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Lehrreiche Lektionen Teil 1 - Das erste Semester

Lehrreiche Lektionen Teil 1 - Das erste Semester

Titel: Lehrreiche Lektionen Teil 1 - Das erste Semester
Autoren: Anne Moreau
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Herzlich Willkommen

    Ich stand mit dem Koffer in der Hand vor dem Tor. Mein Finger legte sich auf den Klingelknopf, aber ich zögerte, ihn zu drücken. War es die richtige Entscheidung? Mein Onkel Albert hatte mir angeboten, bei ihm, meiner Tante Gerda und meiner Cousine Lena zu wohnen, während ich mein Studium in München absolvierte. Sie hatten ein Haus in einem Vorort von München. Ich hatte zuvor in Köln studiert, war aber nicht weit gekommen. Um mein Studium und mein WG-Zimmer zu finanzieren, hatte ich arbeiten müssen. Ich hatte das Studium schleifen lassen und in zwei Semestern nicht einmal die Hälfte der Scheine geschafft. Das musste unbedingt besser werden, da ich mir meinen Abschluss sonst abschminken konnte. Nach dem Abitur war ich erst einmal für ein Jahr nach Australien gegangen. In diesen Auslandsaufenthalt hatte ich mein ganzes Erspartes gesteckt. Ich war viel gereist, hatte eine Menge Leute kennengelernt, sehr viel Party gemacht und weit weniger gearbeitet als ich es mir vorgenommen hatte. In Köln hatte ich natürlich auf eigenen Beinen stehen wollen und hatte nicht eingesehen, meine Wünsche einzuschränken. Außerdem war es mir schwer gefallen, mich wieder in ein stark verschultes System einzugliedern. Das Feiern war weitergegangen und mein Studienabschluss war in sehr weite Ferne gerückt. Meine Mutter hatte ihrem Bruder mein Leid geklagt und er hatte großzügig angeboten, mich unter seine Fittiche zu nehmen. Ich würde bei ihm umsonst wohnen und mich so voll und ganz auf mein Studium konzentrieren können. Meine Cousine Lena war eineinhalb Jahre jünger als ich und fing dieses Sommersemester auch ihr Studium an. Onkel Albert fand das für uns beide sehr vorteilhaft, da wir uns gegenseitig unterstützen und motivieren könnten. Leider hatte ich an Lena keine gute Erinnerung. Als ich klein war, hatte ich ab und zu eine Woche meiner Sommerferien bei meinem Onkel verbracht. Wenn man Kind ist, bedeuten eineinhalb Jahre Altersunterschied Welten. Ich hatte sie als extrem nervig empfunden und hatte sie das auch spüren lassen. Als Jugendliche hatten wir dann keinen Kontakt mehr. Onkel Albert hatte ich immer gerne gehabt. Er war mir als strenger Mann in Erinnerung, der sich aber immer Zeit für uns genommen hatte und auch gerne zu Scherzen aufgelegt gewesen war. Da er freiberuflich tätig war und sein Büro zu Hause hatte, war er immer für uns da gewesen. Wenn Lena und ich uns gestritten hatten, wurden wir auf unsere Zimmer geschickt, was ich manchmal als ungerecht empfunden hatte. Ansonsten waren mir die Ferien bei Onkel Albert sehr positiv in Erinnerung. Tante Gerda war meistens nicht zu Hause gewesen. Sie hatte immer viel gearbeitet. Ich hatte sie immer etwas distanziert erlebt. Aber sie war eine korrekte Frau und ihre Kuchen war Weltklasse. Meine Eltern hatten mich immer bei allem unterstützt. Die Idee, dass ich meinen Studienort wechseln und bei Onkel Albert wohnen würde, fanden sie auch sehr gut. Meine Mutter hatte mich aber daran erinnert, dass ich mich bei Onkel Albert an die Regeln würde halten müssen. Er würde mich wie eine zweite Tochter aufnehmen und erwarte im Gegenzug auch Respekt. Mir widerstrebte der Gedanke, meine Wünsche anderen unterordnen zu müssen. Gleichzeitig war ich absolut pleite und hätte nicht gewusst, wie ich mein Studium sonst weiterführen hätte können. Wird schon nicht so schlimm sein! machte ich mir selbst Mut. Und wenn es dir nicht gefällt, dachte ich, dann gehst du halt wieder. Ein Versuch ist es wert. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, drückte ich den Finger auf die Klingel und blickte erwartungsvoll auf die Haustür. Nichts regte sich. Ich klingelte wieder und hielt dabei den Knopf einige Zeit gedrückt. Die Tür öffnete sich. „Klingelt man bei euch zu Hause immer Sturm?“ fragte mich Onkel Albert, der in der Tür stand. Er sah noch so aus wie in meiner Erinnerung. Natürlich war er älter geworden, aber das schmälerte nicht seine imposante Erscheinung. Er war groß und kräftig gebaut, aber nicht dick. Auch hatte er noch eine füllige Haarpracht. Die dunklen Haare waren schon leicht angegraut. Insgesamt war er eine respekteinflößende Person. „Hallo Onkel Albert.“ begrüßte ich ihn. Er drückte den Toröffner. Ich ging in Richtung Haustür. „Herzlich willkommen Cora.“ sagte Onkel Albert und hielt mir die Hand zur Begrüßung hin. Ich stellte den Koffer ab und reichte ihm meine Hand. „Danke.“ entgegnete ich. Er hatte große
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