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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst
Autoren: Elizabeth Haynes
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bekloppt.«
    »Aber ist sie auf dem besten Wege, wenn ihr mich fragt.«
    Ich starrte sie an und fragte mich, ob sie wirklich nicht bemerkt hatten, dass ich hier stand, oder ob sie absichtlich so gemein waren.
    »Ist das alles, Annabel?«, fragte Lynn. Sie schlug Eier in die Pfanne und löffelte braune Flüssigkeit darüber, damit sie schneller gar wurden. Ich drehte mich zur Kasse um und öffnete meinen Geldbeutel.
    »Ja«, sagte ich. Meine Wangen glühten.
    »Oh, Mist«, hörte ich jemanden vom Tisch hinter mir. Daraufhin schwiegen alle. Ich gab Lynn eine Pfundmünze, nahm die Milch und eilte fort, ohne mich noch einmal zum Tisch umzudrehen oder Lynn zu beachten, die mir »Warte, dein Restgeld!« hinterherrief.
    Der Bericht des Dienststellenleiters kam um halb zehn per Mail, genau in dem Augenblick, als auch Kate ins Büro zurückkehrte. Seit dem Vorfall oben in der Kantine vor zwanzig Minuten hatte ich heimlich ein paar Tränen vergossen, mein Gesicht auf der Damentoilette gewaschen und beschlossen, die Sache zu vergessen. Schließlich wusste ich ja, dass sie hinter meinem Rücken tuschelten. Sie redeten über jeden, der gerade nicht im Raum war, ich war also keine Ausnahme.
    Kate stellte hinter mir den Kessel auf und räusperte sich. »Willst du auch einen Tee?«
    »Ja, gerne. Das wäre nett.«
    Natürlich hatte sie gehofft, dass ich ablehnen würde, aber irgendwie hatte ich eine sadistische Freude daran, ihr Angebot anzunehmen. Der Tee war viel zu milchig, als sie ihn vor meiner Nase auf den Tisch knallte. Doch ich hatte so große Lust darauf, dass es mir nichts ausmachte. Immerhin hatte sie sich irgendwie Mühe gegeben.
    »Danke, Kate. Sieht toll aus, genau wie ich ihn mag.«
    Der Bericht enthielt meistens fünf oder sechs Punkte: Verbrechen und Unfälle, die sich am Vortag ereignet hatten. Zudem alles, was irgendwie nach einem kritischen Vorfall aussah – Raubüberfälle, plötzliche und verdächtige Todesfälle, Selbstmorde. Vergewaltigungen und Morde interessierten mich ganz besonders, falls irgendein Straftäter, den ich überwachte, ausgerastet war. Obwohl ich auch im System nach Verbrechen, die über Nacht passiert waren, suchen konnte, war der Bericht ziemlich praktisch, weil dort die schwersten Verbrechen übersichtlich aufgelistet waren.
    Und da stand es.
    Seltsamer Todesfall
    Am Freitag um circa 20:32 Uhr fuhr eine Streife zu einem Wohnhaus in der Newmarket Street in Briarstone, da ein Nachbar aufgrund des strengen Geruchs, der aus dem Anwesen drang, dort eingedrungen und in einem Wohnzimmer einen verwesten Leichnam gefunden hatte, bei dem es sich vermutlich um eine 43-jährige Frau handelt, die unter genannter Adresse wohnhaft gemeldet ist. Die Angehörigen wurden benachrichtigt. Die Kriminalpolizei war bereits am Tatort. Obwohl die Untersuchungen noch laufen, liegt bisher kein Verdacht auf ein Verbrechen vor.
    Das war’s. Keine Ahnung, was ich erwartet hatte – vielleicht einen Tusch –, jedenfalls war es eine ziemlich langweilige Beschreibung, die bewusst Informationen an diejenigen weitergab, die in Kenntnis gesetzt werden sollten, aber jene im Unklaren ließ, die nichts erfahren sollten.
    Fast den ganzen Samstag über war das Nachbarhaus voller Leute gewesen. Der Wagen der Gerichtsmedizin parkte vor meinem Haus, und obwohl ich bereits mit den Beamten der ersten Streife vor Ort gesprochen hatte, wartete ich den ganzen Tag darauf, endlich richtig vernommen zu werden.
    Ich war in einem labilen emotionalen Zustand. Übelkeit und der Schock darüber, was ich gesehen und getan hatte, wechselten sich ab. Ich ärgerte mich, dass sie so lange brauchten, und hatte Schuldgefühle, weil ich nicht gleich die Polizei verständigt, sondern stattdessen eingebrochen und wie eine Möchtegern-TV-Polizistin herumgestolpert war.
    Nachdem ich die Leiche gefunden hatte, war ich nach Hause zurückgegangen und hatte die Tür verriegelt. Dann hatte ich sie wieder kurz geöffnet, um die Katze rauszuwerfen, denn als ich meine Hand unter ihren Bauch geschoben hatte, spürte ich statt weichem, flauschigem Fell nur feuchten, übel riechenden Dreck.
    Der Gestank klebte an meinen Händen, meiner Strumpfhose, meinem Rock. Schwarz, grün, braun, genau die Farbe, die man erhält, wenn man alle Farben eines Malkastens mischt, dazu der durchdringende Verwesungsgeruch. Ich zog mich direkt in der Küche aus und stopfte alles in die Waschmaschine. Ich stellte sie auf sechzig Grad und wollte sie gerade anmachen, als mir plötzlich der
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