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Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Titel: Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
Autoren: Sarah Mlynowski
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nickte, ein klein wenig betreten.
    »Und ich dachte, ihr wolltet nur Pennys Eltern besuchen. Warum hast du mir nicht erzählt, dass du ein Vorstellungsgespräch hast?« Völlig ahnungslos hatte ich das Wochenende mit Marissa und ihrer Familie genossen. Lalala, ich dumme Kuh.
    Wieder tauschte Dad einen schnellen Blick mit Penny. »Wir wollten nicht, dass du dir Sorgen machst.«
    Klar, warum mir auch Zeit geben, damit ich mich etwa in Ruhe an den Gedanken gewöhnen konnte? Ist doch viel besser, mich damit zu überfallen wie ein Springteufel mit ’nem Messer in der Hand. »Aber jetzt ist alles fix?«
    »Ja«, meinte er. »Ich habe gestern meine Kündigung eingereicht.«
    Also hatten Penny, Pennys Eltern und sogar Dads Firma vor mir Bescheid gewusst. Schöne Art, einer Tochter zu zeigen,
dass sie einem wichtig ist. Ob Matthew auch schon im Bilde war? Und Mom?
    »Cleveland ist eine wunderschöne Stadt, April«, versicherte mir Penny und rieb sich die Hände, als wollte sie sie reinwaschen. »Ich hab gern dort gewohnt. Und kulturell gesehen sehr interessant. Wusstest du, dass die da eine Rock and Roll Hall of Fame haben?«
    Jetzt war die Panik wieder im Anflug. »Ich kann nicht umziehen«, meinte ich, während ich um Atem rang. »Ich kann einfach nicht.«
    »Ist es wegen Noah?«, erkundigte sie sich.
    »Nein, es ist nicht wegen Noah.« Klar war es wegen ihm. Es war wegen Noah, der an meinem sechzehnten Geburtstag mein Zimmer mit fünfzig Heliumballons vollgestopft hatte. Noah, der mir geholfen hatte, die ganzen Koffer und schlecht verklebten Kisten vom Haus meiner Mutter zum Haus meines Vaters zu schleppen. Noah, der die zartesten Hände hatte, die ich je berührt hatte. Noah, der mich immer seine Süße nannte.
    Aber es ging auch nicht ausschließlich um Noah. Es ging um Marissa und Vi und mein ganzes Leben. Ich konnte doch nicht alles – alle – zurücklassen. Mein Dad und ich waren uns zwar ziemlich nahe, aber jetzt hatte er Penny, und Penny und ich ... nun, wir hatten nicht gerade das beste Verhältnis. Sie gab sich ja wirklich Mühe, ich mir auch, und mein Vater tat sein Bestes, aber irgendwie war es immer so, als hätten wir drei jeder ein Walkie-Talkie, die auf verschiedenen Frequenzen funkten. Mit den beiden nach Ohio zu gehen, wäre eine einsame Angelegenheit. Viel zu einsam.

    »Du wirst ganz viele neue Jungs kennenlernen«, meinte Penny.
    »Es geht nicht um Noah«, wiederholte ich etwas lauter, um das Dröhnen meines pochenden Kopfes zu übertönen. Was sollte ich bloß tun? Ich konnte unmöglich in neun Tagen nach Cleveland ziehen, auf keinen Fall. Ich brauchte einen Plan. Und zwar schnell. Die waren kurz davor, mich ins Auto zu packen und mich durchs halbe Land zu kutschieren. »Ich habe Freunde hier. Ich habe ...« Was hatte ich eigentlich sonst noch? »Fußball. Die Schule.« Ich klammerte mich an jeden Strohhalm, irgendwie musste ich sie umstimmen. Ich hatte doch gerade erst angefangen, mich so richtig zu Hause zu fühlen. Ich konnte nicht schon wieder weiterziehen. Einatmen. Ausatmen. Einatmen.
    »Du wirst neue Freunde finden. Und die Fußballsaison ist vorbei«, erklärte Penny. Sie streckte ihre Hand nach mir aus, um meine zu tätscheln, überlegte es sich dann aber offensichtlich anders. »Nächstes Jahr kannst du in Cleveland in einer neuen Mannschaft spielen. Und mit den Leuten hier kannst du doch weiter in Kontakt bleiben.«
    Ich wollte nicht in Kontakt bleiben . Ich wusste schon, wie das war mit dem In-Kontakt-Bleiben. Und hasste es. Jetzt sollte ich das also mit Noah und allen meinen Freunden tun? Waren Cleveland und Connecticut überhaupt noch in derselben Zeitzone? Wo lag Cleveland eigentlich genau?
    Die schwarzen Punkte tauchten wieder am Rand meines Blickfelds auf. Wenn ich echt nach Cleveland ging, dann würde ich jeden Morgen aufwachen und mir wünschen, ich wäre immer noch in Westport. Ich würde jeden Morgen im selben schwarzen Loch wach werden. Das durfte ich nicht zulassen.
Es musste eine andere Möglichkeit geben. Ich konnte doch hier bei jemand anderem wohnen. Wie wär’s mit Marissa? Ich richtete mich auf. Ja! Vielleicht? Nein. Theoretisch würde ihre Familie mich mit Freuden aufnehmen, aber die hatten echt nicht den Platz dafür. Marissa musste sich ihr Zimmer eh schon mit ihrer Schwester teilen. Ich konnte ja schlecht den Rest des Jahres mit auf ihrem Ausziehbett schlafen.
    Noah? Ha. Klar, ich liebte ihn, und mit seinen Eltern und Geschwistern verstand ich mich auch ganz
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