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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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fünf Jahre zurückgedreht.
    »Oh, Simon, ich freue mich so für dich«, rief sie, und ungeahnte Gefühle stiegen in ihr hoch.
    »Lass uns ausgehen und feiern!«, schlug Simon vor, steckte die Brieftasche ein und griff nach dem Zimmerschlüssel. »Du sagst mir, welches Lokal das Beste ist, und da fahren wir hin.«
    »Was hältst du von dem Fischrestaurant, in dem wir nach unserer Rückkehr aus Dublin Park waren?«, schlug Jo vor.
    Sie konnte kaum fassen, was sie da eben gehört hatte. Simon ein berühmter Autor? Es war wie ein Traum. Doch schließlich waren ihr der Sieg beim Melbourne Cup und Dads wundervolle Ansprache zunächst auch unwirklich erschienen.
    Auf der Fahrt ins Restaurant redeten sie ununterbrochen; Jo hatte unzählige Fragen auf dem Herzen und wollte so vieles erklären, loswerden und erfahren.
    »Warum hast du dich nie bei mir gemeldet?«, erkundigte sie sich, während sie sich an Shrimps gütlich taten und Riesengarnelen schälten. Simon legte seine Garnele weg, benützte die Fingerschale und trocknete seine Hände an der Serviette ab.
    »Aber das habe ich doch. Ich habe mit Bertie gesprochen und eine Nachricht für dich hinterlassen, dass du mich zurückrufen sollst. Außerdem sollte er dir von Neddy erzählen, was er offenbar nie getan hat. Neddy hat nach einem weiteren schweren Bronchitisanfall und Problemen mit der Hüfte die Orion-Ställe verkauft und ist zu seiner Schwester nach Bournemouth gezogen. Dank deiner Arbeit hat er ein ordentliches Sümmchen für den Stall bekommen. Winnie hat er dem jungen Burschen geschenkt, der dir früher im Stall geholfen hat. Erinnerst du dich noch an ihn? Ich glaube, die Stute gibt es noch. ›Sie wird mich noch überleben, ist stärker als eine Dreijährige‹«, gab Simon eine schlechte Imitation von Neddy zum Besten.
    »Oh! Der gute Neddy, er ist so ein netter Mensch«, seufzte Jo und lachte. Doch dann wurde sie ernst. »Du weißt, dass Bertie spielsüchtig ist, obwohl er es nicht einsehen will. Mum und Dad haben viel Ärger mit ihm. Er ist immer noch wütend, weil Dad ihn gezwungen hat, einen hohen Kredit aufzunehmen, um seine Schulden zu bezahlen. Die Kreditraten fressen jeden Monat den Hauptteil seines Gehalts auf, weshalb er nicht mehr auf großem Fuß leben kann. Mir wird er nie verzeihen, dass ich mich geweigert habe, ihm etwas zu leihen, nachdem Dad gesagt hat, er sei für seine Schulden selbst verantwortlich. Mein Gott, das ist mir vielleicht schwergefallen! Er hat geschworen, nicht zum Melbourne Cup zu kommen, aber er war trotzdem da. Ich habe mich nicht viel um ihn gekümmert, denn auch Dad zeigte kein großes Interesse. Nach dem Sieg hat Bertie diese gehässige Bemerkung gemacht, ich könnte den Pokal versetzen, um mir ein neues Pferd zu kaufen. Bei jedem anderen wäre ich gekränkt gewesen, aber ich wusste, dass er nur neidisch war. Er bildet sich immer noch ein, in unserer Familie der Benachteiligte zu sein. Ich wünschte, er würde sich das endlich abgewöhnen. Wenn er wollte, wäre er ein ausgezeichneter Anwalt. Schließlich ist er nicht auf den Kopf gefallen.«
    »Tut mir leid, das zu hören«, erwiderte Simon stirnrunzelnd und schenkte Jo Wein nach. »Dass Bertie eifersüchtig auf dich ist, war schon immer unverkennbar. Aber ich hätte ihm nie zugetraut, dass er dir meinen Anruf absichtlich verschweigt. Auch ich habe von deinem Anruf bei meinen Eltern erst Monate später erfahren, was das Ganze nicht einfacher machte. Bis dahin war ich überzeugt davon, du hättest das Interesse an mir verloren. Mum war so traurig, nachdem ich einfach wortlos verschwunden bin, dass dein Anruf bei meiner Rückkehr irgendwie untergegangen ist. Ich glaube nicht, dass das Absicht war. Ein dummer Zufall eben. Und da ich ihr schon weh genug getan hatte, wollte ich ihr keine Vorwürfe machen.«
    Er beugte sich über den Tisch und griff nach Jos Hand.
    »Ich habe dich sehr vermisst. Einen Großteil des Schmerzes und des Verlusts, von dir getrennt zu sein, habe ich in diesem Roman verarbeitet.« Weiter umfasste er ihre Hand und blickte ihr tief in die dunkelvioletten Augen. »Deinetwegen ist das Buch ein solcher Erfolg. Ohne die emotionale Erfahrung hätte ich es nie schreiben können.«
    Jo öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Simon sprach einfach weiter, und sein Griff um ihre Hand wurde fester.
    »Ich habe gelesen, dass es deinem Vater wieder besser geht. Das hat mich sehr für dich gefreut. Aber auch aus ganz egoistischen Gründen war ich froh darüber,
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