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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt
Autoren: Kristin Hannah
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Ferrari. Ellie sah in den Rückspiegel. George Azelle lächelte sie an, aber das Lächeln wirkte blass, unecht. In seinen Augen war ein trauriger, gehetzter Ausdruck.
    Sofort stürzten sich die Reporter auf das Auto und überschütteten Azelle mit einer Flut von Fragen.
    »Was wollen Sie jetzt machen?«
    »Wird es eine Beerdigung geben?«
    »Wem haben Sie die Geschichte verkauft?«
    »Schaff sie hier weg, Peanut«, sagte Ellie und trat aufs Gaspedal.
    Der Ferrari folgte ihr den holprigen Kiesweg hinunter.
    Immer wieder sah Ellie in den Spiegel und hoffte, der Ferrari würde kehrtmachen oder sich einfach in Luft auflösen.
    Als sie das Haus erreichte, war ihr Magen ein einziger harter Knoten.
    Sie parkte, stellte den Motor ab und stieg aus.
    Azelle kam auf sie zu. »Wie seh ich aus?«, fragte er nervös und klemmte sich eine Locke hinters Ohr.
    »Gut.« Sie räusperte sich. »Sie sehen gut aus.«
    Er lächelte, und das Lächeln breitete sich auf seinem ganzen Gesicht aus, wischte die Nervosität weg und ließ die blauen Augen strahlen. Dann verblasste es. Er sah zum Haus und sagte leise: »Es ist Zeit.« Seine Stimme war leise und verführerisch. Unwillkürlich fragte sie sich, wie viele Frauen wohl davon schon in die Dunkelheit gelockt und dort zurückgelassen worden waren, mit dem seltsamen Gefühl, nicht recht zu wissen, wie in aller Welt sie überhaupt dort hingelangt waren. »Ich hab Julia gesagt, dass ich Brittany um drei abhole.«
    Brittany.
    Mit einem tiefen Seufzer begleitete sie ihn über den Hof. Als sie die Verandatreppe fast erreicht hatten, fuhr hinter ihnen ein grauer Mercedes vor und blieb stehen.
    »Wer ist denn das?«, fragte Ellie.
    »Dr. Correll. Er wird mit Brittany arbeiten.«
    Der Mann stieg aus. Groß, schmal, elegant kam er auf sie zu. Auf seinem Gesicht waren eine Menge Falten, aber keine Persönlichkeit zu erkennen. »Hallo George.« Er nickte Azelle zu und schüttelte Ellie die Hand. »Ich bin Tad Correll.«
    Sein Händedruck war so sanft wie von einem Kleinkind, und sie spürte einen fast überwältigenden Drang, ihn bewusstlos zu schlagen. »Freut mich.« Gerade wollte sie sich abwenden, als ihr die Spritzennadel auffiel, die aus seiner Brusttasche ragte. »Wofür brauchen Sie denn eine Spritze? Sind Sie etwa heroinsüchtig?«
    »Es ist nur ein Sedativum. Das Mädchen könnte unruhig sein bei der Übergabe.«
    »Ach, glauben Sie?« Ellie konnte es sich nicht verkneifen, Azelle anzusehen. Sie wusste, dass man es in ihren Augen lesen konnte - die flehentliche Bitte, das verzweifelte Tu das nicht! aber sie sprach es nicht noch einmal aus.
    »Sie ist meine Tochter«, erklärte er leise.
    Daran war nicht zu rütteln. Ellie wusste, dass keine Macht der Welt sie aufhalten würde, wenn sie an seiner Stelle wäre. Auch sie wäre bereit, für ein Kind alles aufs Spiel zu setzen.
    Sie nickte.
    Zu dritt gingen sie zum Haus. Ellie klopfte.
    Alles, um ein bisschen Zeit zu schinden.
    Dann öffnete sie die Tür.
    Julia saß auf dem Sofa, Alice kuschelte sich an sie. Am Fußende des Sofas stand ein kleiner roter Koffer.
    Als sie hereinkamen, hob Julia den Kopf. Auf ihrem schönen Gesicht sah man Tränenspuren, ihre Augen waren gerötet und verquollen. Sie rührte sich nicht. Ellie war sicher, dass sie sich nicht bewegen konnte, dass ihre Knie wahrscheinlich weich waren wie Pudding. Hinter ihr stand Max, die Hände auf ihren Schultern.
    »Mr Azelle«, sagte sie mit zittriger Stimme. »Ich sehe, Sie haben Dr. Correll mitgebracht.« Sie begrüßte den Arzt mit einem Nicken und stand mühsam auf. »Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, Doktor.«
    »Wie Ihnen der Ihre«, erwiderte Correll mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme. »Ich habe mir die Videobänder angesehen. Ihre Arbeit mit der Kleinen war phänomenal. Sie sollten sie unbedingt veröffentlichen.«
    Julia sah zu Alice hinunter, in deren Gesicht blankes Entsetzen zu lesen war.
    »Dschulie?«, sagte sie mit vor Angst ganz schriller Stimme.
    »Es ist Zeit für dich zu gehen«, erklärte Julia so leise, dass alle unwillkürlich ein Stück näher kamen.
    Alice schüttelte den Kopf. »Nicht gehn. Alice bleiben.«
    »Ich wollte, du könntest bleiben, Schätzchen, aber dein Daddy möchte dich auch lieb haben.« Sie streichelte Alices Wange. »Erinnerst du dich an deine Mommy? Sie hätte sich das für dich gewünscht.«
    »Dschulie Mommy.« Die Panik war unüberhörbar, und Alice klammerte sich immer fester an Julia.
    Sanft versuchte diese sich von den dünnen Ärmchen
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