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www.traummann-gesucht.komm!

www.traummann-gesucht.komm!

Titel: www.traummann-gesucht.komm!
Autoren: Lisa Cach
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hatte.
    Genau aus diesem Grund nämlich tat ich mir Cassies Kombi-Kurs in Bauchtanz mit gleichzeitiger Göttinnenverehrung an.
    „Kommst du mit der Göttlichen Weiblichkeit in dir in Kontakt, dann spüren die Kerle das“, hatte sie mich belehrt. „Du setzt die Energien in deinem Chakra frei und bringst sie zum Fließen. Die Männer können ihre Blicke überhaupt nicht mehr von deinem Unterleib, dem Zentrum deiner sexuellen Kraft, losreißen; die umschwärmen dich hinterher nur noch so.“
    Klang nicht schlecht. Ich war neunundzwanzig, und mittlerweile war es ein halbes Jahr her, dass ich zuletzt Sex gehabt hatte. Es bestand dringender Handlungsbedarf.
    Zwar war mir unerfindlich, ob die Freisetzung meines Chakras viel bringen würde, doch irgendwo im Hinterkopf taumelte ein Trugbild meiner selbst in einem Aufzug aus durchsichtigem Fummel, eine Kette aus winzigen Glöckchen um die Hüften gewunden, das Schamhaardreieck schattenhaft durch den Stoff schimmernd und über den Brüsten weiter nichts als massige, mit Klunkern besetzte Ketten. Irgendein fremdartiges, von stampfenden Rhythmen unterlegtes Gejaule ertönte im Hintergrund, während ich für meinen Mr. Right ganz privat die Hüften kreisen ließ, bis ihm vor reproduktivem Drang der Schaum vorm Munde stand.
    Sapphire konnte von mir aus labern, so viel sie wollte: über Bauchtanz als Direktverbindung mit der Göttin oder als Entdeckung meines inneren Ichs; ich hatte meinen Traumtypen schon im Telekolleg gesehen. Anthropologisch betrachtet, das war mir klar, sollte das ganze Hüftkreisen einem Mann nur demonstrieren, dass ich jung und gesund genug war, um ihm Nachwuchs zu gebären.
    Dagegen war auch nichts einzuwenden.
    Sobald Feierabend war mit dem Göttinnen-Mumpitz und es endlich mit dem Tanzen losging, machte die Sache doch allmählich Spaß. Sapphire demonstrierte Bewegungen wie „Schlangenarme“, „Ägyptischer Gang“ oder „Lotushände“ sowie ein unnatürliches, fließendes Rollen der Bauchmuskulatur, das mir irgendwie zu liegen schien. Attraktiv sah es zwar nicht aus, aber ich wusste, es kam einem vielleicht bei Partys zupass, wenn andere mit Ohrenwackeln angaben oder sich die Beine hinter dem Schädel verknoteten. „Na schön“, konnte ich vielleicht zukünftig kommentieren, „du kommst mit der Zunge bis an die Augenbrauen. Aber das hier – kriegst du das auch hin?“ Wenn ich dann mein Hemd hob, würden sie angesichts des Wellengangs auf meinem Bauch große Augen machen. In drei versetzten Reihen standen wir einer verspiegelten Wand gegenüber und ahmten nach, was Sapphire uns vorturnte. Im Vergleich zu meinen Nachbarinnen wirkten meine Übungen ungelenk, und meine Gliedmaßen bewegten sich etwa so locker wie die eines Senators. Ich gehöre schon seit jeher zu denen, die beim Tanzen ständig aus dem Takt geraten, weil mir jedes Gefühl für Rhythmus abgeht. Konnte schon sein, dass mein Sex-Chakra blockiert war.
    Am Ende der Stunde wurde das Mantra wiederholt, und als Hausaufgabe trug Sapphire uns auf, im Alltagsleben auf Kreisförmigkeit zu achten, dann endlich waren wir draußen und marschierten Richtung Auto. Sapphires Haus mit dem Tanzstudio lag am südöstlichen Stadtrand von Portland, dort, wo die Vororte allmählich in offene Landschaft übergehen, und in der frühlingshaften Abendluft ließ sich das konzertante Quaken der Frösche vernehmen.
    „Wozu hatte Sapphire sich denn eigentlich diesen blauen Zierkiesel zwischen die Augenbrauen geklebt?“ fragte ich Cassie auf dem Heimweg.
    „Wusste gleich, ich hätte dich besser zu Hause gelassen. Du klopfst wahrscheinlich die nächsten anderthalb Wochen deine Sprüche über den Kurs, was?“
    Sie kannte mich gut. „Und was war mit den Pünktchen und Glitzerdingern neben den Augen? Ich meine nur – was sollen die denn für eine Bedeutung haben? Die sieht doch wie ‘ne Spielkarte damit aus!“
    „Brauchst ja nicht mehr hinzugehen!“
    „Und mein Chakra ist auch nicht lockerer geworden, glaub ich.“
    „Ist sowieso nicht die einzige Blockade bei dir!“ sagte Cassie und stellte das Autoradio an, damit sie meinem Gequatsche nicht länger zuhören musste.
    Völlig für die Katz war die Tanzstunde allerdings nicht gewesen. Angesichts der graziösen Sinnlichkeit, mit der die Perversen-Braut sich bewegte, hatte ich mir vorgestellt, wie sich ihr Speckbauch allmählich von einer entstellenden Bürde zu einer Art symbolischen Darstellung von Mutter Erde und deren üppiger Hingabe wandelte. Ihrem
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