliche Soldaten gibt, die das Gefühl haben, sie könnten meinem Haus nicht die Treue schwören, erteile ich Euch die Erlaubnis, ihnen zu gestatten, sich in die Klingen zu stürzen oder in Frieden zu gehen – wie sie möchten.« Einige Soldaten traten hervor und gingen, doch neun von zehn Männern blieben. »Und jetzt, Irrilandi, kommt Ihr bitte mit zum Natami der Acoma und schwört Gehorsam, damit Ihr mit der vor uns liegenden Aufgabe beginnen könnt.«
    Der ältere Offizier verbeugte sich tief vor Dankbarkeit, und als er mit einem strahlenden Lächeln aufstand, brachen die Reihen der noch führerlosen Soldaten in unkontrollierte Jubelschreie aus. Der Name »Acoma! Acoma!« erfüllte die Morgenluft, bis Mara beinahe taub von dem Lärm war. Der Jubel hielt einige lange Minuten unvermindert an, während sich der Rauch vom Scheiterhaufen der Minwanabi unbeachtet in die klare Luft erhob.
    Über den Krach hinweg wandte Mara sich an Saric und Incomo: »Bereitet die Soldaten vor, daß sie später vor dem Hain schwören können. Ich werde jetzt den Natami in seine neue Heimat bringen.«
    Ein Priester von Chochocan, dem Guten Gott, und Keyoke begleiteten Mara zum Heiligen Hain. Draußen wartete der Gärtner mit der Schaufel in der Hand; er war der traditionelle Hüter dieses Fleckens. Er nahm an, daß der Natami der Minwanabi für immer mit dem Gesicht nach unten begraben werden würde, wie es der uralten Gewohnheit entsprach, wenn ein Haus von einem anderen erobert wurde. Schließlich rückte dieser Augenblick heran, und Keyoke übergab Mara den Natami der Acoma. Ihre Eskorte hielt vor dem Eingang an, während der Priester und der Gärtner sie ins Innere begleiteten.
    Der Hain war weitaus größer als der beim Herrenhaus der Acoma und in untadeligem Zustand, mit duftenden Blumen, Obstbäumen und einer Reihe von Tümpeln, die durch das Plätschern von Wasserfällen miteinander verbunden waren. Mara blickte verwundert auf eine Schönheit, die ihr den Atem nahm. Halb benommen wandte sie sich an den Gärtner: »Wie ist Euer Name?«
    Der pflichtbewußte Diener zitterte beinahe vor Sorge. »Nira, große Herrin.«
    »Ihr macht Eurem Amt alle Ehre, Gärtner. Große Ehre«, sagte sie weich.
    Der sonnengebräunte Mann strahlte bei dem Kompliment. Er verneigte sich und drückte seine Stirn gegen den Boden, um den er sich so liebevoll gekümmert hatte.
    Mara bat ihn aufzustehen. Sie ging auf schattigen Pfaden zu dem Platz, an dem der alte Stein mit dem Wappen der Minwanabi ruhte. Einen langen Augenblick betrachtete sie den Talisman, der ihrem so ähnelte; bis auf das verwitterte Wappen hätte
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