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Zarias Sehnsucht

Zarias Sehnsucht

Titel: Zarias Sehnsucht
Autoren: Victoria Hanley
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gebannt war, jegliches Zeitgefühl verlor; sie würden kein Gefühl der Dringlichkeit verspüren. Aber die Bedeutung von Zeit blieb mir nicht verborgen. Meine Familie war seit fünf Jahren verschwunden. Fünf wirkliche Jahre, in denen ich ohne sie hatte leben müssen.
    Meteor kniff die Augen zusammen. »Wo hast du das gehört?«
    »Ganz gleich, wo sie es gehört hat«, ging Leona ungeduldig dazwischen, »wir haben jetzt keine Zeit, darüber zu reden. Lily will eine Antwort.« Sie klopfte sich mit ihrem Zauberstab auf die Handfläche. »Zari, seit du die Flasche hast, hat sich deine Magie verändert. Sie scheint immer stärker zu werden.«
    Ich dachte darüber nach. »Du könntest recht haben.«
    »Ihr glaubt, die Flasche hat die Macht, Zauber zu verstärken?« Meteor klang skeptisch.
    Leona warf ihr dunkles Haar nach hinten. »Wenn es so ist und Lily sie in die Finger bekommt, könnte sie alles überwinden, was wir gegen sie unternehmen. Es ist schlimm genug, dass sie hundert Mal so viele Radia wie wir besitzt.«
    »Dann wäre sie unbesiegbar«, stellte Andalonus fest.

Ich öffnete wieder die Tür.
    Lily schwebte direkt vor ihr. »Ja?«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich stimme dem Austausch nicht zu.«
    »Darf ich fragen, warum? Möchtest du noch irgendetwas anderes?« Sie warf ihren Anhängern einen Blick zu und zuckte mit den Schultern, als wolle sie sagen, dass sie natürlich mit dieser habgierigen jungen Elfe würde feilschen müssen.
    »Ich traue Ihnen nicht.«
    »Ich habe dir nie etwas versprochen, das ich nicht gehalten habe, Zaria.« Ihre Stimme war leise und lieblich.
    Ich konzentrierte mich auf die Gesichter ihrer Anhänger. »Sie wird euch nichts als Kummer einbringen«, sagte ich. »Und Tod.«
    Der Elf mit der marmorierten Haut glitt nach vorne und erwiderte hämisch: »Was weißt du schon, Zaria Turmalin? Du hast deine Schäfchen hier in deinem hübschen Heim in Galena im Trockenen. Was weißt du schon von der Welt da draußen?«
    Ich machte die Tür zu.
    Andalonus schob die abgewetzten Vorhänge zur Seite und spähte nach draußen. »Sie ist wütend.« Er zog die Vorhänge zu.
    Ich berührte eine der magischen Kugeln und brachte sie zum Leuchten. »Es tut mir leid, dass ihr da mit hineingeraten seid.«
    Leona lächelte. »Mir nicht. Lily Morganit versteht die Macht der Freundschaft nicht, aber wir schon.«
    Ich holte die indigoblaue Flasche aus meiner Tasche. »Wir müssen herausfinden, was das hier ist .« Ich ließ mich auf dennächstgelegenen Hochsitz fallen. »Wenn es Zauber wirklich stärker macht, wie tut es das? Ich habe die Flasche nie geöffnet.«
    »Welche Zauber hast du bei deinem Haus angewandt?«, wollte Meteor wissen. Er hatte sich auf einem höheren Hochsitz niedergelassen und ließ seine langen Beine über den Rand baumeln.
    Leona machte es sich auf den Kissen neben mir bequem. Andalonus setzte sich uns gegenüber.
    Es war Zeit, es ihnen zu sagen.
    Ich schlang meine Flügel um meine Schultern. »Ich habe ein Geheimnis.«
    Sie beugten sich erwartungsvoll vor.
    Die indigoblaue Flasche lag schwer in meinem Schoß. Ich legte beide Hände um ihre glatte Oberfläche. »Ihr müsst mir versprechen, niemandem davon zu erzählen.«
    Sie versprachen es.
    »Ich habe Zauber mit gewöhnlichen Worten ausgeführt, anstatt die alte Sprache zu verwenden.«
    »Was?« Meteor beugte sich so weit vor, dass er vom Hochsitz rutschte und sich nur mit Mühe auffangen konnte, bevor er auf den Boden knallte.
    »Wie?«, fragte Leona.
    Andalonus starrte mich an. Als roter Elf hatte er sich nie eingehender mit dem Erschaffen von Zaubern auseinandergesetzt, weil er für diese Kunst keinen Nutzen hatte. Aber wie allen anderen Bewohnern von Elfenland hatte man ihm beigebracht, dass Zauber nur mit den Worten der alten Sprache ausgeführt werden konnten.
    »An dem Tag, als ich Lily zum ersten Mal getroffen habe, hat sie mich mit einem Zauber belegt«, erklärte ich. »Ichfühlte mich, als wäre ich in einem Netz klebrigen Schlafs gefangen.« Leona und Meteor tauschten Blicke. Sie wussten, was ich meinte; dasselbe war auch ihnen widerfahren. »Ich musste ihr entkommen und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war so verzweifelt, dass ich schließlich meinen Zauberstab benutzt und gesagt habe: Jegliche Zauber, in deren Bann ich stehe, sind unwirksam. Es hat funktioniert.«
    Leonas Flügel kräuselten sich im magischen Licht. »Bist du sicher?«
    »Zuerst habe ich gedacht, Lilys Zauber hätte von allein seine Wirkung
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