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Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Titel: Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
Autoren: Sarah Mlynowski
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DER MORGEN DANACH
     
    Ich schreckte aus dem Schlaf hoch. Sirenengeheul.
    Die Polizei fuhr vor unserem Haus vor. Gleich würden sie mich verhaften, als Minderjährige bei einer Party erwischt, samt exzessivem Flirten und überfülltem Whirlpool.
    Moment mal.
    Jetzt schaltete sich mein Gehirn ein. Nein, keine Cops. Nur mein Handy – der Klingelton von meinem Dad.
    Wenn das nicht viel schlimmer war.
    Ich wühlte mich durch das Bettzeug auf dem Futon. Kein Telefon. Stattdessen ertastete ich ein Bein. Ein Bein von einem Kerl. Ein Bein, das um meinen Fußknöchel geschlungen war. Von einem Kerl, der nicht mein Freund war.
    Oh Gott. Oh Gott. Was habe ich getan?
    Uiiiuuuuiiiiuuuuiiiiuuuu!
    Oben. Die Sirenengeräusche kommen eindeutig von oben, aus dem Erdgeschoss von Vis Haus.
    Vielleicht sollte ich einfach weiterschlafen ... Nein! Telefon klingelt. Im Bett mit Nicht-Freund. Ich schaffte es, aus dem Bett zu klettern, ohne den Kerl zu wecken – äh, wo war nur meine Hose? Warum lag ich mit einem Typen im Bett, der gar nicht mein Freund war, und dann auch noch ohne Hose?

    Wenigstens trug ich noch Unterwäsche. Und ein langärmeliges Shirt. Ich schaute mich nach irgendeiner Hose um. Das einzige Kleidungsstück in Reichweite war das rote Kleid von Vi, das ich gestern auf der Party angehabt hatte.
    Das Kleid bedeutete Ärger.
    Mit nackten Beinen rannte ich die Treppe hoch. Oben angekommen, wäre ich fast in Ohnmacht gekippt.
    Da sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Leere Plastikbecher waren über die Holzdielen verteilt. In den langen Fransen des Teppichs hingen überall Reste von angebissenen Tortillachips, die sahen aus wie die Nadeln an einem Schwarzen Brett. Ein riesiger Fleck – Bowle? Bier? Was anderes, das ich besser nicht genauer identifizieren sollte? – hatte die untere Hälfte des hellblauen Vorhangs versaut. Ein weißer Spitzen-BH hing an dem hüfthohen Kaktus.
    Brett lag in seinen Surfershorts mit dem Gesicht nach unten auf dem Sofa. Das lila Tischtuch diente ihm als Bettdecke. Zachary schlief auf einem der Esszimmerstühle, auf seinem nach hinten gekippten Kopf thronte ein Krönchen aus Alufolie. Die Verandatür stand offen – der Teppich klitschnass vom Regen.
    Uiiiuuuuiiiiuuuuiiiiuuuu! Das Telefon wurde lauter. Näher. Aber wo steckte es bloß? Auf dem Küchentresen? Der Küchentresen! Zwischen einem Untersetzer voller Zigarettenkippen und einer leeren Schnapsflasche. Ich stürzte mich drauf. »Hallo?«
    »Alles Gute zum Geburtstag, Prinzessin«, sagte mein Dad. »Hab ich dich geweckt?«
    »Mich geweckt?« Dabei schlug mir das Herz bis zum
Hals. »Natürlich nicht. Es ist ja schon« – ich sah auf die Uhr an der Mikrowelle – »neun Uhr zweiunddreißig.«
    »Gut, denn Penny und ich sind auf dem Weg zu dir!«
    Mich packte die nackte Panik. »Was meinst du damit?«
    Mein Dad lachte. »Wir haben beschlossen, dich an deinem Ehrentag zu überraschen. War ehrlich gesagt Pennys Idee.«
    »Moment. Im Ernst jetzt?«
    »Klar mein ich das ernst! Überraschung!«
    Mir drehte sich der Kopf, am liebsten hätte ich gekotzt, und das nicht nur wegen der vielen, vielen, definitiv viel zu vielen Becher Bowle letzte Nacht, die wir mit Alkohol aufgebessert hatten. Mein Vater durfte die Wohnung so nicht sehen. Nein, nein, auf gar keinen Fall.
    Oh Gott. Ich hatte zu hundertzehn Prozent gegen Dads Regeln verstoßen. Die Beweisstücke lagen überall verstreut und grinsten mir hämisch ins Gesicht.
    Das passierte jetzt alles nicht wirklich. Durfte es einfach nicht. Ich würde alles verlieren. Wenn ich nach gestern Nacht überhaupt noch was zu verlieren hatte. Ich machte einen Schritt, und ein Tortillachip ging zum Angriff auf meinen nackten Fuß über. Autsch.
    Gottverdammte Scheiße.
    »Das ist toll, Dad«, zwang ich mich zu sagen. »Also ... wo genau seid ihr jetzt? Seid ihr schon gelandet?«
    Bitte, mach, dass sie noch am Flughafen sind. Dann bräuchten sie mindestens eine Stunde vom LaGuardia hierher. Eine Stunde würde mir reichen, um die Wohnung herzurichten. Und um eine Hose zu finden. Die Flaschen und Becher und Zigarettenstummel ab in den Müll, die Tortillachips
würde ich einfach alle aufsaugen und vielleicht den BH dazu, möglicherweise sogar Brett und Zachary gleich mit ...
    »Nö, wir sind gerade durch Greenwich gefahren. In zwanzig Minuten müssten wir in Westport sein.«
    Zwanzig Minuten?!
    Vom Sofa her war ein Grunzen zu hören. Brett drehte sich auf den Rücken. »Ist scheißkalt hier drinnen«, gab er
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