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Zeit der Heimkehr

Zeit der Heimkehr

Titel: Zeit der Heimkehr
Autoren: Alan Dean Foster
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war. Die alten, dimensionserweiterten Eichen sahen immer noch genauso aus. Es gab mehr Blumen, offensichtlich Taleas Werk. Eine vertraute Gestalt auf dem Ast über Clodsahamps Hauseingang stieß einen Schrei aus. Sorbl brüllte ihm einen Gruß zu, dann verschwand er durch ein Fenster im oberen Stock, um dem Hexer die gute Nachricht zu überbringen.
    Doch Jon-Toms Aufmerksamkeit blieb auf den Nachbarbaum gerichtet. Jeder Ast, jedes Blatt hatte sich in seine Erinnerung eingegraben. Mudge bemerkte den Ausdruck auf dem Gesicht seines Freundes und hieß seinen lärmenden Nachwuchs mit einer Geste schweigen. Der war klug genug, um zu erkennen, daß dies ein wichtiger Augenblick im Leben der Erwachsenen war.
    Die Tür ging auf, und Talea stand da. Ein bißchen älter und ein bißchen schöner. Sie war mit Hausarbeit beschäftigt gewesen und trug ein Tuch um ihr rotes Haar sowie eine große Arbeitsschürze über den kurzen Hosen und dem rückenfreien Oberteil. Kein Windhauch zerzauste die Vision, die sie abgab.
    Er stellte seinen übergroßen Beutel ab. »Hallo, Talea.«
    Sie ließ den Besen fallen und erwiderte seinen Blick. »Jon- Tom.« Langsam trat sie auf ihn zu, blieb stehen, jede Falte seines Gesichts inspizierend, jedes Haar sich erinnernd. Dann trat sie ihm gegen das Schienbein, gegen das gleiche, das Picket sich ausgesucht hatte. Er stieß einen Schrei aus.
    »Hallo, Talea, hallo, Talea - ist das alles, was du nach all diesen Jahren zu sagen hast, du hirnloser Hurensohn? Jahre! Nicht einen einzigen Brief, nicht eine einzige verwichste Postkarte.«
    »Aber Talea, meine Süße, zwischen unseren Welten gibt es nun mal keine Postzustellung.« Sie kam immer näher, und er wich so gut zurück, wie er es mit einem heilen Bein konnte.
    »Und tisch mir bloß keine von deinen schlauen Bannsängerentschuldigungen mehr auf. Jahre habe ich auf dich gewartet, Jahre habe ich gehofft, du würdest tatsächlich zurückkommen, damit ich dir endlich sagen kann, wie wütend ich darüber war, daß du ohne mich zurückgegangen bist.«
    Vier kleine Otter saßen artig dabei und verfolgten mit entzückter Aufmerksamkeit diese unvorhergesehene Lektion im Erwachsenendasein. Mudge stand neben ihnen und gab treffende Erklärungen ab, während Talea den reumütigen Jon- Tom mehrmals um ihr Baumhaus jagte.
    »Nun paßt gut auf, dann lernt ihr vielleicht noch was«, erzählte Vater Otter seiner Brut. »So was machen Menschen die ganze Zeit. So zeigen sie einander, wie lieb sie sich 'aben, nachdem sie lange voneinander getrennt waren. Menschen sind wie Uhren, die ständig aufgezogen werden müssen. Die beiden da werden bald abgelaufen sein. Dann schlägt es Liebe, und sie fallen sich in die Arme.«
    Und tatsächlich geriet Talea langsam aus der Puste. Jon-Tom wartete ab, bis sie abgelaufen war, genau wie Mudge es gesagt hatte, dann riß er sie an sich. Sie war zu schwach, um größeren Widerstand aufzubieten als ein mattes Eintrommeln auf seinen Brustkorb. Es dauerte nicht lange, da hörte das Getrommel gänzlich auf und wich einer völlig anderen Art von Kontakt.
    »Jetzt weint die Dame«, sagte Picket nachdenklich. »Tut er ihr weh?«
    »Nein. Sie zeigen sich nur, wie lieb sie sich 'aben«, erklärte Mudge.
    »Menschen sind verrückt«, meinte Nickum, einer der beiden Jungen.
    »Absolut. Alle Menschen sind verrückt. Diese beiden sind noch verrückter als die meisten. Aber sie können ganz lustig sein. Wir lassen ihnen noch 'n paar Minuten, damit sie sich gegenseitig anschwitzen können, und dann wollen wir mal se'en, was mein alter Freund aus seiner Welt mitgebracht 'at, wa?«
    Bevor dies geschah, erschien Clodsahamp. Jon-Tom hatte den Eindruck, daß der uralte Hexer sich ein wenig langsamer bewegte, ein wenig zögernder als früher, doch seinen weisen alten Augen entging nichts.
    »Es ist schön, dich wieder hier zu haben, mein Junge. Seit du das erste Mal zu uns kamst und wir gemeinsam die Gepanzerten bekämpften, habe ich schon immer das Gefühl gehabt, daß du hierher gehörst. Gehen wir hinein. Es ist heiß draußen in der Sonne.«
    Alles begab sich in Clodsahamps Baum. Die Otterlinge trugen ihr bestes Benehmen zur Schau, und Mudge mußte nur alle zwei Minuten einem von ihnen eine Kopfnuß verpassen, um sie zu bändigen. Jon-Tom saß in seinem Lieblingssessel und nippte Selesasstee, während Talea sich neben ihm auf dem Boden zusammenkringelte. Sorbl bot Erfrischungen an.
    »Es ist komisch, aber während ich hier war, konnte ich immer nur
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