Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören
Autoren: Mary Balogh
Vom Netzwerk:
Kapitel 1
    Das malerische Dorf
Trellick, das in ein Flusstal in Somersetshire geschmiegt lag, war
normalerweise ein ruhiges, kleines Provinznest. Aber nicht an diesem besonderen
Tag. Am frühen Nachmittag schien es, als hätte jeder Dorf- und
Landbewohner im Umkreis von mehreren Meilen sein Heim verlassen, um den Trubel
auf dem Dorfanger zu genießen.
    Der
Maibaum inmitten des Angers, dessen bunte Bänder im leichten Wind flatterten,
verkündete den Anlass. Es war der erste Mal. Später würden die jungen Männer
mit den Partnerinnen ihrer Wahl um den Maibaum tanzen, wie sie es jedes Jahr
mit großer Energie und Begeisterung taten.
    Inzwischen
fanden Rennen oder andere Wettbewerbe statt, welche die Aufmerksamkeit auf den
Anger konzentrieren sollten. Rundherum waren Zeltstände aufgebaut, wo
appetitliches Essen und ins Auge fallender Tand angeboten wurden und
Geschicklichkeits-, Kraftoder Glücksspiele lockten.
    Das
Wetter wirkte mit warmem Sonnenschein und einem wolkenlosen, blauen Himmel auf
phantastische Weise mit. Frauen und Mädchen hatten die Umhängetücher und Mäntel
abgelegt, die sie noch am Morgen getragen hatten. Einige Männer und die meisten
jungen blieben in Hemdsärmeln, nachdem sie an einem der anstrengenderen
Wettbewerbe teilgenommen hatten. Tische und Stühle waren von der Kirchenhalle
nach draußen auf die Wiese getragen worden, sodass in Sichtweite all der
Lustbarkeiten Tee und Kuchen serviert werden konnte. Erwähnenswert war auch,
dass das Boar's Head auf einer angrenzenden Seite des Dorfangers ebenfalls
Tische und Bänke draußen aufgestellt hatte, zur Annehmlichkeit jener, die
lieber Ale als Tee tranken.
    Einige
Fremde, die ihr Weg zu unbekannten Zielen am Dorf vorbeiführte, machten
unterschiedlich lange Zwischenstation, um den Frohsinn zu beobachten, und
manche nahmen auch daran teil, bevor sie ihre Reise fortsetzten.
    Ein
solcher Fremder ritt von der Hauptstraße gemächlich auf den Dorfanger zu, als
Viola Thornhill von ihrer Aufgabe, den Misses Merrywether Tee zu servieren,
aufschaute. Sie hätte ihn über die Köpfe der Menge hinweg nicht bemerkt, wäre
er nicht zu Pferde gewesen. So aber hielt sie zu einem zweiten, längeren Blick
inne.
    Er war
eindeutig ein Gentleman, und zwar ein vornehmer Gentleman. Seine dunkelblaue
Reitjacke passte ihm wie angegossen. Das Leinenhemd darunter war weiß und
frisch. Seine schwarze Lederreithose umgab die Beine wie eine zweite Haut.
Seine Reitstiefel, gewiss von den besten Stiefelmachern gefertigt, wirkten
geschmeidig. Aber es war weniger die Kleidung, die Violas geschätzte
Aufmerksamkeit weckte und fesselte, sondern der Mann darin. Er war jung und
schlank und sah auf geheimnisvolle Art gut aus. Er schob seinen großen Hut
zurück, während sie hinsah, und lächelte.
    »Sie sollten nicht uns bedienen, Miss Thornhill«, sagte
Miss Prudence Merrywether mit dem üblichen Unterton besorgter Rechtfertigung.
»Wir sollten Sie bedienen. Sie wurden
schon den ganzen Tag auf Trab gehalten.«
    Viola
beruhigte sie mit einem herzlichen Lächeln. »Aber es macht mir doch solchen
Spaß«, sagte sie. »Haben wir nicht wirklich Glück mit dem Wetter?«
    Als sie
erneut hinsah, war der Fremde außer Sichtweite, obwohl er nicht weitergeritten
war. Sein Pferd wurde von einem der Burschen davongeführt, die in den Ställen
des Gasthauses arbeiteten.
    »Miss
Vi«, sagte eine vertraute Stimme hinter ihr, und sie wandte sich um und
betrachtete lächelnd eine kleine, mollige Frau, die sie an der Schulter berührt
hatte. »Das Sackhüpfen beginnt gleich und Sie sollen den Wettbewerb starten und
die Preise verteilen. Ich nehme Ihnen die Teekanne ab.«
    »Wirklich,
Hannah?« Viola reichte ihr die Kanne und eilte auf den Anger, wo eine Anzahl
Kinder tatsächlich gerade in Säcke schlüpften, die sie dann an der Taille
festhielten. Viola half noch den Nachzüglern und wies sie dann alle an, sich
hüpfend und mit den Füßen scharrend in einer in etwa geraden Reihe am
angewiesenen Startpunkt aufzustellen. Erwachsene drängten sich an den vier
Seiten des Angers, um zuzusehen und Beifall zu spenden.
    Viola
war am frühen Morgen in Musselinkleid, Umhängetuch und Strohhut, das Haar darunter
ordentlich zu einem Krönchen aufgesteckt, ladylike und elegant, von zu Hause
aufgebrochen. Sie hatte sogar Handschuhe getragen. Aber sie hatte alle diese
Accessoires schon längst abgelegt. Sogar ihr widerspenstiges Haar, das sich
während des mit geschäftigem Umhereilen ausgefüllten Vormittags
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher