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Geheimnis der Leidenschaft

Titel: Geheimnis der Leidenschaft
Autoren: Elizabeth Lowell
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Prolog
    Der blaue Pick-up war schmutzig, von Büschen zerkratzt und sah viel zu heruntergekommen aus, als dass er den verwitterten Pferdeanhänger hätte hinter sich her ziehen können. Den Reifen des Pick-ups war deutlich anzusehen, dass er durch Gelände gefahren war, in dem man nur mit einem Vierradantrieb weiterkam.
    Genau wie bei dem Mann am Steuer, lag viel mehr in ihm verborgen, als die raue Oberfläche verriet. Unter dem Staub und den Anzeichen der harten Abnutzung war der Belag der Reifen dick. Die Maschine des Pick-up war kraftvoll und gut eingestellt. Die Stute, die geduldig in dem Anhänger stand, war heißblütig und ausgezeichnet dressiert. Ein einziges ihrer Fohlen wäre mehr wert als ein neuer Pick-up mit Anhänger.
    Der Pick-up fuhr an einem von der Sonne ausgeblichenen Straßenschild vorüber, auf dem stand: WILLKOMMEN IN RIVERDALE: 47 EINWOHNER.
    In Riverdale gab es weder einen Fluss noch ein Tal, das den Besucher begrüßte, doch es gab auch kein Gesetz, das einem das Träumen verbot.
    Der Mann parkte den Wagen vor einem Gemischtwarenladen, stieg aus und streckte sich zu seiner vollen Größe, dabei warf er mit der Nachmittagssonne im Rücken einen langen, breitschultrigen Schatten. Der Laden war geschlossen. Ein mit der Hand geschriebenes Plakat informierte jeden, der es wissen wollte, dass die Tür des Ladens nur dann geöffnet wurde, wenn es dem Eigentümer des Ladens gefiel. Wenn es einen Notfall gab, sollte man es an der Hintertür versuchen.
    Auf Zetteln an der Außenseite des schmutzigen Schaufensters wurden Arbeiter oder Arbeit gesucht. Man versuchte, Ausrüstungsgegenstände für die Ranch zu kaufen oder zu verkaufen. Die Schaufensterscheibe erfüllte die Funktion einer Zeitung.
    Auf einer der Karten war zu lesen: Rio, wenn du das liest, dann fahre nach Nevada. Eine Frau auf einer Ranch mit dem Namen Sonnental braucht dich.
    Der Mann zog die Karte von der Scheibe und warf sie in das Handschuhfach seines Pickups. Dort lagen noch andere Zettel, Blätter und Karten und Papierfetzen, die er im letzten Monat überall im Westen eingesammelt hatte. Auf ihnen stand fast immer das Gleiche.
    Fahre zum Sonnental.
    Mit einem Schnappen schloss er das Handschuhfach, dann ging er nach hinten zu dem Pferdeanhänger. »Was meinst du, Dusk? Hast du Lust auf noch ein paar Meilen mehr?«
    Die elegante Stute schnaubte durch das Fenster des Anhängers und knabberte gelassen an seinem offenen Kragen. Er rieb über ihr weiches Maul, streckte sich noch einmal und wartete.
    Als der Wind über die Hochebene wehte, lauschte er auf den Klang seines Namens. Es war wie immer ein langer Seufzer zu hören, der rief: Bruder des Windes.
    Und er antwortete, wie er es immer getan hatte. Ich hin hier.
    Der Wind drehte sich und wirbelte um ihn herum, drückte gegen seinen Rücken und schob ihn nach Süden.
    »Bist du auch sicher, Bruder?«
    Der Wind drückte stärker.
    Er stieg wieder in den Wagen und fuhr nach Süden.

1
    Sogar im späten Oktober herrschte auf der Ranch in Nevada, die den Namen Sonnental trug, noch Dürre. Der Durst war ein staubiger Schatten, der auf allem Leben lag. Der Wind war ruhelos und flüsterte von der Ferne und den Geheimnissen eines weiten Landes.
    Im Osten der Ranch erhob sich eine Bergkette, bekannt als die Sierra Perdidas, dunkel und schweigend über die trockene Landschaft. Die Berge selbst waren üppig grün durch das Geschenk des Wassers - Täler mit dichtem Grasbewuchs, hohe Abhänge voller Wälder und einige wenige geschützt liegende Schneefelder, die in der Nachmittagssonne hoch über dem ausgedörrten Land wie Diamanten glänzten.
    Hope Gardener war viel zu weit weg, um die Schneefelder, die wasserreichen Täler oder die Wälder sehen zu können, aber sie wusste, dass sie da waren. Sie waren immer da, ein verlockender Traum für die Rancher, die in der trockenen Wirklichkeit der Wüste lebten, die die inselartigen grünen Berge umgab wie ein Meer aus Salbeibüschen. Und dennoch hätte Hope keinen einzigen Teil des gelbbraunen, durstigen, rauen Landes ihrer Ranch gegen die sanfte Schönheit der ganzen Sierra Perdidas eingetauscht.
    Allerdings hätte sie nichts gegen ein wenig der Wassermassen einzuwenden gehabt, die in den Perdidas versickerten.
    Sie war nicht gierig. Sie bat nicht um einen tiefen Fluss, der das ganze Jahr hindurch Wasser führte, oder darum, einen Strom zu entdecken, der unterirdisch floss und seine Fluten einige Fuß unterhalb eines trockenen Flussbettes verbarg. Sie
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