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www.traummann-gesucht.komm!

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Titel: www.traummann-gesucht.komm!
Autoren: Lisa Cach
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mich.“
    „Lass hören!“ sagte Louise, und ihre braunen Augen glitzerten in ihrem sommersprossigen Gesicht. Sie frotzelte nahezu genau so gern wie ich wegen Scotts Berufs.
    „Okay, pass auf:
    Es zeigte ein Zahnmediziner
    Einer Miss sich als schlimmer Schlawiner.
    Er füllte der Miss
    Nicht nur das Gebiss
,
    Und nun hat ‘nen Zahlungstermin er
.
    Louise lachte, doch Scott schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte den Kopf. „Der ist ja älter als George Washingtons Gebiss“, jammerte er. „Diesen fußkranken Humor höre ich mir schon in der Praxis den lieben langen Tag an. Wieso gehst du mir noch nach Feierabend mit diesem Schwachsinn auf den Geist?“
    „Weil Zahnärzte Strafe verdient haben. Allesamt Bösewichte.“
    Louise legte mir die Hand aufs Knie und tat so, als musterte sie mich mit Therapeutenblick. „Da spüre ich ein schweres Kindheitstrauma, Hannah. Aber hier bist du sicher. Hier kannst du dich aussprechen.“
    „Erinnerungen, doch Fetzen, Blitze nur, ein Mann in weißem Kittel, das Jaulen des Bohrers … Nein! Nein!“
    „Sie hat ihre Erinnerungen verdrängt“, sagte Louise zu Scott gewandt. „Wir müssen es mit Hypnose probieren. Diese Frau hat tiefe seelische Wunden davongetragen. Deine Gegenwart bereitet ihr offenbar großen Seelenschmerz.“
    Scott wollte gerade antworten, als Cassie hereingefegt kam, eingehüllt in eine Duftwolke aus Patschuli und Sandelholz, die vorübergehend sogar den Restaurantgeruch nach Chili und Pfeffer überdeckte. „Sorry, hat ‘n bisschen gedauert. Training lief etwas länger als sonst.“ Cassie gehörte einer halbprofessionellen Bauchtanztruppe an, deren erster öffentlicher Auftritt in einigen Wochen stattfinden sollte.
    Louise winkte ab. „Unser Tisch ist sowieso noch nicht frei.“
    In dem Moment rief die Hostess, ein blutjunges Ding noch, Louises Namen, und wir folgten, Cassie und Louise vorweg, danach Scott und ich, im Gänsemarsch ihrem schwingenden, orangefarbenen Faltenrock mit rosafarbenen Mustern auf dem Saum ins Innere des Lokals.
    „Hab ich euch schon von dem japanischen Austauschstudenten von voriger Woche erzählt, der zehn Jahre keinen Zahnarzt aufgesucht hatte?“ fragte Scott. „Bei dem war ein Backenzahn geborsten, und der Nerv lag frei. Ich musste …“
    „Nicht! Hör bloß auf!“ rief ich und hielt mir die Ohren zu. Berichte von dentalen Desastern konnte ich noch schlechter ertragen als Storys, in denen man jemandem die Augen rausholte. Auf diese Weise allerdings revanchierte Scott sich gemeinhin für meine Dentistenwitze: Seine fiesesten Fälle bildeten in ihren unerträglichen Einzelheiten die Basis meines Martyriums. Ich glaube, er hatte keine Ahnung, wie real meine Angst vor dem Zahnarzt trotz allem Schabernack war.
    Dabei war mir betäubt unter dem Bohrer bislang überhaupt nichts wirklich Grauenvolles passiert: Kein versehentliches Ziehen des falschen Zahns, keine Reinlichkeitsfanatikerin, deren Metallschaber abglitt und mir die Wange durchstieß, keine Erstickungsanfälle bei den Zahnaufhellern aus speichelproduzierendem Fluorid, die ich als kleines Mädchen verpasst bekam.
    Wahrscheinlich hatte ich einfach mein Leben lang eine irrationale Angst konserviert: Vor dem Geschmack des Mittels zur örtlichen Betäubung, ehe die Novocain-Spritze in den Gaumen jagte, vor den winzigen Zahnkrümeln, die man nach dem Bohren und nach der Füllung ausspuckte.
    Ich ging also ausgesprochen ungern zum Zahnarzt; Zahnärzte konnte ich aus Prinzip nicht ausstehen, und in Ermangelung einer Krankenversicherung durfte ich mich bei relativ geringen Gewissensbissen dem angenehmen Gedanken hingeben, dass Zahnarztbesuche auf längere Sicht meine finanziellen Möglichkeiten überstiegen.
    Wir gaben unsere Bestellungen auf und taten uns zunächst an einer frischen Tüte Chips mit zwei verschiedenen Dips sowie Unmengen an Diätsoda gütlich. Außer Scott, denn der strampelte Tag für Tag an die sechzig Kilometer auf dem Rad ab und brauchte sich um die Abmessungen seiner Hüften keine Sorgen zu machen. Der verschmähte das Diätgetränk zu Gunsten eines Dos Equis.
    „Kanns kaum fassen, dass mein Leben jetzt normal wird“, sagte Louise und ließ ihren Trinkhalm geräuschvoll über den Grund ihres mit Eiswürfeln gefüllten Glases gurgeln. Scott hielt einen vorbeikommenden Kellner an und gab ihm Louises leeren Becher zum Auffüllen mit. „Mein Leben wird sich nicht länger ausschließlich ums Schlafen drehen! Ich kann abends ausgehen, ich sehe
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