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Zeit der Heimkehr

Zeit der Heimkehr

Titel: Zeit der Heimkehr
Autoren: Alan Dean Foster
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darunter befand sich eine kleine Krümmung im Raum-Zeit- Gefüge. Durch diesen unerklärlichen, beständigen Gang konnte man in ein Land gelangen, wo Otter sprechen konnten und wo ein gewisser Schildkröt Zauberei betrieb, wo er gegen ganze Armeen intelligenter Insekten, gegen freßgierige Frettchen und Papageienpiraten gestritten hatte.
    Wie Mudge es ausgedrückt hätte: Es war alles gottverdammt unwirklich.
    Die Touristen strömten wieder ihren Wagen zu. Jon-Tom sprach einige von ihnen hoffnungsfroh an, bis sich schließlich eines der jungen Pärchen bereit erklärte, ihn bis San Antonio mitzunehmen. Bequem auf dem Rücksitz ihres Volvo ruhend, nahm er gerade den Rucksack ab, als er die komplizierte Digitaluhr am Armaturenbrett bemerkte. Sie zeigte nicht nur die Zeit sondern auch das genaue Datum an.
    Er hatte zwar gewußt, daß er über ein Jahr fortgewesen war, doch war es eine Sache, die Zeit als abstrakte Größe zu betrachten, eine völlig andere hingegen, sie in der soliden, unwiderlegbaren Form kühler blauer Ziffern und Buchstaben einer Flüssigkeitskristallanzeige vor sich zu sehen. Wie würden seine Eltern wohl reagieren, wenn er nach mehr als einjährigem Schweigen plötzlich wieder aus der Versenkung auftauchte? Sie waren es zwar gewöhnt, daß ihr fleißig studierende Sohn lange Schweigepausen einlegte. Aber gleich ein ganzes Jahr?
    Was würde sein Tutor an der UCLA sagen? Und sein Freunde, und die beinahe festen Freundinnen wie Suzanne und Mariel? Sie und alle anderen würden die Geschichte glauben müssen, die er sorgfältig vorbereite hatte.
    Er hatte eine einzigartige Gelegenheit erhalten (und dieser Teil der Geschichte war gewiß keine Lüge, sagte er sich), für die Regierung zu arbeiten. Wenn dann die unvermeidliche Frage kam, um was für eine Arbeit es sich denn dabei handele, würde er wissend lächeln unn erklären, daß er im Augenblick leider keine Auskunft über derlei Einzelheiten geben dürfe. Dann würden seine Eltern und Freunde und alle anderen, hoffentlich ihrerseits wissend nicken und die Angelegenheit auf sich beruhen lassen.
    Bei der Universitätsverwaltung würde das wohl nie ganz so reibungslos klappen. Da gab es Seminare, die plötzlich abgebrochen hatte und nun nachholen müßte.
    Professoren, die beschwichtigt werden wollten. Doch war er zuversichtlich, daß es ihm gelingen würde, sein Leben wieder ins Lot zu bringen.
    Der Volvo war auf den Highway abgebogen, fuhr gen Südosten auf die Grenze zu. Laster und Personenwagen jagten vorbei, Dämpfe hervorwürgend, die ihn die Sumpfländer erinnerten. Zunächst glaubte er, das in der Luft ein komischer Geruch sei, doch dann, erkannte er, daß es die Luft selbst war. In der anderen Welt gab es keine Industrie, keine Verbrennungsmotoren.
    Dort wenigstens war die Luft rein, wenn es die Einwohner schon nicht waren.
    Natürlich würde er zurückkehren. Talea, die Liebe seines Lebens, war dort. Die Liebe seines Lebens in einer Welt zumindest. Was Mariel wohl neuerdings machte? Und Suzanne? Was würden sie von seiner ich-Bin-im-Geheimauftrag-der- Regierung-unterwegs-gewesen-Geschichte halten? Ob er damit bei ihnen Punkte sammeln konnte?
    Die junge Frau suchte im Radio die örtliche Rockstation, und der Wagen füllte sich mit den honigsüßen Klängen eines Ronald McDonald-Klons, der die Neueröffnung von drei Xanadu- Burger-Filialen im Gebiet von San Antonio ankündigte. Werbung für Pampers, Achseldeo und Gebrauchtwagen (»Se habla Español«) folgten. Die Cowboys waren wieder unterwegs zu ihren Showdowns. Nichts hatte sich geändert, seit er fortgegangen war.
    Nicht sonderlich viel.
    SEHR VIEL SPÄTER.
    Der Riese stapfte den Flußweg entlang. Er war unmöglich groß und schlaksig. An seinem Gesicht hing ein zottiges, seetangähnliches Gewächs, und in seinen Augen flackerte ein wildes Leuchten.
    Die Beobachterin dieser nahenden Erscheinung geriet nicht in Panik, floh nicht. Statt dessen blieb sie stehen.
    Der Riese erblickte sie. Über seinen Rücken war ein dicker Holzstab geschlungen, an einem Ende knotig. Daran und um ihn herum waren eine Vielzahl praller Säcke befestigt. Vielleicht war er ein fliegender Händler, dachte die Beobachterin.
    »Hallo.« Die Stimme des Riesen klang nicht bedrohlich. Er hörte sich müde an. »Wen haben wir denn da?«
    Als Antwort huschte die Beobachterin vor und vergrub die Zähne im Bein des Riesen, auf halber Höhe zwischen Knie und Knöchel. Einen Schmerzensschrei ausstoßend, begann er auf einem
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