Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In dieser Straße wohnt die Angst

In dieser Straße wohnt die Angst

Titel: In dieser Straße wohnt die Angst
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
»Kreislauf?« fragte die ruhige Männerstimme.
    »Instabil, Doc!«
    »Spritzen Sie, Anne!«
    »Sofort, Sir.«
    Schritte klangen auf dem gefliesten Boden des Operationssaals. Die Mannschaft war ein eingespieltes Team. Der Oberarzt schaute sich die beiden Männer an, die bleich auf den Tragen lagen. Gab es noch eine Chance?
    »Das Herz wird schwächer, Doktor. Es schlägt zwar noch, aber sehr, sehr unruhig.«
    »Verdammt, auch das.« Plötzlich verlor der Arzt etwas von seiner Ruhe.
    »Was können wir tun?« fragte eine zweite Männerstimme. Sie klang noch jung.
    »Beginnen Sie mit der Massage.«
    »Das wird nichts mehr nutzen.«
    »Versuchen Sie es trotzdem!« schrie der Arzt. »Ich habe hier zu sagen, merken Sie sich das!«
    »Okay.«
    Stille legte sich über den Raum, unter dessen Decke sich große Scheinwerfer befanden. Das Personal trug Schutztücher vor den Gesichtern, die Augen darüber wirkten seltsam gespenstisch. Der Oberarzt wurde immer nervöser. Er spürte den Schweiß auf seiner Haut und hätte sich am liebsten die Kleidung vom Körper gerissen. Niemand sprach, nur das Summen der Maschinen war zu hören, und die Stimme des zweiten Arztes.
    »Herzstillstand!«
    Dann die weibliche Stimme. »Exitus!«
    »Machen Sie weiter!« schrie der Oberarzt. »Sie müssen. Die Männer hatten doch keine Ver…«
    »Doc!« Plötzlich klang die Stimme der Frau schrill. »Doc, sehen Sie doch, der Patient, er löst sich auf.«
    »Was?« schrie der Arzt und rannte dann zu seiner Kollegin. Die hatte sich nicht getäuscht. Der Patient löste sich unter ihren Fingern auf, und das gleiche geschah mit dem zweiten. Auch er verschwand.
    »Ich drehe noch durch«, flüsterte der Oberarzt. »Ich werde noch verrückt, ehrlich…« Seine Augen schienen aus den Höhlen quellen zu wollen, denn die beiden Tragen waren plötzlich leer. Von den Patienten sahen sie keine Spur. Die hatten sich tatsächlich in Luft aufgelöst. Sekundenlang sprach niemand ein Wort. Und die Sekunden reihten sich zu einer Minute, in dem das Ärzteteam fassungslos im OP hockte und dorthin starrte, wo die beiden Männer gelegen hatten.
    »Was sagen wir?« Die Frau unterbrach das Schweigen mit ihrer Frage.
    »Erst einmal nichts«, erwiderte der verantwortliche Oberarzt. »Kein Wort darf aus diesem Raum dringen, verstanden?« Der Reihe nach sah er seinen Mitarbeitern in die Augen.
    Er las darin ein stummes Einverständnis. Nur einer hatte noch eine Frage.
    »Wie hießen die beiden Männer eigentlich, die hier so plötzlich eingeliefert wurden?«
    Der Oberarzt hob den Kopf: »Bill Conolly - und John Sinclair.«
    ***
    Dabei hatte alles so harmlos begonnen!
    Wie so oft im Leben dachte ich an nichts Böses, als ich an diesem Morgen in mein Büro fahren wollte. Ich war bereits an der Wohnungstür, als das Telefon läutete.
    Mit einem ärgerlichen Stirnrunzeln drehte ich mich um, ging noch einmal zurück und griff nach dem Hörer. Es war mein Freund Bill Conolly, der mich zu dieser frühen Stunde anrief.
    »Gut, daß ich dich noch erreiche, John. Du mußt sofort herkommen!«
    »Ist was mit Sheila oder Johnny?«
    »Nein, nein, aber wir müssen wegfahren. Sir James hat bereits seine Einwilligung gegeben.«
    »Worum geht es denn?«
    »Um ein Skelett.«
    Im ersten Augenblick wußte ich nichts zu erwidern. Dann fragte ich: »Hat man es bei dir gefunden?«
    »Quatsch, aber mich hat ein Kollege aus Canterbury angerufen. Er hat ein paar Tage Ferien an der Küste gemacht und das Skelett gefunden.«
    »Wieso ist das ein Fall für mich?«
    »Kann ich dir auch nicht sagen. Jedenfalls klang der Kollege sehr aufgeregt. Da scheint irgend etwas mit dem Ding nicht so recht zu stimmen.«
    »Wenn du meinst.«
    »Ich erwarte dich.« Bill hängte den Hörer auf. Seine Stimme hatte nicht lustig geklungen, anscheinend war es eine ernstere Sache. Vielleicht wußte Bill auch mehr, als er am Telefon zugeben wollte. Wie dem auch sei, ich würde fahren.
    Da Sir James seine Einwilligung bereits gegeben hatte, würde auch Glenda Bescheid wissen. Sie konnte dann Suko informieren, wenn er im Büro eintraf.
    Mit dem Lift rauschte ich nach unten in die Parkgarage, wo mein Silbergrauer stand. Morgens und zu einer bestimmten Zeit am Abend herrscht hier Betrieb. Die große, unterirdische Halle war vom Dröhnen zahlreicher Motoren erfüllt, und ich steigerte den Lärm noch, als ich in meinen Wagen stieg und startete.
    Gemächlich rollte ich die Auffahrt hoch, verließ die Garage und stürzte mich in den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher