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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition)
Autoren: H. J. Anderegg
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Diese Bomben wirkten nicht durch heftigen Aufschlag, sondern bohrten sich erst zehn Meter tief ins Ziel, bevor sie detonierten. Nun waren sie unterwegs.
    Es war schon zu spät, als die fröhlich plaudernden Senioren beim Einsteigen in den Tourbus in den blauen Himmel schauten, woher das seltsam wimmernde Geräusch kam. Sie sahen die Geschosse nicht mehr, hörten nur den Donnerknall des Einschlags. Dann schien die Welt um sie herum für einige Sekunden zu verstummen, bis die ersten gellenden Schreie die unnatürliche Stille zerrissen. Im gleichen Augenblick bebte die Erde und der Boden versank unter ihren Füssen, als stünden sie auf Sand, der plötzlich nass wurde. Der Hoover Dam, der mit seiner Höhe von siebzig Stockwerken die vierzig Milliarden Kubikmeter Wasser des Lake Mead staute, zerbarst binnen Sekunden, zerrissen von zwei gewaltigen Explosionen tief in seinem Innern. Die befreiten Fluten rissen alles in die Tiefe, was sich auf dem Damm befand. Die Menschen, die nicht von Trümmern erschlagen wurden, ertranken oder stürzten zweihundert Meter in die Tiefe, zusammen mit Fahrzeugen, Kränen, Strommasten und zerborstenen Röhren. Der unvorstellbare Druck der Wassermassen spülte die Maschinenhallen und Turbinenhäuser am Fuß des Staudamms ins Tal hinunter als wären sie Blätter im Wildbach. Eine Schockwelle wälzte sich mit atemberaubender Geschwindigkeit dem Fluss entlang, würde unaufhaltsam die wenigen Siedlungen am Colorado River wie Laughlin und Bullhead City überschwemmen, Davis und Parker Dam weiter unten bersten lassen. In wenigen Minuten und Stunden würde dieser künstliche Tsunami 5’000 Megawatt oder mehr als ein Prozent der gesamten elektrischen Leistung der Vereinigten Staaten vernichten. Las Vegas hatte mit einem Schlag fast den gesamten Trinkwasservorrat verloren. Städte wie Los Angeles, Phoenix und San Diego waren angewiesen auf die funktionierende Wasserversorgung, deren Zerstörung niemand mehr aufhalten konnte. Die Farmer im Imperial Valley würden plötzlich vor trockenen Bewässerungsanlagen stehen und könnten nur noch zuschauen, wie ihre Ernte verdorrte.
    Z2 hatte ihre Mission sehr erfolgreich beendet. Las Vegas, die boomende Spielerstadt der Superlative, war unbewohnbar geworden. Die Hotels und Kasinos würden sich leeren, die Lichter ausgehen. Für die eineinhalb Millionen Menschen, die in dieser Gegend wohnten und arbeiteten, und viele mehr, die von ihnen lebten, war der jüngste Tag gekommen. Ihre Welt ging unter, und keine Macht des Planeten konnte es verhindern.
    »Allmächtiger!«, stöhnte Ann, als sie die klaffende Lücke im gigantischen Bauwerk und den weit in die Schlucht des Colorado River hinausschießenden Wasserstrahl sah, noch bevor das schwache Echo der Detonation ihr Flugzeug erreichte. »Was - warum? Großer Gott!«, stammelte sie und konnte ihren Blick nicht von der apokalyptischen Katastrophenszenerie lösen, die sich zweitausend Fuß unter ihnen ausbreitete. Schweigend, mit ehrfürchtigem Staunen, betrachteten ihre drei Passagiere das Zerstörungswerk der entfesselten Naturgewalten, bis sie nichts mehr erkennen konnten.
    Z2 näherte sich ihrer Basis. Sie fuhr die Landeklappen aus und bereitete die Systeme auf die Landung vor. Ihre Sensoren entdeckten die ankommenden Abwehrraketen sofort, aber die Waffenschächte waren leer, das Ausweichmanöver allein genügte nicht. Die Sprengladungen zerfetzten Paulsons F-22 und mit ihr den blau schimmernden Metallkubus, der seine Aufgabe so glänzend erfüllt hatte.
Lago di Como, Italien
     
    Nick legte den Arm um seine Liebste. Sie standen an der Reling auf dem Oberdeck der Fähre und schauten erwartungsvoll ans Ufer.
    »Da vorne rechts, das ist es, was du schon lange sehen wolltest.« Nick zeigte auf die Spitze der Landzunge, die hier den Comersee zweiteilte. Sie lächelte und hauchte träumerisch:
    »Bellagio.«
    »Das Original«, schmunzelte er und drückte sie fester an sich. Sie hielt den breitkrempigen Sonnenhut fest, damit er nicht im Fahrtwind wegflatterte, schmiegte sich wohlig an seinen Körper und küsste ihn leidenschaftlich. Nie hatte sie sich so frei und glücklich gefühlt wie jetzt, nachdem sie die Irrungen und Wirrungen der letzten Wochen und Monate so eng zusammengeschweißt hatten. Sie lebten und arbeiteten wieder zusammen, in Nicks alter Heimat, Lausanne am Genfersee. Und nun waren sie für ein verlängertes Wochenende an diesen romantischen Ort unterwegs, von dem sie schon oft geträumt hatte, ohne ihn
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