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Zarias Sehnsucht

Zarias Sehnsucht

Titel: Zarias Sehnsucht
Autoren: Victoria Hanley
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gewusst, dass du leichtsinnig mit deinen Vorräten umgehst, aber … eine Million?«
    Ich zog die Hand weg. » Leichtsinnig ?«
    »Eine Million ?« Er blickte mich von oben herab an.
    »Die Zerstörung des Mantels hat die meisten Radia-Einheiten verbraucht«, gab ich bitter zurück. »Ich hatte keine Kontrolle darüber!«
    »Moment mal«, sagte er. »Keine Kontrolle? Soll das heißen, deine Magie hat … ohne dich die Kontrolle übernommen?«
    Ich seufzte. »Ja. Vollkommen.«
    »Wie hast du dann deinen Zauberstab saturiert?«
    »Ich habe ihn nicht saturiert. Mein Zauberstab hat nicht auf mich reagiert. Der Mantel hatte mir alle meine Kräfte genommen.«
    Meteor schaute mich nicht mehr ganz so arrogant an. »Er hat sie dir genommen …? Du hast gesagt, der Mantel sollte dir alle Kräfte nehmen, aber dass du …«
    »Die Magie des Mantels hat gewirkt. Am Anfang jedenfalls. Bis … etwas aufgestiegen ist und die Kontrolle übernommen hat.«
    Meteor schüttelte langsam den Kopf. »Entschuldige. Das habe ich nicht gewusst.« Er setzte sich auf den Teppich.
    Leona hatte aufmerksam zugehört. »Dann misst deine Uhr wohl nicht alles«, erklärte sie. »Du musst noch etwas anderes besitzen, Zari, irgendeine Macht, die über Magie-Stufen oder Radia-Farben hinausgeht.«
    Ich fühlte mich unwohl. »Wie ist das möglich?«
    »In diesem Mantel hat Troll-Magie gesteckt«, sagte Leona. »Wer kann die Magie der Trolle überwinden? Ich habe noch nie gehört, dass das irgendjemandem gelungen wäre. Niemandem, ganz gleich welcher Magie-Stufe.«
    Meteor blickte auf. »Leona hat recht. Du bist anders als wir. Du kannst Zauber mit gewöhnlichen Worten ausführen. Nur du.« Er rieb die Fingerknöchel über eine abgewetzte gelbe Stelle im Teppich und löste dabei das Gewebe noch weiter auf.
    »Anders auf eine gute Art«, fügte Andalonus grinsend hinzu. »Ungewöhnlich.«
    Ich stand mit einem unguten Gefühl auf und zog den fransigen Vorhang beiseite. Draußen durchzogen dunkle Wolkenfetzen den Himmel und warfen Schatten auf die verletzte und wütende Menge. Lily flog mit gezücktem Zauberstab hin und her.

Andalonus schürte das Feuer im Herd und kochte Wasser im Kupferkessel. Er goss in mehrere Tassen dampfenden Orchideentee und reichte sie herum. Meine Tasse hatte ein schlichtes Muster: eine scharlachrote Orchidee auf weißem Grund. Ich hatte sie oft benutzt. Der Henkel hatte zwei kleine abgeschlagene Stellen, der Boden war ein wenig uneben.
    Leona kuschelte sich auf Beryls ehemaligen Lieblingshochsitz. »Wir müssen entscheiden, was wir als Nächstes tun«, sagte sie.
    Ich trank meinen Tee und setzte die leere Tasse ab. Dann nahm ich die indigoblaue Flasche und legte sie mir wieder in den Schoß, während ich Andalonus dabei zusah, wie er über seinen Kissen schwebte.
    Meteor hatte es sich auf dem Hochsitz neben dem Kaminsims in der Nähe der Wanduhr bequem gemacht. Mir fiel auf, dass die Uhr stehen geblieben war – mal wieder. Das silberne Zifferblatt war immer noch wunderschön, und die kunstvoll eingravierten Zauberstäbe und Flügel waren so hübsch wie eh und je, wenn auch ein wenig angelaufen. Aber die Zeiger bewegten sich nicht, das kleine goldene Pendel war still und stumm.
    Mein Vater hatte sie regelmäßig aufgezogen, doch seit seinem Verschwinden blieb sie ständig stehen. Beryl hatte sie unzählige Male repariert, mir aber nicht gezeigt, wie ich sie wieder zum Laufen brachte.
    »Zuerst«, meldete sich Meteor zu Wort, »müssen wir herausfinden, was dieses Pulver bewirkt.«
    Ich strich über die glatte Oberfläche der Flasche. »Wenn wir es können.«
    »Probier es an mir aus«, schlug Leona vor. »Streu einekleine Menge auf mich, nur um zu sehen, ob es auch meine Magie verstärkt.«
    Meteor gab einen missbilligenden Laut von sich. »Wir können uns nicht sicher sein, dass es Zarias Magie verstärkt hat. Ihre Magie hat sich offenbar schon immer von unserer unterschieden.«
    »Nur eine kleine Menge«, drängte Leona.
    »Nein«, sagte ich. »Was ist, wenn es schädlich ist?«
    »Es war die ganze Zeit hier. Es hat uns nicht geschadet.«
    »Aber die Flasche war nicht offen.« Ich wandte mich an Meteor. »Erzähl uns alles, was du über Troll-Magie weißt.«
    Meteor war normalerweise stolz darauf, so gebildet zu sein – und bei seinem großen Wissensschatz war er das mit Recht. Doch er erwiderte: »Ich weiß darüber nur wenig.«
    »Was ist das Wenige , das du weißt?« Unter »wenig« verstanden wir nicht unbedingt
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