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Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Titel: Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
Autoren: Sarah Mlynowski
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Chinesisch. Ich verstand nur Bahnhof. Ich würde garantiert nicht nach Cleveland gehen. Ich war noch nie in Cleveland. Warum sollte ich dort zur Schule gehen wollen? »Häh?«
    Mein Dad und Penny warfen sich verstohlene Blicke zu, dann schauten sie wieder mich an. »Ich hab einen neuen Job«, sagte er.
    Plötzlich schien es in der Küche zu brodeln. »Aber du hast doch schon einen Job«, erklärte ich langsam. Er arbeitete für ein Hedgefonds-Unternehmen hier in Westport, Connecticut.
    »Der Job ist noch besser«, meinte er. »Ein sehr lukrativer Posten. Sehr.«

    »Aber – wozu brauchst du denn zwei Jobs?« Im Nachhinein muss ich zugeben, dass ich ganz schön schwer von Begriff war. Aber die fuhren schon echt knallharte Geschütze auf und bombardierten mich mit Informationen. Cleveland! Neuer Job! Tischset!
    »Ich brauche ja auch keine zwei Jobs«, meinte er langsam. »Deshalb hör ich ja auch auf bei Torso und übernehme den Posten bei KLJ in Cleveland.«
    Mein Gehirn weigerte sich partout, diese Information zu verarbeiten. »Du ziehst nach Cleveland?«
    » Wir ziehen nach Cleveland«, erklärte er, wobei er mit einer einzigen Geste uns alle drei einbezog. Dad, Penny. Und mich.
    Fast hätte ich mich an einem Stück Apfel verschluckt.
    Was? Ich? In Cleveland? Nein. Nein, nein, nein. Auf gar keinen Fall. Ich klammerte mich an die Armlehnen meines Stuhls. Ich würde mich nicht von hier fortbewegen. Sie würden – nein, sie konnten mich nicht dazu bringen, den Stuhl loszulassen.
    »Wir ziehen alle gemeinsam nach Cleveland«, flötete Penny jetzt dazwischen. »Am dritten Januar.«
    Noch neun Tage. Die wollten ernsthaft, dass ich in neun Tagen umzog? Moment mal. Aber. »Du hast doch gefragt, ob ich die Schule gern in Cleveland fertig machen würde. Meine Antwort lautet Nein. Will ich nicht.«
    Sie warfen sich wieder einen Seitenblick zu. »April«, meinte Penny nun. »Meine Eltern haben schon ein paar ausgezeichnete Schulen ausfindig gemacht, von denen du ...«
    Während sie weiterlaberte, packte mich die Panik direkt an der Gurgel und drückte fest zu. Ich würde nicht nach Cleveland gehen. Ich würde mein Leben hier nicht zurücklassen.
Ich würde Marissa nicht allein lassen. Oder Vi. Noah würde ich niemals verlassen. Und ganz sicher nicht Westport mitten während des Schuljahrs. Keine Chance. Auf gar keinen Fall. »Nein, danke«, quetschte ich mit piepsiger Stimme hervor.
    Penny kicherte nervös, dann sagte sie noch: »Wir haben ein sehr schönes Haus gefunden in ...«
    Ich biss erneut von dem Apfel ab und überhörte geflissentlich, was sie da laberte. Lalalala.
    Wenn ich Westport schon nicht den Rücken gekehrt hatte, um mit Mom und Matthew nach Paris zu ziehen, dann würde ich das jetzt garantiert nicht für Cleveland tun. Und warum eigentlich ausgerechnet Cleveland? Bloß weil Pennys Eltern da wohnten, mussten wir jetzt auch da hinziehen? Ging es bei der ganzen Sache um sie? Mir wurde ganz schwindlig.
    »... wunderbar, weil du gerade rechtzeitig zum neuen Halbjahr kommst ...«
    »Ich. Ziehe. Nicht. Um«, sagte ich mit so viel Nachdruck, wie mir möglich war.
    Sie starrten mich wieder an. Offensichtlich wussten sie nicht so recht, wie sie reagieren sollten. Penny streckte die Hand aus und spielte mit der Ecke meines Tischsets.
    Ich konnte hier nicht weg. Es ging nicht, es ging einfach nicht. Ich versuchte, die schwarzen Punkte wegzublinzeln, die plötzlich vor meinen Augen rumtanzten. Es musste eine andere Möglichkeit geben. Irgendeinen Ausweg. »Ich bleib hier«, sagte ich schnell. »Ich kann doch hierbleiben, oder nicht?« Ja. Das war die Lösung. Sie konnten ja wegziehen. Aber ohne mich. Ta-da! Problem gelöst.
    »Du kannst auf gar keinen Fall allein hierbleiben«, meinte Penny.

    Oh doch, oh doch, oh doch. Darf ich?
    Mein Dad beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn in die Handfläche. »Wir werden das Haus vermieten, bis sich der Markt wieder erholt hat. Dann wollen wir es verkaufen.«
    »Ihr dürft es nicht vermieten! Und wenn, dann an mich! Ich bleib hier!« Nicht dass ich auch nur einen Cent besessen hätte. Aber etwas anderes fiel mir gerade nicht ein.
    »Du bleibst nicht ohne uns hier«, erklärte meine Stiefmutter. »Das ist lächerlich. Und viel zu riskant.«
    Einen Moment bitte. Ich schöpfte wieder Atem, und Wut vertrieb nun die Panik. Ich fixierte diesen Verräter von einem Vater. »Das ist also der Grund, warum ihr vergangenen Monat in Cleveland wart?«
    Er
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