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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt
Autoren: Christina Dodd
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berühmten Wandteppich zeigen, von dem hier alle reden.«
    Dougald wusste, dass er hiermit entlassen war. Er hob die Brauen, schaute Hannah an, verbeugte sich auf ihr Nicken hin und gesellte sich wieder zu Lord Kerrich und Viscount Ruskin. Er mochte die beiden. Die Herren erschienen ihm bemerkenswert vernünftig im Umgang mit ihren Ehefrauen, die Hannah an Klugheit und Schlagfertigkeit in nichts nachstanden. Es bedurfte schon einer ungewöhnlichen Charakterstärke, um mit derartigen Amazonen fertig zu werden.
    Hannah schaute Dougald nach, dann wies sie mit großer Geste ans Ende der Halle. »Dort hängt er, der Wandteppich Ihrer Majestät.« Sie ging mit ihren Großeltern auf die lange Wand zu.
    »Er ist hinreißend!«, rief Mrs. Burroughs aus.
    Und Mr. Burroughs zwinkerte verblüfft. »Du große Güte, ich habe Spring und ihre drei Hexen immer nur für ein paar verrückte, alte Weiber gehalten – von dieser Miss Minnie einmal abgesehen,
die
erschien mir verrückt
und
streitsüchtig. Aber sie scheinen oben in ihrem Turmstübchen tatsächlich etwas zu Wege gebracht zu haben.«
    Hannah drehte sich langsam zu Mr. Burroughs um und sagte im kühlsten Tonfall, zu dem sie fähig war: »Sir, ich würde schon niemandem gestatten, sich rüde über Sie zu äußern. Und Sie sind lediglich mein Großvater. Aber Tante Spring und ihre Freundinnen haben mich aus reiner Freundlichkeit in ihr Herz geschlossen, und solange ich dabei bin, wird sich niemand verächtlich über die Damen äußern!«
    »Ist ja gut … ist ja gut …«, stotterte Mr. Burroughs. »Junge Dame, du …. du bist …«
    Mrs. Burroughs bezog neben Hannah Position. »Eine feine junge Lady mit beeindruckender Geisteshaltung ist sie. Und das weißt du auch, Harold!«
    Mr. Burroughs starrte seine Frau an.
    Mrs. Burroughs starrte zurück.
    »Zweifellos besteht auch zwischen
dir
und Hannah eine gewisse Ähnlichkeit, Alice.« Er verbeugte sich in der kerzengeraden Haltung eines Generals. »Ich bitte um Verzeihung, Hannah. So offen hätte ich mich nicht äußern dürfen.«
    »Ungehobelt«, korrigierte Hannah.
    »Oh, ja. Harold, das
war
ungehobelt«, bekräftigte Mrs. Burroughs.
    »Ja. Ungehobelt. Verzeihung.« Erneut verbeugte er sich. »Werde es nicht wieder tun.«
    »Da bin ich mir sicher«, antwortete Hannah. »Und ich weiß es zu schätzen.«
    Mrs. Burroughs drückte ihre Enkelin. »Du und Harold ähnelt euch wirklich sehr. Ich kann es gar nicht erwarten, euch streiten zu hören.«
    Tante Ethel schaute kurz vorbei. »Wie schön, Sie zu sehen, Mr. und Mrs. Burroughs.« Sie warf Mr. Burroughs einen viel sagenden Seitenblick zu. »Die Königin ist hellauf begeistert über unseren Wandteppich.« Sie entfernte sich wieder, aber nur ein kleines Stück.
    »Nicht verrückt, he?«, sagte Mr. Burroughs leise.
    »Scharfsinnig träfe es besser«, merkte Hannah an und wechselte das Thema. »Vielleicht möchten Sie nach der langen Fahrt ein Glas Champagner?«
    »Ja, sehr gern. Vielen Dank, meine Liebe!« Mrs. Burroughs lächelte.
    »Champagner. Pah!« Mr. Burroughs Schnurrbart bebte vor Abscheu. »Gräuliches Zeug. Wüsste nicht, warum irgendwer Bläschen im Wein haben wollte. Für mich immer ein gutes englisches Ale!«
    Hannah geleitete die beiden zur Tafel mit den Erfrischungen. »Ein Ale für Mr. Burroughs«, instruierte sie den Lakaien, während sie ihrer Großmutter ein Glas Champagner reichte.
    Ein stolzgeschwellter Seaton tauchte auf. Er verbeugte sich vor den Burroughs, dann nahm er Hannah bei der Hand. »Danke, dass Sie mich vorgestellt haben. Ihre Majestät war wirklich großzügig und hat mich sehr für meine Aufmachung gelobt. Vielen Dank, Miss Setterington. Danke, danke!«
    Zum ersten Mal am heutigen Tag war Hannah wirklich nach Lächeln zu Mute. »Schön, Sie zu sehen, Seaton.«
    Voller Freude über seinen Erfolg entfernte er sich wieder.
    Die Menge um das Büffet lichtete sich; aber Hannah ahnte, dass Mr. Burroughs auch ungeachtet einer größeren Zuhörerschaft gesprochen hätte. Er schien ein Mann zu sein, dem übermäßige Feinsinnigkeit nichts bedeutete.
    Er begann: »Hannah, du fragst dich jetzt natürlich, weswegen wir dich all die Jahre ignoriert haben.«
    »Aber nein«, wehrte Hannah höflich ab.
Die ganze Zeit über habe
ich mich
das gefragt.
    »Unsinn. Natürlich tust du das. Du bist unsere Enkeltochter.«
    Was wohl hieß, dass sie ehrlich antworten sollte. »Ja, Sir. Das habe ich mich gefragt.«
    »Wir waren fassungslos, als wir von Lord Raeburn dieses
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