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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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schuldig. Aber ich finde, dass es das Beste für uns ist, wenn du ihn triffst«, erwiderte Phillip und trat auf sie zu. Sein kräftiger, sonnengebräunter Körper war schon wieder erregt. Nachdem er sie sanft auf den Scheitel geküsst hatte, schenkte er sich aus dem Krug, der im Kühlschrank stand, ein Glas Eiswasser ein.
    »Ach, Phillip«, seufzte Jo und ließ sich in einen Sessel am Fenster fallen.
    Die Anspannung im Raum war fast mit Händen zu greifen. Jo sah zu, wie Phillip das Wasser trank, und nestelte dabei an dem Laken herum.
    »Ich schwöre dir, dass es aus ist zwischen uns. Ich liebe dich, nicht Simon.«
    »Und ich liebe dich auch, Jo. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich liebe und wie lange ich mich schon danach gesehnt habe, mit dir ins Bett zu gehen.« Er musterte sie aus eindringlichen grauen Augen. »Ich habe dich geliebt, seit du vor vielen Jahren in meine Praxis in Denman gekommen bist. Damals habe ich für einen Moment meine Position und dein Alter vergessen. Du warst trotz deiner sechzehn Jahre einfach unwiderstehlich, und das bist du noch immer. Ich liebe dich, Jo, und ich will dich heiraten. Doch vorher musst du mit Simon sprechen. Ich möchte nicht in seinem Schatten leben und mich ständig fragen, wen von uns beiden du wirklich liebst. Immer würde ich darüber nachgrübeln, ob du wohl zu ihm zurückgekehrt wärst, wenn du ihn wiedergesehen hättest.«
    Phillip fuhr sich mit den Fingern durchs zerzauste Haar und schenkte sich noch ein Glas Wasser ein. Jo schluckte, und wider Willen wurden ihre Augen feucht. Phillips Worte hingen zwischen ihnen in der Luft.
    Wie ein Damoklesschwert, dachte sie schaudernd, fühlte sich auf einmal beschämt und niedergeschlagen. Sie wollte Simon nicht sehen. Das war feige von ihr, aber sie hatte es – zumindest bis vor ein paar Sekunden – für die einfachste Lösung gehalten. Nun hatte sie keine andere Wahl mehr. Das Beängstigende daran war, dass sie nicht wusste, wie sie auf ihn reagieren würde. Aus halb geschlossenen Augen warf sie Phillip einen Blick zu und konnte ihn nicht ansehen. Phillip setzte sich auf die Bettkante und legte die Arme auf die Schenkel.
    »Die Besitzergemeinschaft, die mich nach Hongkong eingeladen hat, möchte mit mir nach Japan reisen, wenn wir wieder in Sydney sind«, begann er, und es versetzte ihm einen Stich ins Herz. »Ich habe die Leute gebeten, mir bis nach dem Melbourne Cup Bedenkzeit zu geben. Ich werde annehmen.«
    Er holte tief Luft.
    »Du brauchst etwas Zeit, um dein Leben in Ordnung zu bringen, Jo, und deshalb werde ich dich in Ruhe lassen. Ganz gleich, wie du dich auch entscheidest: Danach werde ich wissen, dass du es dir reiflich überlegt hast. Du brauchst nicht zu fürchten, dass ich dich belästigen könnte. Ich hoffe zwar, dass du bei meiner Rückkehr für mich da sein wirst, doch wenn nicht …«
    Resigniert breitete er die Hände aus. Es war ihm anzusehen, wie sehr diese Vorstellung ihn schmerzte.
    »Der Gedanke an ein Leben ohne dich ist mir unerträglich, aber manchmal muss man eine Tür eben schließen oder hindurchgehen«, fügte er mit belegter Stimme hinzu.
    Jo starrte ins Leere, und Tränen tropften auf ihre Hände. »Ich habe mir geschworen, dir nie wehzutun«, murmelte sie und sah ihn aus geröteten Augen an.
    Phillip kam auf sie zu und zog sie vorsichtig auf die Füße.
    »Das, was heute Nacht war, kann uns niemand nehmen. Aber du musst ihn treffen. Das wissen wir beide. Wenn unsere Liebe eine Zukunft haben soll, musst du mit ihm sprechen.«
    »Ganz gleich, was auch geschieht – ich will dir sagen, dass du ein wundervoller Mann bist und dass es heute Nacht wunderschön …« Die Stimme versagte ihr, und obwohl es warm im Zimmer war, begann sie am ganzen Leib zu zittern. »Oh, mein Gott, warum muss das Leben nur so kompliziert sein?« Sie ließ den Kopf an seine Schulter sinken und schluchzte leise. Phillip legte die Arme um sie.
    »Mein schönes Schneewittchen, weine nicht«, flüsterte er, hob ihr Gesicht an, küsste sie und schmeckte die salzigen Tränen, die ihr über die Wangen liefen. »Ich bin ein furchtbarer Trampel und wollte nicht, dass du dich ausgerechnet heute elend fühlst. Heute ist dein Tag, mein Liebling. Verschieben wir die Sorgen auf morgen.«
    Zärtlich wickelte er sie aus dem Laken und zog sie zurück zum Bett. Er schlüpfte mit ihr unter die Decke, drückte Jo an sich und streichelte sie beruhigend, wie sie es bei ihren prächtigen Pferden tat. Endlich entspannte
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