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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen
Autoren: Luanne Rice
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bleibe an Bord eines der Schiffe, an der Fundstelle, wie die meisten meiner Männer. Aber wir brauchen eine Basis an Land. Duschen, eine Bar, ein Restaurant.«
    »Die Bar scheint ihnen zu gefallen.« Caroline sah, wie der Barkeeper die Stirn runzelte, als er einen doppelstöckigen Southern Comfort nach dem anderen ausschenkte. »Ich kann mich nicht erinnern, wann das letzte Mal der Alkohol in solchen Strömen floss.«
    »Sind dir meine Männer zu ungehobelt?«, fragte Joe mit einem leicht scharfen Unterton. »Gut, dass ihr ausgebucht seid. Keine Sorge, wir möchten deinen Gasthof nicht durch unseren Anblick in Verruf bringen. Wir werden austrinken, zahlen und gehen.«
    Caroline strich sich die Haare zurück. Sie fühlte sich befangen, aus dem Gleichgewicht gebracht. Er würde bald gehen, und eigentlich müsste sie froh darüber sein. Die Begegnung mit ihm wühlte schlimme, leidvolle Erinnerungen auf. Sie hatte hart an sich gearbeitet, um den alten Schmerz aus ihrem Leben zu verdrängen, und hatte keine Lust, ihm abermals Tür und Tor zu öffnen. Deshalb war sie selbst verblüfft über ihre Entgegnung.
    »Ich sagte bereits, wir haben noch zwei Zimmer frei.«
    »Tatsächlich? Gut, dann nehmen wir sie.«
    Clea trat näher. Ihre grünen Augen blickten besorgt.
    »Einer von den Männern ist Leo Dumondes Frau gegenüber zudringlich geworden, und Leo hat ihn aufgefordert, mit ihm nach draußen zu gehen, um sich mit ihm zu prügeln. Er meint wohl, er könnte Dad das Wasser reichen.«
    Caroline seufzte. Für solche Kindereien fehlte ihr im Moment die Geduld. Leo Dumonde war ein abstrakter Expressionist aus New York, dessen Finanzinvestitionen bekannter als seine Bilder waren, und einer der Maler, der ein Leben wie Hugh Renwick führen wollte, so wie er es sah – mit leichter Hand malen, mit harten Bandagen kämpfen. Raue Schale, zahllose Affären, alkoholische Exzesse und genug männliche Freizeitbeschäftigungen wie Jagen und Fischen, um auch für die Sportpresse eine Schlagzeile wert zu sein.
    »Ihr Vater war ein ganzer Kerl, ein Original«, sagte Joe. »Leo Dumonde ist nichts weiter als eine schlechte Kopie. Er würde sich mit keinem meiner Männer nach draußen trauen.«
    »Sie kannten unseren Vater?«, fragte Clea blinzelnd.
    »Nur vom Hörensagen; ein Mistkerl ohnegleichen.«
    Cleas Lächeln verflüchtigte sich.
    »Clea, darf ich dir Joe Connor vorstellen?«, sagte Caroline scheinbar gleichmütig, während alle ihre Sinne geschärft waren.
    »Der
Joe Connor?«
    »Ich denke schon.« Grinsend schüttelte er ihr die Hand.
    »Wie nett, wir wollten Sie schon lange kennen lernen.«
    »Er hat eine Bergungsunternehmen«, erklärte Caroline, »und beabsichtigt, den Schatz der
Cambria
zu heben. Danach kehrt er nach Florida zurück.«
    »Stimmt«, bestätigte Joe. »Das Renwick-Territorium ist zu gefährlich für meinen Geschmack. Oder war es zumindest, solange Hugh lebte.«
    »Die Renwick-Töchter kommen ganz nach ihrem Vater«, erwiderte Caroline heftig. Die Wunde, die Joe mit seiner Zurückweisung hinterlassen hatte, schmerzte noch genauso wie mit fünfzehn. Verwundert, dass er sie immer noch verletzen konnte, spürte sie, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Er war damals ihr Freund gewesen und hatte sie aus seinem Leben ausgeklammert, ohne ihr eine zweite Chance zu geben – nicht einmal wegen ihres eigenen Fehlverhaltens, sondern wegen der Sünden ihrer Väter.
    »Das solltest du nicht vergessen.«
    »Wie könnte ich«, sagte Joe sanft.
     
    Caroline schloss die Bürotür hinter sich und ging zu ihrem Schreibtisch. Ihre Hände zitterten und ihr Herz hämmerte, als wäre sie gerade einen steilen Pfad hinaufgestiegen. Clea war nach Hause gefahren, und Caroline war froh, alleine zu sein. Sie zog die Vorhänge zu und setzte sich.
    In der Bar ging es hoch her. Sie hörte laute Stimmen, aufgekratztes Gelächter. Ein Abend im Renwick Inn, an dem Trubel herrschte, eigentlich ein Grund, zufrieden zu sein. Viele Freunde und Bekannte aus alten Zeiten stiegen bei ihr ab. Manche wussten, dass sie die Besitzerin des Landgasthofs war, aber oft war die Überraschung groß, wenn sie es herausfanden. Wie dem auch sei, es spielte keine Rolle. Caroline betrachtete solche Begegnungen als glücklichen Zufall, eine wundersame Übereinstimmung von privaten und geschäftlichen Interessen. Joe Connor stand auf einem anderen Blatt.
    Langsam öffnete sie die oberste Schublade ihres Schreibtisches. Sie war in einem chaotischen Zustand, voll
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