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Monk - 03

Monk - 03

Titel: Monk - 03
Autoren: Mr Monk und die Montagsgrippe
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    1. Mr Monk macht einen
    Spaziergang durch den Park
     
    Die Leiche hätte ebenso gut auf einem Minenfeld liegen können, umgeben von Stacheldraht und bewacht von schießwütigen Scharfschützen. Auf keinen Fall wollte sich Adrian Monk ihr auch nur noch einen Schritt nähern. Er stand auf dem Joggingpfad, der rund um den McKinley Park an der Ecke Vermont und 20. Straße auf dem Potrero Hill verlief. Er trug eines seiner sechs exakt gleichen wollenen Jacketts und eines seiner zwölf identischen, fast weißen Hemden – natürlich ohne Krawatte und bis oben hin zugeknöpft. Außerdem eine seiner zwölf braunen Hosen mit Bügelfalte (speziell für ihn mit acht anstelle der üblichen sieben Gürtelschlaufen geschneidert), dazu eines seiner zwölf identischen Paare brauner Lederschuhe ( Hush Puppies , die jeden Abend auf Hochglanz poliert wurden). Er blickte durch ein Fernglas. Von seinem Standort aus hatte er freie Sicht über den Mission District und Noe Valley bis zum Sutro Tower.
    Aber das war nicht das, was er in diesem Moment betrachtete.
    Vielmehr galt sein Interesse einer toten jungen Frau, die gerade mal zehn Meter unter ihm im Unkraut lag. Die nähere Umgebung war mit gelbem Flatterband abgesperrt worden, das man hier und da an den Bäumen festgebunden hatte.
    Arme und Beine der Frau waren in einem unnatürlichen Winkel von ihrem Körper abgespreizt, und ihr Mund stand offen, als würde sie einen lautlosen Schrei ausstoßen. Ihr Shirt war hochgeschoben, und man konnte auf ihrem Rücken eine Tätowierung erkennen: ein Kreuz, das von vier gleichen, kleineren Zeichen umgeben war. Sie trug eine Lycra-Hose, die ihre langen, muskulösen Beine betonte.
    Wieder eine Joggerin – wie die zwei Opfer zuvor. Auch sie hatte man erwürgt. Und wie bei den anderen zwei Fällen in den letzten vier Wochen fehlte der linke Schuh.
    Ich bin kein Cop und kein Gerichtsmediziner, aber in meiner Zeit als Monks Assistentin habe ich mir eine Art Basiswissen über Mordfälle angeeignet. Selbst mir war beim Anblick der Male an ihrem Hals klar, dass man sie erwürgt hatte.
    Allerdings wollte meine Fantasie es nicht dabei belassen, und ich begann mir auszumalen, was sich am Morgen zugetragen hatte: Sie joggte hier entlang, genoss die Ruhe und die Aussicht, während sie tief und gleichmäßig ein- und ausatmete. Und dann plötzlich griff er sie an, riss sie zu Boden, legte die Hände fest um ihren Hals und drückte zu. Ihre Lungen schrien nach Luft, ihr Herz raste noch schneller, und ihr war, als würde ihr der Kopf platzen.
    Sie muss entsetzlich gelitten haben.
    Mir wurde angst und bange, als ich darüber nachdachte, dabei bestand für mich überhaupt keine Gefahr.
    Diese überaktive Fantasie würde aus mir einen lausigen Cop machen, aber da ich kein Cop bin und auch sonst bei der Polizei keinen offiziellen Status besitze, halte ich an einem Tatort lieber den Mund und versuche, mich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Ich habe stets das Gefühl, im Weg zu sein, und wenn ich mich zu Wort melde, dann mache ich nur darauf aufmerksam, dass ich eigentlich gar nicht hier sein sollte.
    Captain Leland Stottlemeyer kaute auf einem Zahnstocher und betrachtete die Leiche. Vielleicht ging ihm das Gleiche durch den Kopf wie mir. Aber womöglich überlegte er auch, ob die junge Frau zu Lebzeiten singen konnte. Oder wie sie aussah, wenn sie lächelte. Möglicherweise dachte er auch darüber nach, warum seine Frau ihn verlassen hatte und ob er irgendetwas tun konnte, um sie zurückzugewinnen. Oder er fragte sich, was er zu Mittag essen sollte. Cops können erstaunlich teilnahmslos sein, wenn es um den Tod geht.
    Neben ihm stand Lieutenant Randy Disher und schrieb eifrig etwas in sein Notizbuch. Aber vermutlich kritzelte er nur irgendetwas aufs Papier, da es eigentlich gar nichts gab, was er hätte notieren können. Jedenfalls noch nicht. Er konnte zwar ganz gut Fakten herunterleiern und war meistens darauf bedacht, seinen Captain zufriedenzustellen, aber Schlussfolgern und Kombinieren gehörten nicht zu seinen Stärken.
    Um ehrlich zu sein, die beiden warteten in erster Linie darauf, dass Monk – der brillante Detektiv, der zugleich mein Boss ist – sie seine Beobachtungen wissen ließ und am besten den Fall an Ort und Stelle aufklärte. Darauf zu hoffen, war gar nicht so abwegig, immerhin ist Monk das schon häufiger gelungen. Deshalb zieht ihn das SFPD , das San Francisco Police Department , als Berater bei den wirklich verzwickten Mordfällen
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