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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition)
Autoren: H. J. Anderegg
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Steuerung. Angespannt verfolgte er, wie der blaue Kasten die erste der JDAM Bomben programmierte und gleichzeitig die F-22 auf 6000 Fuß in Abwurfposition brachte. Doch statt des erwarteten, durchdringenden Summtons, der das Ausklinken der Bombe begleitete, geschah etwas völlig Unerwartetes.
    Sekundenschnell rollte der Jet um hundertachtzig Grad auf den Rücken, neigte die Nase nach unten und raste mit hoher Geschwindigkeit auf den Boden zu. Paulson war auf die wahnwitzigsten Ausnahmesituationen trainiert und reagierte blitzschnell. Er hieb auf die Abbruchtaste, um die Kontrolle zu übernehmen. Nichts geschah. 3000 Fuß. Es blieb keine Zeit mehr. Er konnte das Flugzeug nicht mehr steuern. Der Gedanke an ein fürchterliches Déjà-vu schoss ihm als Letztes durch den Kopf, bevor er das Unvermeidliche tat: er zog die Reißleine. Mit brutaler Wucht schleuderte die Treibladung seinen Sitz mit ihm aus dem senkrecht nach unten rasenden Jet. Er drehte sich um die eigene Achse, verlor die Orientierung, bis ihn der sich öffnende Fallschirm nach oben riss. Er erwartete jeden Augenblick den Knall der Aufprallexplosion, doch der blieb aus. Was er aus den Augenwinkeln beobachtete, ließ ihm erst recht die Haare zu Berge stehen. Kreidebleich vor Schreck begann er an seinem Verstand zu zweifeln. Seine F-22 raste nicht weiter auf den Boden zu. Sie hatte den Sturz aufgefangen und flog nun knapp über Grund nach Südosten, dem Big Dome und den Mesas entgegen. Kurz bevor Paulson aufschlug und abrollte, sah er noch, wie der Jet aufstieg und kräftig beschleunigte.
    Colonel Stark tobte auf dem Beobachtungsposten und heizte das ausbrechende Chaos zusätzlich an. Niemand schien hier irgendetwas im Griff zu haben. Der für alle völlig rätselhafte Vorfall brachte in kürzester Zeit den gesamten Betrieb auf der Basis zum Stillstand. Die Tatsache, dass der Pilot unverletzt überlebt hatte, war für die Verantwortlichen nur ein schwacher Trost. Sie hatten einen irren Superjet am Hals, der steuerlos, bis an die Zähne bewaffnet und mit Höchstgeschwindigkeit ausgerechnet auf die größte verdammte Ansammlung von Menschen in diesem Staat zuraste: Las Vegas.
    »Tun Sie was, schießen sie die verfluchte Maschine ab, oder ich lasse Sie erschießen!«, brüllte Stark seinen Untergebenen Wegener an, der vollkommen apathisch im Kreis herum ging, den Blick auf den Boden geheftet, als flehte er die Erdgeister um Erleuchtung an. Der Major schreckte aus seinen Gedanken auf.
    »Wir brauchen Verstärkung.«
    »Tun Sie, was nötig ist, aber tun Sie was. Holen sie den wahnsinnigen Vogel vom Himmel, oder wir beide werden diesen Tag nicht überleben.« Ohne zu antworten ließ sich Wegener mit dem Kontrollturm verbinden. Er wusste, dass es keinen Zweck hatte, die F-16 und F/A-18 aufsteigen zu lassen, und eine zweite Raptor stand zur Zeit in Area 52 nicht zur Verfügung. Sie mussten die F-22 von Nellis anfordern. Zehn endlose Minuten später bekam er endlich die Bestätigung aus dem Tower, dass zwei F-22 und zwei Hornets von der Nellis Air Force Base abgehoben hatten. Zitternd legte er den Hörer auf die Gabel. Zum ersten Mal seit seiner Jugendzeit hatte er weiche Knie. Ich muss gleich kotzen , dachte er niedergeschlagen. Ihm war, als hätte er eben den Gang zum Galgen angetreten.
U. S. Highway 95
     
    Nicks Kloß im Hals wurde immer größer, je näher sie dem massiven Polizeiaufgebot auf dem Highway 95 kamen. Die vier Patrouillenwagen hinter ihnen hatten sie schon fast erreicht, und dann geschah das Unfassbare. Die Wagenkolonne raste mit Blaulicht und heulenden Sirenen an ihnen vorbei, die Blockade vor ihnen löste sich auf, und wie ein böser Spuk verschwand die nervös blinkende Kette der Polizeiautos in der Ferne.
    »Muss ganz schön was los sein in Vegas«, bemerkte Vic trocken, als er wieder aufs Gas drückte. Julie versetzte ihm einen Boxhieb in die Schulter.
    »Wie kannst du nur so verdammt ruhig bleiben. Ich bin fast gestorben. Scheiße!«
    »Kannst du bitte deinen Freund vermöbeln? Ich muss fahren.« Nick warf sich lachend in Pose, hielt ihr die Brust entgegen und forderte sie auf, sich an ihm auszutoben. Schmollend wandte sie sich ab.
    »Ihr beide seid gar nicht so cool. Habt wohl still in die Hosen gepinkelt.«
    »Alles trocken, soll ich es dir beweisen?«, antwortete Nick grinsend, bereit für den nächsten, kräftigen Hieb, aber sie sagte nichts mehr, schaute still in die vorbeiziehende öde Steppenlandschaft hinaus. Die plötzliche Wende, die
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