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Androiden im Einsatz

Androiden im Einsatz

Titel: Androiden im Einsatz
Autoren: Andre Norton
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1.
     
    Es war eine trostlose, zerklüftete Landschaft, die irgendein Gott im Zorn geschaffen haben mußte. Es gab keine Vegetation, nur Felsbrocken, die entweder bei glühender Sonne schimmerten oder – wie jetzt – in finstere Wolken gehüllt waren. Das flache Gebäude, das an den Felsen klebte, war noch häßlicher als die Umgebung.
    Der Gefangene, der durch einen schmalen Fensterschlitz starrte, konnte freilich das ganze Gebäude nicht überblicken. Er wußte nur, daß er ein Gefangener war. Was ihn hierher gebracht hatte – wer er war …
    Manchmal träumte er. In seinen Träumen glaubte er, sich an etwas zu erinnern; doch im Augenblick des Erwachens schwand diese schwache Erinnerung. Ihm blieb nur das dumpfe Gefühl, zu wissen, daß er einmal ein anderes Leben geführt hatte.
    Er trug einen formlosen Einheitsanzug und bekam Nahrung. Ein lebendes Wesen zeigte sich jedoch nicht. Draußen zuckten jetzt Blitze, der Donner grollte. Es goß in Strömen.
    Irgendwann war ihm eingefallen, daß er einen Namen hatte. Andas Kastor. War das wirklich sein Name? Als seine Lippen jetzt diesen Namen formten, blickte er stirnrunzelnd auf den Streifen Land, der alles war, was er von seiner Umwelt sah.
    Es mußte einmal ein anderes Leben für ihn gegeben haben. Was hatte er getan, um verstoßen zu werden? Wie lange war er schon hier? Anfangs hatte er Striche in die Wand gekratzt, um die Tage zu zählen. Doch das hatte er längst aufgegeben. Roboter brachten ihm die Nahrung und sorgten für ihn, wenn er krank war. Schon sehr bald war er dahintergekommen, daß es sinnlos war, gegen sie zu rebellieren.
    Es schien ein gewaltiger Sturm aufzukommen. So etwas kam selten vor; und alles Seltene war eine Abwechslung. Die nackten Birnen in der Zelle flammten auf. Er starrte wieder durch den schmalen Fensterschlitz. Es wurde finster, als sich die dunklen Wolken zusammenballten. Die Blitze wurden so grell, daß er seine Augen mit den Händen bedecken mußte. Er stolperte zum Bett und verkroch sich. Ein solches Unwetter hatte er noch nie erlebt.
    Irgendwann kam ein letztes Feuerwerk von Blitzen – dann nichts.
     
    Prinz Andas richtete sich verwirrt auf. Er fühlte sich elend. Alles mußte ein Traum sein – ein einziger Alptraum.
    Wo war sein eigenes Bett? Wo waren die vier Bettpfosten aus Gold und Marmor? Wo die Krone am Kopfende? Was sollten diese grauen Wände hier? Wo waren die Vorhänge aus gefärbtem Lammfell, wo die Teppiche?
    Wo war er?
    Andas schloß die Augen und versuchte nachzudenken. Ein Zittern durchlief seinen Körper.
    Anakue! Das mußte Anakues Werk sein! Doch wie hätte dieser halbverrückte Rebell, den niemand ernst nahm, das bewerkstelligen können? Palastintrigen gehörten der Vergangenheit an. Anakue konnte sich nirgends Gehör verschafft haben. Jeder wußte, daß er keinen Anspruch auf den Thron geltend machen konnte, weil er aus einer illegitimen Verbindung stammte.
    Andas öffnete die Augen und blickte auf seine Hände, die nicht mehr braun, sondern gelblich aussahen. Er schien lange nicht in der Sonne gewesen zu sein. Er vermißte seine Ringe und seine Armbänder.
    Nun begann er, sein Gesicht und seinen Kopf abzutasten. Sein dichtes Haar war nicht mehr so lang, wie es sein sollte.
    Andas erhob sich langsam. Er mußte hier heraus. Er mußte ergründen, wo er sich befand. Es bestand wohl kein Zweifel, daß dies ein Gefängnis war. Doch als er sich genau umblickte, stellte er fest, daß die Zellentür einen Spalt geöffnet war.
    Doch ehe Andas etwas unternahm, warf er noch einmal einen Blick durch den Fensterschlitz. Nein, das war nicht Inyanga. Auch nicht Benin oder Darfor, die beiden verwandten Welten, die zum Dinganian-System gehörten. Er befand sich eindeutig auf einem ihm unbekannten Planeten!
    Andas richtete sich entschlossen auf. Er mußte hier irgendwo ein Wesen finden, um zu wissen, wo er war.
    Nachdem er durch die halboffene Tür getreten war, lag ein finsterer Flur vor ihm. Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er in der Ferne schwache Lichtstreifen, die zu anderen Räumen führen mußten.
    Während er sich langsam voranschlich, war er froh, daß man ihn hinter den Mauern von Triple Towers im Nahkampf trainiert hatte.
    Als er eine Tür erreichte, blieb er wie erstarrt hocken. Er hatte ein schwaches Geräusch gehört. Dieser Raum war nicht leer. Er ballte seine Fäuste und war darauf gefaßt, auf einen Gegner zu stoßen.
    »Ist dort jemand?«
    »Ja«, antwortete eine weibliche
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