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Tod einer jungen Frau

Tod einer jungen Frau

Titel: Tod einer jungen Frau
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    Das Cowgirl trug einen Minirock aus braunem Leder, der in handgeschnittenen Fransen rund um
den oberen Teil ihrer Schenkel endete, einen schwarzen Sombrero und weiße,
kniehohe Stiefel. Sie hatte sich nicht der Mühe unterzogen, das
Schnürvorderteil ihres Kleides zuzumachen, und eine interessante Menge weiter
Landschaft war entblößt; das zarte Tal war fast verborgen unter dem Steilhang
der schneeigen Berge an beiden Seiten. Ihre dunklen Augen schienen mich nicht
recht in den Blickpunkt zu bekommen, obwohl sie mich anzusehen versuchte, aber
schließlich trug ich einen konventionellen Anzug, und vielleicht hegte sie
gegen jeden Burschen, der so aussah, als komme er aus der großen Stadt, Mißtrauen .
    »Als man die Gegend hier
Central Park West nannte, muß man gewußt haben, daß Sie kommen würden«, sagte
ich.
    »Sie sagen hübsche Dinge .« Ihre Stimme klang weich und leicht heiser. »Mir gefällt
es, wie die Worte aus Ihrem Mund kommen, alle geformt wie Perlen, und wie sie
einfach so wegschweben .«
    »Ich suche nach Evan Curran .«
    »Er auch«, sagte sie feierlich.
»Wenn Sie wollen, können Sie hereinkommen und ihm dabei helfen .«
    Ich trat in die Eingangdiele , und sie schloß die Tür hinter mir mit
unendlicher Sorgfalt, so, als bestünde sie aus Glas anstatt aus solider Eiche.
Es handelte sich um ein Doppelappartement in einem der älteren Gebäude, mit
sehr viel Platz, hohen Decken und einer breiten, geschwungenen Treppe, die zum
oberen Stock hinaufführte.
    »Ein wirklich hübsches
Appartement ,« sagte ich im Plauderton. »Ich glaube, so
was wird heute gar nicht mehr gebaut .«
    »Dakota ist nur einen
Häuserblock weit von hier entfernt .« Sie kicherte
plötzlich. »Ich bin Rosemary, und deshalb möchte er, daß ich ein Baby kriege.
Kapiert ?«
    »Ein großartiges Drehbuch und
ein großartiger Film.« Ich seufzte leise und schnupperte dann in die verrauchte
Luft. Der scharfe Geruch nach Marihuana verriet, weshalb ihre Augen nicht
geradeaus blicken konnten und warum zwischen jedem Wort, das sie sprach, drei
Sekunden Pause entstand. »Wo finde ich Curran ?«
    »Keine Ahnung. Schauen Sie sich
doch so lange um, bis Sie ein dickes Bündel in einem Raum konzentrierter
Komplexe finden .« Die Pausen zwischen jedem Wort
wurden zunehmend länger. »Halten Sie mich für sexy ?«
    »Schwer zu sagen, solange Sie
so berauscht sind«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    »Früher hat er mich mal für
sexy gehalten, aber jetzt ist er nicht mehr interessiert .« Sie lehnte sich gegen die Wand und streichelte sanft die beiden Strähnen
rötlichbraunen Haars, die ihr über die Schultern hingen. »Vielleicht ist er von
all seinen Frustrationen zu nervös geworden oder er ist schwul geworden und
will es nicht zugeben? Glauben Sie vielleicht, daß ihm irgendeine
Central-Park-West-Hexe Impotenz angezaubert hat? Fragen Sie ihn doch mal, bitte !« Ihr Körper begann vor unterdrücktem Gelächter zu beben.
»Sagen Sie ihm, deshalb sei ich zu Hasch übergegangen .«
    Ich stieg die geschwungene
Treppe empor und trat durch eine geöffnete Tür in einen geräumigen Wohnraum.
Curran saß nach vorne gebeugt in einem Sessel, die Ellbogen auf die Knie
gestützt, und beobachtete eine nachmittägliche Quizsendung im Fernsehen mit
einer Hingabe, als hinge sein Leben davon ab, daß ihm kein einziges Wort
entginge. »Curran ?« sagte ich, während ich hinter ihm
stehenblieb. »Rosemary wird sich darum kümmern«, sagte er ungeduldig. »Stören
Sie mich jetzt nicht, Freund .«
    »Sie hat Hasch genommen und sie
glaubt, das sei alles Ihre Schuld«, erklärte ich seinem Rücken. »Ich soll ein
dickes Bündel in einem Raum konzentrierter Komplexe suchen, Sie seien das, hat
sie gesagt. Sie brauchte auch mächtig lang von einem Wort zum nächsten, und ich
glaube nicht, daß sie im Augenblick in der Lage ist, sich um etwas zu kümmern,
schon gar nicht um sich selbst .«
    Er drehte schnell den Kopf und
starrte mich unheilverkündend an. »Wer zum philosophierenden Teufel sind Sie
eigentlich ?«
    »Rick Holman .«
    »Oh? Ach ja.« Er nickte
schnell. »Hören Sie, wir wär’s, wenn Sie sich was zum Trinken eingießen würden?
Diese Show geht nur noch ein paar Minuten lang und ich möchte sehen, ob das
halbvertrottelte Frauenzimmer den großen Preis wirklich gewinnt .«
    Auf der anderen Seite des Raums
befand sich eine Bar. Ich ging hin und schaffte es nach minutenlanger Suche,
ein sauberes Glas zu finden, in das ich mir Bourbon auf
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