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Zarias Sehnsucht

Zarias Sehnsucht

Titel: Zarias Sehnsucht
Autoren: Victoria Hanley
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verloren. Aber seitdem habe ich schon viele Male versucht, Magie mit gewöhnlichen Worten auszuüben. Die Zauber funktionieren jedes Mal.«
    Leona lächelte jetzt begeistert. »Wir müssen die alte Sprache gar nicht lernen?«
    Ich nickte. »Wir können uns selbst Zaubersprüche ausdenken.«
    »Das ist unmöglich.« Meteor lächelte nicht. »Sonst hätte es doch schon jemand vor dir entdeckt.«
    Ich umklammerte den Flaschenhals. »Ich sage die Wahrheit.«
    Leona holte ihren Zauberstab hervor und saturierte ihn auf Stufe zwei. »Mache farbigen Rauch«, sagte sie und deutete in eine Ecke.
    Nichts passierte. Das magische Licht zeigte nur leere Schatten auf dem Stein.
    Meteor zog ebenfalls seinen Zauberstab. Er richtete die Zirkonspitze auf den Kamin, wo getrocknete Orchideenstängel bereitlagen. »Zünde das Feuer an.«
    Kein Funken sprühte. Meteor und Leona blickten mich verdrossen an, während Andalonus uns beobachtete.
    Ich musste mich beweisen. Ich legte die Flasche auf die Kissen meines Hochsitzes. Dann holte ich den schmalen Schreibstift heraus, der mir als Zauberstab diente.
    Wie jedes Mal kicherte Leona beim Anblick meines Zauberstabs. »Wann veränderst du ihn endlich? Du bist eine violette Elfe! Mit diesem Zauberstab siehst du aus wie …« Sie verstummte abrupt.
    »Wie eine rote«, sagte Andalonus.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sich Leona.
    »Nicht nötig. Ich bin ganz deiner Meinung.« Andalonus wackelte mit den Augenbrauen in meine Richtung. »Dein Zauberstab ist mitleiderregend.«
    Ich hielt den Kunststoffstift hoch. Er war mitleiderregend, ein von Menschenhand gemachtes Ding, das mir der Hohe Rat gegeben hatte, als ich vierzehn wurde. Vielleicht hatte Leona recht. Ich sollte ihn verändern, ihn mir aneignen. »Mein Zauberstab soll von nun an aus Amethyst sein, mit einer rosa Turmalinspitze«, sagte ich. »Verändere ihn dauerhaft.«
    Der streichholzdünne Schreibstift wurde so breit wie mein Daumen. Seine Farbe veränderte sich von schwarz zu einem funkelnden Violett. Eine rosige Spitze bildete sich an seinem Ende.
    Leona bewunderte ihn. »Perfekt!«
    Meteor und Andalonus kamen näher heran.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte Meteor und sah mich von der Seite an.
    »Gewöhnliche Worte führen Magie aus, genau wie ein Zauber in der alten Sprache«, erklärte ich. »Aber seid vorsichtig – auch gewöhnliche Worte verbrauchen Radia-Einheiten.«
    Meteor schwenkte noch einmal seinen Zauberstab. »Zünde das Feuer an«, verlangte er.
    Der Kamin blieb kalt und dunkel.
    Leona wirbelte ihren Zauberstaub. »Mache farbigen Rauch.«
    Nichts passierte.
    »Vielleicht funktioniert es bei kleinen Zaubern nicht«, wandte ich ein.
    »Versuch du’s mal«, forderte mich Leona auf. »Mach farbigen Rauch.«
    Ich saturierte meinen neuen Zauberstab, und ein leuchtender Streifen durchzog seine Amethyst-Mitte. Bei Stufe zwei hielt ich inne und richtete den Stab auf die Ecke. »Mache farbigen Rauch.«
    Neblig rote, blaue und gelbe Rauchschwaden wirbelten vom Boden auf, vermischten sich in der Luft und schufen violette, grüne und orangefarbene Dunstwolken.
    Meteor kniff die Augen zusammen. »Das Feuer?«
    Ich schwenkte den Zauberstab in Richtung des Kamins. »Zünde das Feuer an.«
    Ein Funken entfachte sich, und das Anmachholz fing knisternd an zu brennen, so als wollte es in lautes Gelächter ausbrechen.
    Leona schwirrte vor dem Kamin hin und her. »Du hast alle Zauber, mit denen dein Haus belegt ist, mit gewöhnlichen Worten ausgeführt?«
    »Zum Schutz, ja.« Ich erinnerte mich an den genauen Wortlaut dieses Zaubers: Nur wer mir wohlgesinnt ist, möge dieses Haus betreten, solange ich am Leben bin. Nichts und niemand sonst möge dieses Haus in welcher Gestalt auch immer betreten.
    Leona kam näher. »Öffnest du mal deine Uhr, Zari?«
    Ich öffnete den Deckel meiner Kristalluhr.
    »Zeigt sie immer noch Stufe einhundert an?«, fragte sie.
    Das Zifferblatt zeigte die sechs gleich großen Farbsegmente: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Violett. Zwei silberne Zeiger gaben die Zeit an. Ein dritter, goldener Zeiger lag knapp unter dem neunten Grad Violett, was bedeutete, dass ich noch fast neun Millionen Radia besaß. In der Mitte zeigte ein Rechteck die leuchtende Ziffer 100 an. »Ja.« Ich hielt ihr die Uhr hin.
    Leona hob mein Handgelenk an ihre Augen. »Du hast eine Million Radia verbraucht!« Sie ließ meine Hand los.
    »Eine Million!« Meteor sprang auf, ergriff mein Handgelenk und musterte meine Uhr. »Ich habe
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