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Wolken über der Wüste

Wolken über der Wüste

Titel: Wolken über der Wüste
Autoren: Diana Palmer
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davon erholt.“
    „Ich habe mich auch noch nicht erholt.“ Hutton seufzte schwer und drückte die Zigarre aus. „Ich habe mich noch überhaupt kein bisschen erholt. Sie haben mir doch gesagt, dass es besser wird. Mädchen, Sie sind eine Lügnerin. Es wird nicht besser. Es wächst wie ein Krebsgeschwür in meinem Herzen. Sie fehlt mir so.“ Er verzog das Gesicht, und Tränen standen ihm in den Augen. „Mein Gott, sie fehlt mir so unglaublich.“
    Brianne rutschte näher an ihn heran. Die anderen Gäste konnten sie hier in der Ecke nicht sehen. Sie legte ihm tröstend den Arm um die Schultern, und mit einem Aufseufzen zog er sie an sich und drückte das heiße, nasse Gesicht an ihre Schulter. Sie fühlte, wie er bebte, und wiegte ihn sanft hin und her, so gut sie das bei seiner großen Gestalt konnte. Dabei flüsterte sie ihm tröstliche Worte ins Ohr. Alles würde gut werden und nichts könne ihm geschehen.
    Als sie fühlte, wie sein Weinkrampf nachließ und sich sein Körper entspannte, hatte sie plötzlich Bedenken, es könne ihm peinlich sein, seine Schwäche gezeigt zu haben.
    Aber anscheinend empfand er nicht so. Er hob den Kopf, legte ihr die Hände auf die Schultern und sah sie an.
    „Sind Sie schockiert? Sie sind doch Amerikanerin, und Männer weinen nicht in Amerika. Sie verstecken ihre Gefühle hinter einer Macho-Fassade und lassen ihren Emotionen niemals freien Lauf.“ Er lachte kurz auf, als er sich über das Gesicht wischte. „Aber ich bin Grieche. Wenigstens war mein Vater Grieche. Meine Mutter war Französin, und ich habe eine argentinische Großmutter. Ich habe die Veranlagung eines Latino, und Gefühle sind mir nicht peinlich. Ich lache, wenn ich fröhlich bin, und weine, wenn ich traurig bin.“
    Sie steckte die Hand in die Tasche, zog ein Taschentuch heraus und lächelte, als er sich jetzt die Augen trockenwischte. „Ich auch“, sagte sie. „Mir gefallen Ihre Augen. Sie sind sehr dunkel.“
    „Mein Vater hatte beinahe schwarze Augen und mein Großvater auch. Ihm gehörten einige Öltanker.“ Er beugte sich zu ihr. „Ich habe sie alle verkauft und dafür Bulldozer und Kräne gekauft.“
    Sie lachte. „Mögen Sie keine Öltanker?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Ich mag es nicht, wenn Öl ausläuft. Also errichte ich Bohrinseln und achte darauf, dass sie ordentlich gebaut sind, damit kein Öl austreten kann.“ Er hob das Glas und nahm einen großen Schluck. Dann reichte er ihr das Glas. „Probieren Sie mal. Das ist guter Scotch aus Edinburgh. Er ist sehr milde und mit Mineralwasser verdünnt.“
    Sie zögerte. „Ich habe noch nie harte Sachen getrunken.“
    „Alles macht man irgendwann zum ersten Mal.“
    „Okay, warum nicht.“ Sie nahm einen großen Schluck und hätte sich beinahe verschluckt, als die Flüssigkeit ihr in der Kehle brannte. „Meine Güte, das ist ja ein Teufelszeug“, krächzte sie.
    „Von wegen, Kind. Das ist teuerster Whisky.“
    „Ich bin kein Kind, ich bin neunzehn.“ Sie trank noch einmal. „Das ist wirklich nicht schlecht.“
    Er nahm ihr das Glas aus der Hand. „Das genügt. Man soll mir nicht nachsagen, ich hätte eine Minderjährige verführt.“
    Sie hob die Augenbrauen. „Ach, bitte, tun Sie es doch“, sagte sie munter. „Ich habe noch keine Erfahrungen, und ich habe mich immer gewundert, warum Frauen sich wohl für Männer ausziehen. Die Statuen im Louvre helfen in dem Punkt auch nicht weiter, und unter uns gesagt, Madame Dubonne scheint immer noch zu glauben, Babys würden vom Storch gebracht.“
    Jetzt sah er sie erstaunt an. „Sie sind ja wirklich nicht schüchtern.“
    „Das hoffe ich. Ich habe wirklich jahrelang an mir gearbeitet.“ Sie lachte und legte ihm die Hand auf den Arm. „Fühlen Sie sich besser?“
    Wieder zuckte er mit den Schultern. „Ein wenig. Ich bin nicht wirklich betrunken genug, um zu vergessen, aber der Schmerz hat nachgelassen.“
    Seine Hand war warm und kräftig, die Fingernägel breit und flach und gepflegt. Brianne berührte sie fasziniert.
    Er blickte nach unten und bewunderte ihre langen schmalen Finger mit den kurzen Nägeln. „Kein Nagellack“, stellte er fest. „Wie ist es denn mit Ihren Zehennägeln?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Meine Zehen sind zu kurz, da sieht Nagellack nicht besonders elegant aus. Meine Hände und Füße sind absolut brauchbar und leisten mir gute Dienste, aber sie sind nicht besonders schön.“
    Er umfasste schnell ihre Hand. „Danke.“ Es klang beinahe, als mache es
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