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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt
Autoren: Kristin Hannah
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zu befreien. »Ich wollte es gern ..., aber ich bin es nicht. Dschulie ist nicht deine Mommy. Du musst mit deinem Vater gehen.«
    Da drehte Alice durch. Sie trat und schrie, sie knurrte und heulte, zerkratzte Julias und ihr eigenes Gesicht.
    »O nein, Schätzchen«, versuchte Julia sie zu beschwichtigen, sie weinte jedoch zu sehr, um wirklich zu ihr durchzudringen.
    Mit raschen Schritten war Dr. Correll bei dem Mädchen und verabreichte ihr die Spritze.
    Alice heulte verzweifelt auf, ein Schrei, in dem man all die dunklen Orte hörte, an denen sie in ihrem Leben schon gewesen war.
    Ellie konnte die Tränen kaum zurückhalten, die in ihren Augen brannten und alles verschwimmen ließen.
    Während das Mittel seine Wirkung tat und Alice allmählich ruhiger wurde, hielt Julia sie fest.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte Julia.
    Alice blinzelte, schlang die Arme um Julia und starrte sie an. »Lieb. Dschulie.«
    »Ich hab dich auch lieb, Alice.«
    Da begann Alice auf einmal zu weinen, tonlos, reglos, ohne jede kindliche Hysterie. Aus tiefster Seele lösten sich die Tränen und liefen ihr über die Wangen. Stirnrunzelnd befühlte sie die Nässe mit den Fingern. Dann sah sie wieder Julia an und brachte wimmernd zwei Worte hervor, ehe sie einschlief.
    »Wehtun echt.«
    Julia flüsterte etwas, was die anderen nicht verstanden, aber man sah ihr an, dass sie am Boden zerstört war.
    Einen Moment lang wusste keiner, was tun. Schließlich meinte Dr. Correll: »Wir sollten uns beeilen.«
    Julia nickte steif und trug Alice zu dem wartenden Ferrari hinaus. Mit einem Blick auf den Beifahrersitz fragte sie George Azelle: »Wo ist der Kindersitz?«
    »Sie ist doch kein Baby mehr«, erwiderte er.
    »Warte, ich hole ihn«, warf Ellie ein und ging hinüber zum Pick-up. Nach allem, was sie heute mit angesehen hatte, gab ihr das den Rest. Als sie den Kindersitz - Alices Sitz - losmachte, konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. So gut sie konnte, verbarg sie das Gesicht vor Azelle, während sie den Sitz in seinem Ferrari befestigte.
    Ganz langsam beugte Julia sich hinunter und legte das schlafende Kind ins Auto. Noch einmal flüsterte sie etwas in Alices kleines Ohr, wieder konnte niemand es hören. Dann küsste sie das Mädchen auf die Wange, trat zurück und schloss vorsichtig die Autotür.
    Dann stand sie Azelle gegenüber und gab ihm einen dicken braunen Umschlag. »Da drin ist alles, was Sie wissen müssen. Mittagsschlaf, Bettzeiten, Allergien. Sie mag übrigens gern Götterspeise, aber nur mit Ananas, und Vanillepudding. Sie versucht, mit Spaghetti zu spielen, aber wenn Sie keine Riesensauerei riskieren möchten, sollten Sie sie davon fernhalten. Bilder von Hasen mit langen Löffeln bringen sie zum Lachen, und auch, wenn man sie an den Fußsohlen kitzelt. Ihr Lieblingsbuch ...«
    »Stopp!« Azelles Stimme klang hart und zugleich belegt. Mit zitternden Fingern nahm er den Umschlag entgegen. »Danke. Für alles. Danke.«
    »Bitte rufen Sie an, wenn Sie Probleme haben. Ich kann sofort kommen ...«
    »Versprochen.«
    »Ich würde mich jetzt am liebsten vor Ihr Auto werfen.«
    »Ich weiß.«
    »Sollten Sie ...« Ihre Stimme versagte, sie wischte sich über die Augen. »Sorgen Sie gut für mein - für unser - Mädchen.«
    »Das werde ich.«
    Über ihren Köpfen fuhr ein eisiger Windstoß durch die Bäume. In der Ferne krächzte eine Krähe, dann noch eine. Halb erwartete Ellie, einen Wolf heulen zu hören.
    »Tja, wir müssen los«, sagte Azelle.
    Ellie ging zu ihrer Schwester und legte den Arm um sie. Plötzlich kam Julia sich dünn und zerbrechlich vor, wie jemand, der lange im Krankenhaus gewesen war und erst seit Kurzem wieder aufstehen durfte. Max trat ebenfalls neben sie und stützte sie von der anderen Seite, sonst wäre sie womöglich zusammengebrochen.
    Azelle stieg ein und fuhr los, dicht gefolgt von Dr. Correll.
    Einige Augenblicke knirschten die Reifen auf dem Kies, die Motoren summten, dann waren die Geräusche verklungen und die Autos verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen.
    Nur der Wind war noch zu hören.
    »Sie hat geweint«, flüsterte Julia, und ihr ganzer Körper zitterte. »So viel Liebe habe ich ihr gegeben ... und am Ende habe ich ihr nur beigebracht zu weinen.«
    Max zog Julia in seine Arme und hielt sie fest. Es gab nichts mehr zu sagen.
    Alice war fort.
    * * *
    Sie ist in einem Auto.
    Aber das ist kein Auto von der Art, wie sie es kennt. Das hier ist ganz niedrig, fast auf dem Boden, und saust herum
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