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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt
Autoren: Christina Dodd
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der Seide gibt dem strengen Schnitt genau die richtige Note an Eleganz.«
    »Bei meiner Größe sehen Rüschen lächerlich aus.«
    »Du hast ein wunderbares Gespür für Stil.« Er nahm sie bei der Hand und führte sie zur Außentür, einer neuen, zweiflügeligen Konstruktion mit einem Fenster darüber und Fenstern an den Seiten. Nachdem er dem Lakaien, der die Auffahrt bewachte, einen Klaps auf die Schulter gegeben hatte, sagte Dougald zu Hannah: »Stell dir vor, du seiest Ihre Majestät und gerade auf Raeburn Castle angekommen. Wie fändest du es?«
    Sie schauten sich gemeinsam um. Die akribische Arbeit der Zimmerleute, der Pflasterer und Steinmetze verriet keinerlei Hast. Der Marmorboden in zartem Rosé erstreckte sich glänzend durchs ganze Foyer bis zum Parkett des Hauptkorridors. Die geschwungenen Fensterflügel strahlten im Licht, und die cremeweiße Tünche war makellos auf die Wände gebracht.
    »Es ist bezaubernd«, bestätigte sie ihm.
    »Ich meine, wir sollten die Laibung mit ein wenig Gold dekorieren – erst wenn wir die Zeit dazu haben, natürlich.«
    Hannah blickte hinauf. »Du hast Recht.«
    »Mit den marmornen Einlegearbeiten draußen auf der Freitreppe bin ich ganz besonders zufrieden. Zu schade, dass Ihre Majestät davon bei all dem Regen kaum etwas sehen wird.«
    Sie zog das fransenbesetzte Schultertuch ein wenig fester.
    Dougald, versuchst du vielleicht, auch mich zu beruhigen?«
    Er wusste ja, wie klug sie war. »Funktioniert es denn?«
    Einen Augenblick lang schien sie hin und her gerissen zwischen Zorn und Belustigung; aber ihr Sinn für Humor entschied die Schlacht schließlich für sich. Widerstrebend kicherte sie. »Du bist ein solcher Halunke.«
    »Ein Halunke, der dich anbetet!«
    »Hör auf, so zu lächeln.« Sie schaute sich um. »Oder bald wissen alle, was wir letzte Nacht getrieben haben.«
    »Dürfen sie doch …«
    »Sie wissen aber nicht, dass wir verheiratet sind.«
    »Es gefällt mir. Ich habe schon so lange keine Heimlichkeiten mehr gehabt … seit unserem letzten Schäferstündchen.«
    »Vorige Woche.« Dieser Mann hatte es verdient, für seine Manipulationsversuche zu leiden, auch wenn sie einem guten Zweck gedient hatten – also warf sie ihm erst einen verführerischen Blick zu und marschierte dann davon.
    Sie hatte in letzter Zeit wenig Gelegenheit gehabt, sich in verführerischen Blicken zu üben, aber dieser schien ihr gelungen zu sein, denn Dougald straffte sich, machte ein ernsthaftes Gesicht und heftete sich an ihre Fersen.
    Hannah gesellte sich zu den Tanten und schlug einen sanften Ton an. »Ich bin so aufgeregt«, erklärte sie.
    »Sind Sie sicher, dass Ihrer Majestät der Wandteppich gefallen wird?«, fragte Tante Ethel zum fünfzigsten Mal.
    »Nur eine Ignorantin würde diesen Teppich nicht mögen. Und Queen Victoria ist keine Ignorantin.«
    Die Tanten zwitscherten im Chor: »Wir sind auch ein bisschen nervös!«
    Seaton kam um die Ecke geschossen und fragte: »Habe ich etwas versäumt?«
    »Nein, überhaupt nicht.« Fassungslos registrierte Hannah Seatons Aufzug. Wo andere Herren sich in schickliche, gedeckte Farben gehüllt hätten, wenn sie vor ihrem Souverän erschienen, stolzierte Seaton in einer Kombination aus Smaragdgrün, Gelb und Dunkelblau daher wie ein Pfau.
    Er ließ Hannah seine formvollendetste Verbeugung angedeihen und bettelte: »Liebe Miss Setterington, würden Sie mich bitte Ihrer Majestät vorstellen?«
    »Falls das Protokoll es zulässt, gern.« Wobei sie mit »Protokoll« eher einen Moment im Sinn hatte, wo Majestät ein wenig Belustigung brauchte. »Aber fürs Erste sollten Sie in der Halle warten.«
    Begeistert von sich selbst, zog er die karierte Seidenweste glatt. »Wie Sie wünschen, Miss Setterington!«
    Hannah lächelte ihm nach. »Er ist wirklich liebenswert.«
    »Er ist ein Kretin«, berichtigte Dougald.
    Der Lakai, draußen an der Auffahrt, kam hereingestolpert und fiel fast über die eigenen Füße. »Mylord, sie sind da! Ein ganzes Dutzend Kutschen, alle voll besetzt.«
    Die Bediensteten brachen in Hektik aus. Einem jeden war ein Platz zugewiesen, und sie erfüllten eifrigst ihre Pflichten, immer darauf bedacht, einen Blick auf die Königin zu erheischen. Der Butler öffnete das Portal. Die Lakaien stürzten mit ihren Schirmen hinaus und die Freitreppe hinunter, jeder in seiner besten Livree und ein jeder wohl wissend, dass er für die Ehre, jemanden aus dem Hofstaat begleiten zu dürfen, bis auf die Haut nass werden würde. Ein
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