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Zarias Sehnsucht

Zarias Sehnsucht

Titel: Zarias Sehnsucht
Autoren: Victoria Hanley
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Zari?«, wollte Leona wissen.
    »Ich erkläre es euch später«, murmelte ich, während ich mich fragte, was sie denken würden, wenn ich ihnen erzählte, dass die Zuneigung, die sie für mich empfanden, den Zauber außer Kraft setzte.
    Ich blickte zum Fenster. Lily berührte ihren Hals. Ihre Lippen bewegten sich, und dann konnte ich sie deutlich hören: »Öffne die Tür, Zaria!«, sagte sie mit magisch verstärkter Stimme. »Du weißt, dass ich deinen Zauber nicht durchdringen kann. Aber ich habe dir etwas zu sagen.«

Meteor hielt den Schürhaken in die Höhe. »Mach nicht auf«, riet er mir.
    »Finde heraus, was sie will«, meinte Leona.
    »Stich ihr ins Auge«, sagte Andalonus.
    Ich öffnete die Tür. Mit dem Blick starr auf Lily gerichtet wünschte ich mir, meine Flügel würden nicht so zittern. Die magische Schranke hatte sich bewährt, aber es war immer noch beängstigend, ihr ohne eine Wand oder eine Fensterscheibe zwischen uns gegenüberzustehen.
    Ihre Augen sahen aus wie fiebrige Perlen. »Deine Zauber sind meisterhaft gestaltet, Zaria … und übertreffen selbst mein Können. Vorerst.«
    »Sie sagten, Sie hätten mir etwas zu sagen.«
    »Ich warne dich«, fuhr sie zuckersüß fort. »Meine Magie-Vorräte sind hundert Mal größer als deine und die Leona Blutsteins zusammengenommen.« Sie ließ ihren Zauberstab durch die Luft schnellen. »Aber es wäre unsinnig, unsere Radia damit zu verbrauchen, uns gegenseitig zu bekämpfen. Schließlich gilt mein Unmut nicht dir, sondern dem König und der Königin und dem herrschenden Rat. Ich möchte den Vergessenen Gerechtigkeit widerfahren lassen.« Mit einer ausladenden Handbewegung deutete sie auf die verletzten Zwerge und die zerlumpten und verbitterten Elfen.
    »Warum habt ihr uns dann angegriffen?«, fragte ich.
    »Bitte entschuldige. Meine Anhänger waren übereifrig.«
    » Übereifrig? « Ich betrachtete den wütenden Schwarm Elfen, der hinter ihr in der Luft schwebte, und die Zwerge, die sich mühevoll aufzurichten versuchten, und fragte mich, was sie ihnen versprochen hatte.
    »Sie wissen, dass du mir etwas entwendet hast, das mir gehört«, fuhr Lily fort. »Eine Flasche mit den Überresten eines Troll-Mantels, den du einmal getragen hast.«
    Wie ungezwungen sie darüber sprach! Dieser Mantel hatte mich fast zu Tode gequetscht, und das wusste sie nur zu gut.
    »Sie haben denen erzählt, die Flasche würde Ihnen gehören?«, stieß ich hervor und war mir sofort meines Fehlers bewusst. Ich hätte nicht zugeben dürfen, dass die Flasche existierte.
    »Sie gehört mir. Aber da sie in deinem Besitz ist, bin ich bereit, die Flasche gegen etwas anderes zu tauschen, Zaria.«
    Ein Elf mit gelb-weiß marmorierter Haut und schmutzigen Haaren nickte eifrig.
    »Aber Sie haben nichts …« Ich verstummte. Ich hatte ihr entgegnen wollen, dass sie nichts besaß, das von Interesse für mich war. Doch ich vermutete das Gegenteil.
    »Ich biete dir an, dir die Wahrheit über deine Familie zu erzählen«, sagte sie. »Sowie einen Waffenstillstand.«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort.«
    »Du hast zehn Minuten, bevor ich das Angebot zurückziehe«, erklärte Lily.
    Ich schloss die Tür.
    Vorsichtig nahm ich die indigoblaue Flasche in die Hand. »Ich wünschte, ich wüsste, was Lily davon hätte, dieses Pulver zu besitzen.«
    »Wenn sie es haben will …«, begann Meteor und zog vielsagend die Augenbrauen hoch.
    Leona schmiegte einen Flügel an meinen. »Du wirst deine Familie nicht zurückbekommen, ganz gleich, ob du die Wahrheit über sie erfährst oder nicht.«
    »Vielleicht doch«, erwiderte ich. Da . Ich hatte es ausgesprochen. Die Hoffnung, die mich angetrieben hatte, lag nicht mehr im Verborgenen. »Sie könnten noch am Leben sein.«
    Andalonus blinzelte. Leona verdrehte die Augen. Meteor runzelte die Stirn.
    Ich steckte die Flasche in die größte Tasche meines Kleids. »Sie sind gegangen und nie wieder zurückgekommen. Niemand hat je ihre Leichen gesehen. Niemand weiß, was passiert ist. Die Ratsmitglieder haben mir gesagt, Menschen hätten sie umgebracht, aber daran glaube ich nicht mehr. Sie waren zu klug, um sich von Menschen fangen zu lassen.«
    Erschrockenes Schweigen.
    »Ich habe gehört, dass Lily Morganit sie möglicherweise gefangen hält … in Gletschergewebe«, platzte ich heraus.
    Jedes Mal, wenn ich an meine Mutter, meinen Vater und meinen Bruder dachte, ergriff mich ein Gefühl der Dringlichkeit. Man hatte mir erzählt, dass jeder, der in Gletschergewebe
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