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Wolken über der Wüste

Wolken über der Wüste

Titel: Wolken über der Wüste
Autoren: Diana Palmer
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riesiges Gemälde.“
    „Ja, das Leben ist voller Enttäuschungen.“
    Sie drehte sich wieder zu ihm um und sah ihn fragend an. „Es tut mir wirklich so Leid, dass Sie Ihre Frau verloren haben, Mr. Hutton. Ich habe gehört, dass Sie zehn Jahre verheiratet waren und sich sehr liebten. Es muss die reinste Hölle für Sie sein.“
    Er machte eine abweisende Geste, sein Gesicht war ausdruckslos. „Ich spreche nicht über mein Privatleben.“
    „Ist vollkommen in Ordnung. So was braucht Zeit. Aber Sie sollten nicht allein leben. Ihre Frau würde das auch nicht wollen.“
    Er presste die Lippen zusammen, als versuche er, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. „Miss …?“
    „Martin. Brianne Martin.“
    „Wenn Sie erst älter sind, werden Sie feststellen, dass es besser ist, nicht so offen mit Fremden zu sein.“ Seine Stimme klang streng.
    „Ja, ich weiß. Ich mische mich immer in Dinge ein, die mich nichts angehen.“ Sie lächelte sanft und sah ihn an. „Sie sind stark. Sie müssen es sein, wenn Sie schon so viel in Ihrem Leben erreicht haben. Und dabei sind Sie noch nicht einmal vierzig. Jeder macht schlechte Erfahrungen und kennt Einsamkeit und Dunkelheit. Aber es gibt überall und immer ein wenig Licht, selbst mitten in der Nacht.“
    Sie hob die Hand, als er sie unterbrechen wollte. „Ich werde nichts weiter sagen.“ Plötzlich lachte sie leise. „Glauben Sie, dass bei ihm da die Proportionen stimmen?“ Sie wies mit dem Kopf auf das Bild des nackten Paares, vor dem sie standen. „Er scheint mir ein wenig unterentwickelt zu sein, finden Sie nicht? Und ihre Attribute sind übertrieben, aber jeder weiß, dass der Maler füllige Frauen besonders schätzte.“ Sie seufzte. „Was würde ich nicht für ihre Figur geben. Ich werde wohl immer ziemlich flach bleiben.“ Sie sah plötzlich auf ihre Armbanduhr, ohne sein seltsames Lächeln zu bemerken. „Ach du liebe Zeit, ich werde noch zur Mathestunde zu spät kommen, wenn ich mich nicht beeile. Auf Wiedersehen, Mr. Hutton.“
    Sie lief schnell auf den Ausgang zu und blickte nicht mehr zurück. Ihr langer Zopf flog, und sie wirkte schlaksig und nicht besonders elegant. Aber Hutton fand sie erfrischend natürlich.
    Er musste kurz lachen, als sein Blick auf die kalte Zigarre fiel. Er war nicht hierher gekommen, um sich an den Gemälden zu erfreuen, sondern um die Zeit herumzubringen. Denn er hatte ernsthaft daran gedacht, sich heute Abend das Leben zu nehmen. Margo war tot, und trotz aller Bemühungen konnte er den Gedanken an eine Zukunft ohne sie einfach nicht ertragen. Nie mehr würde er ihre blauen Augen amüsiert aufleuchten sehen, nie mehr ihre sanfte Stimme mit dem französischen Akzent hören, mit der sie sich liebevoll über seine Arbeit lustig machte. Er würde nie mehr ihren weichen Körper fühlen, wenn sie sich in der Dunkelheit des Schlafzimmers voller Leidenschaft unter ihm bewegte, würde ihre lustvollen Schreie nicht mehr hören oder ihre Nägel spüren, wenn sie sich fest an ihn klammerte, während er sie wieder und wieder zum Höhepunkt brachte.
    Er fühlte, wie ihm die Tränen in die Augen traten, und wischte sie fort. Sein Herz war leer, wie tot. Niemand hatte sich nach der Beerdigung an ihn herangewagt. Er hatte verboten, dass man Margos Namen in seiner jetzt so stillen Villa in Nassau erwähnte. Was die Arbeit betraf, so war er unermüdlich und rücksichtslos, nicht nur gegen sich selbst. Aber man verstand das. Er war so einsam. Er hatte keine Familie und keine Kinder, die ihn über den Verlust hinwegtrösten könnten. Margo hatte nach einer tragischen Fehlgeburt nicht mehr empfangen können. Es hatte ihm nichts ausgemacht, hatte ihn nie gestört, denn Margo bedeutete ihm alles, genauso wie er ihr. Kinder wären schön gewesen, doch sie brauchten sie nicht zu ihrem Glück. Er und Margo hatten ein ausgefülltes Leben miteinander gelebt, waren immer zusammen gewesen und hatten einander unendlich geliebt. Margo hatte stets nur an sein Wohl gedacht, auch als sie schon lange bettlägerig war und nur noch ein bleicher Schatten ihrer selbst. Ob er auch genug äße? Bekam er genug Schlaf? Sie dachte sogar an die Zeit, wenn sie nicht mehr da sein würde, um sich um ihn zu kümmern.
    „Du vergisst immer deinen Mantel, wenn es stürmt“, hatte sie leise geklagt, „und nimmst auch nie einen Schirm mit, wenn es regnet, oder ziehst dir hinterher trockene Socken an. Ich mache mir dann immer solche Sorgen um dich,
mon cher
. Du musst doch auf dich
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