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Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Titel: Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde
Autoren: Tina Caspari
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Bille bekommt einen Auftrag

    „ Stop ! Stooop ! Spinnst du!?“
    Bille sprang im letzten Augenblick zurück, und der Wagen raste klappernd und hüpfend an ihr vorbei. Karlchen stand breitbeinig wie ein Seemann bei Windstärke elf auf der Ladefläche des Karrens, die Zügel lässig in der einen Hand. Mit der anderen Hand schwang er die Peitsche übermütig über Zottels Rücken. Fröhlich schnaubend galoppierte Zottel den Parkweg hinunter. Bille rannte ihnen ein Stück weit nach und gab dann kopfschüttelnd auf.
    Am Ende des Parks machte Karlchen eine flotte Wendung, versuchte es noch einmal mit einem Peitschenknall — eine Kunst, die er seit kurzem mit Ausdauer und mäßigem Erfolg übte —, und Zottel kam in gestrecktem Trab auf Bille zu. Bille lehnte sich auf die Forke und sah den beiden stirnrunzelnd entgegen.
    „Gab’s gestern Ben Hur im Fernsehen oder glaubst du, du bist hier auf dem Nürburgring?“ fragte sie ärgerlich und strich sich eine ihrer widerspenstigen Locken aus der Stirn. „Wenn du noch mal so was mit Zottel machst, dann schmeiß ich dir den Stallbesen ins Kreuz!“
    „Du tust gerade, als gehörte er dir. Ein ehemaliges Zirkuspferd ist doch ganz andere Sachen gewöhnt“, verteidigte sich Karlchen grinsend und schielte dabei über Billes Kopf hinweg zum Stall hinüber.
    Bille strich Zottel beruhigend über das rot-weiß gefleckte Fell und folgte Karlchens Blick.
    „Ach so — Helga! Das hätte ich mir gleich denken können — es muß ja einen besonderen Grund haben, wenn du hier so eine Schau abziehst!“
    Karlchen hechtete ungewöhnlich forsch vom Wagen herunter und griff nach der Forke. Mit männlich kraftvollem Schwung stach er in den riesigen Haufen aus schmutzigem, zerknülltem Papier und begann aufzuladen.
    „Willst du uns helfen?“ rief Bille Helga entgegen, die zögernd näher kam.
    „Was macht ihr denn da?“ Helga sah naserümpfend auf die Berge von Abfall zu Billes und Karlchens Füßen.
    „Trümmerbeseitigung. Die Reste vom Feste“, erklärte Bille und kippte einen vollen Korb auf die Ladefläche. Zerknüllte Papierservietten, Senf- und Ketchuptütchen , Hühner- und Kotelettknochen , zerknautschte Pappbecher kollerten zwischen Girlanden aus vertrockneten Blumen, Stroh und Kreppapier -Bändern. „Vergangenen Samstag war in Groß- Willmsdorf Erntefest. Karlchen und ich haben uns freiwillig zum Aufräumen gemeldet, aber wir nehmen gern noch Helfer in unsere Truppe auf.“
    Karlchen stach wie wild auf den Abfallhaufen ein. Die Ärmel seines Hemdes hatte er bis zu den Schultern aufgekrempelt, damit man seine Muskeln spielen sah. Er ließ Helga nicht aus den Augen. Als die Zinken der Forke beim besten Willen nichts mehr aufnehmen wollten, schwang er die Last hoch über seinen Kopf zum Wagen hinauf. Eine riesige Mohnblume aus Kreppapier löste sich flatternd aus dem Haufen und legte sich ihm wie ein Babymützchen auf den brandroten Schopf.
    „Steht dir gut“, sagte Bille trocken. Helga kicherte.
    Karlchen wurde rot und zerrte sich den ungewollten Kopfschmuck verwirrt herunter.
    „Na, was ist nun? Hilfst du uns?“ fragte er Helga herausfordernd, um seine Würde zurückzugewinnen. Schließlich war er fast fünfzehn, beinah zwei Jahre älter als Helga und Bille.
    Helga betrachtete unentschlossen den stinkenden Abfall.
    „Ich müßte erst schnell nach Hause fahren und mir meine alten Jeans anziehen. Wartet ihr solange?“
    „Das dauert ja mindestens ‘ne Stunde, bis dahin sind wir längst fertig“, wehrte Bille ab. „Drüben im Stall hängt eine alte Kittelschürze von mir, die kannst du überziehen.“ Wenn Helga bei jeder Gelegenheit hier aufkreuzte, um in Karlchens Nähe zu sein, dann sollte sie ruhig mitarbeiten — mitgefangen, mitgehangen.
    Während Helga zum Stall hinüberging, um sich die Schürze zu holen, kletterte Karlchen auf den bereits wieder übervollen Wagen und fuhr zum Müllplatz hinaus.
    Bille setzte sich aufatmend auf die umgestülpte Kiepe, reckte sich in der milden Herbstsonne wie eine zufriedene Katze und begann, sich die lahm gewordenen Arme zu massieren.
    Welch ein Tag! Der Himmel war blitzblau, kein Lüftchen regte sich. Von fern kam ein Duft von frischgepflügtem Acker und Kartoffelfeuern und mischte sich mit dem Geruch überreifer Apfel und einem Hauch Stalldunst. Herrlich war das!
    Aus den riesigen Kastanien im Park, die um das weiße Gutshaus standen, als müßten sie es beschützen, segelten lautlos die Blätter zu Boden. Von der Reitbahn
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