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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst
Autoren: Elizabeth Haynes
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auf den Knien, den Kopf gesenkt, und notierte sich irgendwas.
    »Danke«, sagte er. »Sie arbeiten fürs Intel, stimmt’s?«
    »Ja«, antwortete ich. »Ich bin Analytikerin bei der Einheit für öffentliche Sicherheit und gleichzeitig Fallanalytikerin der North Division.«
    »Sie haben zwei Jobs?«
    »Mehr oder weniger. Erst waren wir zu viert, da war ich nur für öffentliche Sicherheit zuständig, dann wurden letztes Jahr zwei aus dem Team versetzt, sodass wir jetzt nur noch zu zweit sind. Wir teilen uns die Arbeit der verschiedenen Bereiche auf.«
    Er war nicht im Geringsten an unserem Job interessiert, doch ich hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, irgendwann jemanden zu finden, dem die Ungerechtigkeit auffallen würde, dass ich für ein und dasselbe Gehalt die doppelte Arbeit verrichtete. Ich hätte ihm beinahe noch gesagt, dass Kate nur Fallanalytikerin für die North Division war, während ich das und zusätzlich die Analyse für die Einheit für öffentliche Sicherheit machte. Doch wie immer biss ich mir auf die Lippen und schwieg.
    »Also«, sagte er. »Sie sind durch die Hintertür ins Haus gegangen, stimmt das?«
    »Ja«, antwortete ich. »Ich habe Licht gesehen und fand das ein wenig komisch, weil ich dachte, dass dort niemand mehr wohnen würde.«
    »Es brannte Licht? Wo denn?«
    »Im Esszimmer. Dort stand eine Lampe auf dem Tisch.«
    Er schrieb. Nervös wartete ich, bis er fertig war. »Fangen wir am Anfang an. Am Telefon haben Sie gesagt, Sie hätten ein Fenster eingeschlagen.«
    »Nein«, sagte ich, »jedenfalls nicht absichtlich. Ich habe gegen die Tür gedrückt, die Scheibe war lose, ist in die Küche gefallen und auf dem Boden zerbrochen. Eine Scheibe unten in der Tür war bereits kaputt.«
    »Aber die Tür stand offen?«
    »Nein. Der Schlüssel steckte von innen. Ich habe sie aufgesperrt.«
    Er schrieb weiter.
    »Und Sie sagten, es habe Licht gebrannt …«
    »Ja. Im Esszimmer.«
    »Brannte es noch, als Sie wieder gingen?«
    »Ja.«
    »Sie haben es nicht ausgeschaltet?«
    Ich starrte ihn verwirrt an. Natürlich hatte ich es nicht ausgeschaltet – warum hätte ich das tun sollen? Dann hätte ich in der Dunkelheit herumtaumeln müssen. Allerdings war ich ziemlich verwirrt gewesen. Vielleicht hatte ich es am Ende doch ausgemacht.
    »Ich glaube nicht, dass ich es ausgeschaltet habe«, sagte ich unsicher.
    Er machte ein Geräusch, das wie ein »Hmm« klang.
    »Werde ich jetzt wegen Hausfriedensbruchs verhaftet?«, fragte ich und lachte gequält.
    »Noch nicht«, sagte er und grinste. »Ich habe vorerst noch einiges zu tun.«
    Die Befragung schien eine Ewigkeit zu dauern, auch wenn es am Ende weniger als eine Stunde war. Er gab mir seine kritzeligen Notizen zu lesen und ließ sie mich dann auf seinem Block unterschreiben, zum Zeichen, dass ich bestätigte, was er notiert hatte. Er sagte, dass er alles ins Reine tippen und mir irgendwann am Montag im Büro vorbeibringen würde. Dann ging er wieder zum Haus nebenan und ließ mich in Ruhe.
    Kurz darauf klopfte jemand an die Haustür. Es war ein Mann, den ich nicht kannte. Er trug eine schlecht sitzende Jacke und Jeans und hatte sein üppiges graues Haar in einer Art Tolle aus dem Gesicht gekämmt.
    »Hallo, entschuldigen Sie, dass ich Sie störe«, sagte er. Ich hätte ihm natürlich auf der Stelle die Tür in Gesicht schlagen sollen. Da ich aber höflich bin, tat ich das dummerweise nicht.
    »Ich bin Reporter beim Briarstone Chronicle «, sagte er. »Ich wollte Sie wegen der Sache mit Ihrem Nachbarn fragen und wissen, ob Sie die Polizei verständigt haben?«
    Ich biss mir auf die Lippe. »Keine Ahnung, wer die Polizei verständigt hat«, sagte ich. »Tut mir leid.«
    »Man hat mir gesagt, dass es ein Nachbar war. Auf der anderen Seite steht aber kein Haus, ich dachte also, dass Sie es gewesen sein müssten.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte ich. »Ich habe zu tun, tut mir leid.«
    »In Ordnung. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
    Ich gab ihm nicht die Möglichkeit, noch etwas hinzuzufügen, und schloss die Tür. Ein paar Stunden später klopfte es erneut. Diesmal guckte ich zuvor durch den Türspion und sah einen anderen unbekannten Mann vor dem Haus, der definitiv keine Uniform trug. Er war noch ziemlich jung, sportlich gekleidet, hatte dunkle Haare, die dringend einen neuen Haarschnitt brauchten, und trug eine Brille. Dicht hinter ihm stand eine Frau mit einer großen Kamera, die an ihrem Handgelenk baumelte. Ich
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