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1103 - Das Azteken-Ritual

1103 - Das Azteken-Ritual

Titel: 1103 - Das Azteken-Ritual
Autoren: Jason Dark
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Die Hände waren Tony kalt geworden. Er blies hinein. Danach wärmte er sie am Becher mit Kaffee.
    Obwohl ihm das Zeug nicht schmeckte, trank er noch einen Schluck. Danach knüllte er den leeren Becher zusammen und verstaute den Müllrest in seinem Rucksack, der neben ihm stand.
    Hoffentlich erschien der Vogel in dieser Nacht. Sie war eigentlich für ihn wie geschaffen. Recht hell, weil der Vollmond sich am Himmel abmalte und nur wenige Wolken vor ihm trieben. Der Wald war wie eine gewaltige Burg, die Tony Orwell umgab, doch der Hochsitz stand an einer günstigen Stelle. Von hier aus hatte er freie Sicht in die breite Schneise hinein. Mehr als eine Stunde wartete er schon in der Enge. Es roch nach Holz, aus dem der Hochsitz gezimmert worden war. Es gab einen so typischen Geruch ab, den er mochte. Als Jäger liebte er den Wald und alles, was damit zusammenhing.
    Seine Freunde hatten den Vogel nicht genau gesehen. Er war stets wie ein schneller Schatten herangeflogen, um dann ebenso rasch wieder zu verschwinden.
    Orwell blies die Luft aus. Da auf seinem Kopf nur wenige Haare wuchsen, hatte er die Wollmütze übergestreift. Sie hielt die Kälte recht gut ab.
    Hin und wieder setzte er das Nachtglas an die Augen und suchte nach Lücken. Es gab keine. Der Wald war zu dicht. Dort konnte sich kein großer Vogel verstecken. Es sei denn, er hockte in den noch kahlen Baumkronen, aber auch dort war für den heimlichen Beobachter nicht viel zu sehen.
    Die ganze Nacht über wollte er nicht warten. Sein Zeitlimit lag kurz nach Mitternacht. Wenn der Vogel bis dahin nicht auftauchte, wollte Orwell den Hochsitz verlassen.
    Er würde ihn auch hören. Ein derartig großes Tier konnte nicht lautlos fliegen. Und an die Geräusche der Umgebung hatte er sich längst gewöhnt. Nichts war still. Laute drangen immer wieder an seine Ohren. Mal klagend, dann fiepend. Hin und wieder raschelte es. Des öfteren hörte er auch einen kurzen Schrei, wenn irgend ein Tier wieder zur Beute eines anderen geworden war.
    Die Natur war eben grausam. Gefressen oder gefressen werden. So war es überall auf der Welt.
    Tony Orwell setzte sich noch starrer hin, als er plötzlich das Geräusch über sich hörte. Es hatte nichts mit dem Wind zu tun. Dieser Laut war unabhängig davon.
    Er schaute hoch.
    Noch war nichts zu sehen, nur der klare Himmel mit dem runden Mondausschnitt.
    Aber Orwell wußte, daß er Glück haben würde. Dieses Geräusch bedeutete etwas. Da kam jemand näher. Begleitet von einem leisen Rauschen. Er hob sein Jagdgewehr an. Es war eines der besseren Sorte. Mit Zielfernrohr und Nachtsichtgerät.
    Das Geräusch blieb. Über ihm klang das Rauschen hinweg. Aber es hatte nichts mit dem Wind zu tun, denn das hier klang fremd und hatte sich eingeschlichen.
    Tony kniete sich hin. Das Gewehr hatte er angelegt. Das Ziel mußte erscheinen, und er konnte sich vorstellen, daß er den Vogel vor die Mündung bekam.
    Plötzlich war er da!
    So schnell, daß der einsame Jäger erschrak. Seine Kollegen hatten von einem fliegenden Schatten mit mächtigem Umriß gesprochen, und sie hatten nicht übertrieben.
    Der Schatten stieß nach unten. Er hatte sich seinen Weg gebahnt. Wie bestellt flog er in die Schneise hinein. Er war nicht einmal schnell. Orwell sah ihn sehr deutlich durch seine Zieloptik.
    Den Kopf, die Augen darin. Ein großer Kopf, ein mächtiger Schnabel, dessen Hälften nicht geschlossen waren. Der perfekter Räuber in der Nacht, der in der Dunkelheit verschwinden sollte.
    Tony Orwell blieb ruhig. Er war perfekt. Er gehörte zu den besten Schützen, und das bewies er auch hier.
    Genau zum richtigen Zeitpunkt drückte er ab.
    Überlaut hallte der Knall in seinen Ohren wider. Der Schuß hatte die Stille brutal getötet, und dem großen Vogel war es nicht gelungen, der Kugel zu entgehen.
    Mitten im Flug hatte er einen mächtigen Stoß erhalten. Das Tier bäumte sich auf. Sein eleganter Flug wurde abrupt gestoppt. Er flatterte mit den Schwingen. Als er sie ausbreitete, sah Orwell wie mächtig sie waren.
    Der Riesenvogel sah aus, als wollte er in der Luft stehen bleiben. Er schlug noch mit dem Kopf um.
    Orwell wußte, daß er ihn nicht verfehlt hatte, doch er war ein Mensch, der auf Nummer Sicher ging.
    Deshalb schoß er noch einmal.
    Wieder hieb die Kugel in den Körper hinein. Diesmal hatte sie die breite Brust getroffen. Orwell war Kenner genug, um zu wissen, daß der Vogel jetzt erledigt war. Deshalb ließ er das Gewehr sinken und drückte sich von
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