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www.traummann-gesucht.komm!

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Titel: www.traummann-gesucht.komm!
Autoren: Lisa Cach
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statt mit Blütenblättern um sich werfen.
    Ich zuckte die Schultern. Das war nicht mein Problem. Sollten die Kunden entscheiden, was sie wollten – diesen Grundsatz hatte ich schon lange intus. Dazu waren die Geschmäcker viel zu verschieden, als dass ich für Hinz und Kunz die Modeberaterin hätte spielen können, womöglich noch auf der Grundlage meiner begrenzten Präferenzen.
    Blaue Fäden und allerlei Fusseln klebten mir an der vom langen Sitzen total zerknitterten Hose wie Farbe an einer abstrakten Arbeit von Jackson Pollock. Ich zog sie aus und streifte einen kurzen, maßgeschneiderten Rock aus grauer Ripsseide über. Mittlerweile verfügte ich über sechzehn Röcke von exakt identischem Schnitt, alle aus diversen Stoffresten ehemaliger Nähaufträge. Darüber trug ich einen hellblauen, kurzärmeligen Kaschmirpullover mit rundem Ausschnitt, den ich bei Nordstrom für 24 Dollar im Sonderangebot abgestaubt hatte. Das Loch in der Achselnaht, auf Grund dessen das teure Stück auf den Ständer mit der herabgesetzten Ware degradiert worden war, hatte ich kunstgestopft. Das Schnäppchen brachte den Blauton in meinen blaugrauen Augen zur Geltung und hatte sich zu meinem liebsten Kleidungsstück gemausert.
    Ich legte winzige kristallene Ohrclips an und fuhr rasch mit der Bürste durch meinen auf Kinnlänge gestutzten Pagenkopf, gegenwärtig in einem weichen Honigblond getönt, dunkler als die superblondierten Zöpfchen, die mich noch in Eugene geziert hatten. Nicht bloß mein Boyfriend war passé, sondern mit ihm auch mein langes Haar. Ich hatte mich in meinem Frisiersalon in einen Sessel gepflanzt und nach einer Frisur verlangt, die eine gewisse Anziehungskraft auf akademisch gebildete Freiberufler mit Heiratsgelüsten ausüben würde und nicht, wie bisher, auf die arbeitslosen Idioten, die mir gemeinhin nachstellten. Ich habe ohnehin nie begriffen, wieso die Kerle, die das Wenigste zu bieten haben, die Frauen immer am ungeniertesten anmachen.
    Bislang war mein neues Styling in Bezug auf Männer, die noch zu haben waren, zwar erfolglos geblieben, aber die trüben Tassen, die zumindest ließen mich in Frieden. Nach Louises Dafürhalten war’s mein neuer, entschlossener Blick, der die Versagertypen abschreckte, und nicht etwa die Frisur. Hoffentlich erklärte das nicht auch den Mangel an Männern mit guten Jobs.
    Bei meiner Ankunft saßen Scott und Louise bereits wartend und Kartoffelchips knabbernd auf einer Bank im Foyer des Lokals. Musste man länger als zehn Minuten auf einen freien Tisch warten, teilte die in traditionelle Schürzen gekleidete Bedienung ganze Beutel von dem Zeug aus – einer der Gründe, warum der Laden zu unseren bevorzugten Lokalen gehörte.
    „Hannah!“ rief Louise und rutschte ein wenig zur Seite, um mir auf der Bank Platz zu machen. „Wo steckt Cassie denn?“
    „Keine Ahnung. Wird schon eintrudeln. Hi, Scott!“
    „Hi“, sagte er und begrüßte mich mit seinem üblichen sympathischen Lächeln. Scott war zu Oberstufenzeiten auf der High School in beiderlei Hinsicht der Erste für Louise gewesen, also erste Liebe und „erstes Mal“, doch als Liebespaar hatten sie das erste Studienjahr am College – Scott in Cornell, Louise an der University of Oregon – nicht unbeschadet überstanden. Freunde waren sie trotzdem geblieben, und seit Cassie und ich uns nacheinander in Portland angesiedelt hatten, zählte Scott ebenfalls zu unserer Clique.
    Zwischen Louise und uns bestand eine stillschweigende Übereinkunft: Sie teilte Scott zwar freundschaftlich mit uns, hätte es aber sowohl Cassie als auch mir ziemlich übel genommen, wenn wir mehr von ihm gewollt hätten. Ich konnte es ihr nicht verdenken – die Vorstellung, mein erster Lover könnte mit Cassie oder Louise in die Kissen krabbeln, ließ mich erschauern.
    Auf Grund dieser Geschichte, die zwischen Scott und mir gleichsam das Schwert auf dem Laken symbolisierte, konnte ich tatsächlich unbefangener mit ihm umgehen als mit der noch freien Männerwelt. Scott war groß gewachsen, und mit seinem dunklen Haar, dem leicht jungenhaften Gesicht sowie dem Grübchen im Kinn nicht unattraktiv. Ab und an unterstützte ich ihn beim Klamottenkauf, und bei schönem Wetter gingen wir schon mal gemeinsam wandern.
    „He, Scott, kennst du den?“ fragte ich, wobei ich mich vorlehnte und ihn um Louise herum anguckte.
    Er ächzte. „Du und deine Uralt-Witze! Hab ich alle tausendmal gehört!“
    „Aber dieser ist ein Limerick!“
    „Bitte, verschon
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