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www.traummann-gesucht.komm!

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Titel: www.traummann-gesucht.komm!
Autoren: Lisa Cach
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miserablen Männergeschmack zum Trotz bewies der elegante Fluss ihrer Bewegungen, dass sie sich auf eine Weise im Einklang mit sich selbst befand, die man von mir weiß Gott nicht behaupten konnte.
    Das indes wollte ich vor Cassie nicht eingestehen, widersprach es doch meiner entschiedenen Abneigung gegenüber der locker-flockigen Substanzlosigkeit des New-Age-Zeitalters und gegenüber allem Vegetariertum. Und dass mir inmitten all der Damen vor der Spiegelwand aufgefallen war, dass ich weder so dick noch so groß war, wie ich mir bislang immer eingebildet hatte, das behielt ich ebenfalls lieber für mich. Ich war ein Gutteil kleiner geraten als in meiner Fantasie, und ob das etwas Negatives oder aber etwas Positives über mein inneres Selbst aussagte, entzog sich meiner Kenntnis.
    Mir ging auf, dass mir der Kurs sehr wohl gefiel, ich es jedoch nicht zugeben wollte, und dass ich mit meinem Lästern anscheinend übers Ziel hinausgeschossen war. „Ich habs nicht so gemeint, Cass“, übertönte ich den Radio-Radau. Immerhin hatte ich ihre Religion verunglimpft. „Sollen wir kurz im Supermarkt vorbeifahren und uns ein Eis gönnen? Ich geb eins aus.“
    „Ein ‚Cherry Garcia‘?“
    „Und ‚Chunky Monkey‘ auch.“
    „Ey, Spitze!“
    Das war das Tolle an Cassie: Sie schnappte zwar ein, aber das hielt nie lange an, und gabs mal Schwierigkeiten, ließen die sich mit einem Klacks Eiscreme übertünchen und vergessen machen. Da konnte man durchaus an schlimmere Mitbewohnerinnen geraten, wie meine Göttin und ich sehr wohl wussten.
    Ich kannte Cassie seit meinen Anfangssemestern an der University of Oregon in Eugene. Als wir uns kennen lernten, studierte sie dort bereits mit einigen Unterbrechungen seit vier Jahren und behauptete scherzhaft, sie verfolge einen Fünfjahresplan, der dann um ein Jahr aufgestockt werden musste. Zu guter Letzt hatte sie schlichtweg aufgegeben, so zu tun, als wolle sie doch noch ihr Diplom in Soziologie erwerben, hatte stattdessen ihre Talente in den Duftkerzenverkauf eingebracht, den ihr Freund betrieb, und von Stund an Samstag für Samstag in ihrem Verkaufsstand auf dem Flohmarkt von Eugene gesessen, umgeben von Kerzen in allen Variationen und vertieft in ein Buch mit dem Titel „Wie nutze ich meine Intuition?“. Rechts von ihr hatte sich eine Räucherstäbchen- und Weihrauchbude befunden, und zur Linken wurden kleine Messingfiguren verkauft, Drachen, Zauberer mit Kristallkugeln und solches Zeug.
    Als ihr Freund dann in fremden Revieren zu wildern begann, zog Cassie nach Portland und suchte sich dort einen Job hinter der Theke des „Shannon’s Pub“, dem sie seitdem regelmäßig nachging. Zuweilen ließ sie sich Broschüren über berufliche Fortbildungsprogramme kommen, die anschließend monatelang verstaubt und voll gekrümelt auf dem Kaffeetischchen herumlagen, bis ich die Dinger dann während einer unserer sporadischen Putzattacken fragend hochhielt und sie, da Cassie nur achtlos die Achseln zuckte, in den Papiercontainer feuerte.
    Ja, sie ließ ihre Hüften zu wilden, fremdartigen Trommelwirbeln kreisen, die liebe Cassie, und ich wusste nicht recht, ob man sie deswegen bewundern oder ihr lieber wünschen sollte, sie möge endlich erwachsen werden und die Realitäten der Welt zur Kenntnis nehmen – so wie wir anderen auch.
    Na ja, zumindest wie die meisten von uns. Sapphire oder diese Schrulle, die auf parapsychologische Tête-à-Têtes mit ihrem Hundevieh abfuhr, die residierten wohl in gänzlich anderen Gefilden.
    Als wir uns später am gleichen Abend vor dem Fernseher auf dem Bett lümmelten und unser Eis löffelten, da entschlüpfte mir eine Frage, die ich mir um jeden Preis hätte verkneifen müssen. Lag es vielleicht an diesem Bauchtanzkurs, dass sie überhaupt aufkam. Ich weiß es nicht.
    „Bist du eigentlich glücklich, Cass?“ fragte ich, just als auf dem Bildschirm eine Blondine mit ultraweißem Lächeln eine Zahnpastatube präsentierte.
    Sie fixierte mich mit ihren schönen, schrägen Augen, die das Flimmern des Fernsehers im halbdunklen Wohnzimmer deutlich widerspiegelten. „Glücklich? Wie meinst du das? Jetzt? In diesem Moment?“ Ihr Löffel verharrte bewegungslos über ihrem Kirscheis.
    „Ob du zufrieden bist mit deinem Leben und damit, wie es so verläuft. Wolltest du als Erwachsene dort sein, wo du jetzt stehst? Hast du dir das so vorgestellt?“ Ich hatte das Gefühl, als schwinge in meiner Frage eine Verurteilung mit, als stünde für mich bereits fest,
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