Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0820 - Im Netz der Para-Wölfin

0820 - Im Netz der Para-Wölfin

Titel: 0820 - Im Netz der Para-Wölfin
Autoren: Michael Breuer
Vom Netzwerk:
Newcastle/Australien
    Der Biker betrat den kleinen, dunklen Vorraum des Restaurants, der durch einen roten Samtvorhang von den eigentlichen Räumlichkeiten abgetrennt war.
    Hinter einem schwarzen Empfangspult stand ein dunkelhaariger junger Mann über einem aufgeschlagenen Buch.
    »Sie haben reserviert?«, fragte er ohne aufzublicken.
    Der Biker antwortete nicht, sondern trat einen Schritt näher.
    Jetzt erst hob der junge Mann den Kopf. Er stutzte einen Moment irritiert, als er auf das geschlossene Visier des Sturzhelms starrte. Urplötzlich hielt der Biker einen langen Silberdolch in den Händen.
    Die Augen des jungen Mannes weiteten sich. Er sprang einen Schritt zurück und öffnete den Mund, um ein drohendes Fauchen hören zu lassen. Gleichzeitig begannen seine Zähne zu wachsen. Auf Stirn und Wangen sprossen dichte rostrote Haarbüschel.
    Der Biker ließ dem Monster keine Chance, ihn anzugreifen.
    Ehe die geifernde Kreatur ihre Metamorphose abschließen konnte, war er schon hinter dem Empfangspult und drängte sie gegen die Wand. Die Hand mit dem Dolch ruckte nach oben.
    Die Augen des Ungeheuers weiteten sich, als es sich seines drohenden Endes bewusst wurde.
    Der Silberdolch sauste herab, bohrte sich mit Wucht in das rabenschwarze Herz der Kreatur und beendete ihre unheilige Existenz für immer. Regungslos beobachtete der Biker, wie das sterbende Ungeheuer in die Knie brach. Er wusste, mit dem Tod würde die Rückverwandlung des Monsters einsetzen.
    Der Motorradfahrer trat hinter dem Empfangspult hervor und wandte sich dem Samtvorhang zu. Seit er das Restaurant betreten hatte, war nicht einmal eine Minute vergangen.
    Jetzt erst nahm er langsam den Sturzhelm ab. Das markant geschnittene Gesicht eines etwa 30 Jahre alten Mannes mit kurzem, schwarzem Stoppelhaar kam zum Vorschein. Die klaren, blauen Augen des Mannes besaßen etwas Eisiges. Er schien zu allem entschlossen zu sein.
    Im nächsten Moment wurde der Samtvorhang beiseite gerissen.
    »Was ist da draußen los?«, rief ein älterer Mann, bei dem es sich der Kleidung nach um einen Oberkellner handelte. Als er den Biker sah, blieb ihm das Wort im Halse stecken. Fast ungläubig starrte er auf den mit schwarzem Blut besudelten Silberdolch.
    Der Biker antwortete nicht.
    Schon hatte der Oberkellner seinen ersten Schreck überwunden. Sein Körper nahm eine leicht gebückte Haltung ein, als er die Metamorphose einleitete. Haarbüschel sprossen in seinem Gesicht, das sich auf eigenartige Weise zu verformen schien, bis es an eine Hundeschnauze erinnerte. Ein knurrender Laut drang aus seiner Kehle.
    Blitzschnell griff der Biker an den Gürtel seiner Lederkombi, um zwei Pistolen zu zücken.
    Dem Ungeheuer schien die Gefahr nicht bewusst zu sein, denn es machte Anstalten, den Motorradfahrer anzuspringen. Es vollendete seine Bewegung jedoch nicht, denn schon peitschte ein Schuss durch den kleinen Vorraum des »Red Diamond«. Die Kugel traf die Kreatur mitten ins Herz und ließ sie aufheulend zurücktaumeln.
    Der Schütze beobachtete, wie der halbverwandelte Oberkellner in sich zusammenbrach. Die zersetzende Kraft seiner Silberkugeln zeigte also auch hier die Wirkung, die er von seinen Erfahrungen mit Werwölfen gewohnt war. Das war beruhigend. Bis zuletzt war sich der Werwolf-Jäger nicht sicher gewesen, ob seine Waffen hier etwas ausrichten würden. Die Monster, auf deren Spur er sich in dieser Nacht befand, waren nämlich keine Werwölfe im strengeren Sinn des Wortes. Vielmehr waren sie mit den Dingos verwandt, australischen Wildhunden, denen jedoch offenbar noch genug wölfisches Blut innewohnte.
    »Staub zu Staub«, kommentierte der Mann ohne hörbare Emotion, dann riss er kurzerhand den Vorhang beiseite und trat in den eigentlichen Speiseraum des Restaurants.
    Das Etablissement war gut gefüllt. Die Einrichtung wurde dominiert von den Farben Schwarz und Rot.
    Rot wie Blut und schwarz wie die Nacht. Überaus passend…
    Der Biker wandte den Kopf kurz in alle Richtungen und versuchte, die Anzahl von Gästen und Personal grob einzuschätzen. Bei den Speisenden schien es sich überwiegend um Menschen zu handeln. Das Personal hingegen…
    Er zweifelte nicht daran, dass es sich auch bei den übrigen Angestellten samt und sonders um Werwölfe beziehungsweise Werdingos handelte. Das »Red Diamond« schien tatsächlich ein Unterschlupf dieser Bestien zu sein. Also hatten sich seine wochenlangen Recherchen doch bezahlt gemacht.
    Nur wenige Sekundenbruchteile blieben ihm, um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher