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Die Bruderschaft der Black Dagger

Titel: Die Bruderschaft der Black Dagger
Autoren: J.R. Ward
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    A lso ich finde, Bella sieht richtig gut aus.«
    In der Küche im großen Haus der Bruderschaft stand Zsadist und schnitt einen Kopf Romagna-Salat in zwei Zentimeter dicke Streifen. »Ja, stimmt.«
    Er mochte Doc Jane. Und nicht nur das - er schuldete ihr was. Trotzdem musste er sich ermahnen, um seine guten Manieren nicht zu vergessen: Es wäre ziemlich schlechter Stil gewesen, einer Frau den Kopf abzureißen, die nicht nur die Shellan seines Bruders war, sondern auch noch die Liebe seines Lebens davor bewahrt hatte, im Kreißsaal zu verbluten.
    »In den letzten zwei Monaten hat sie sich fantastisch erholt.« Doc Jane beobachtete ihn vom Tisch aus. Ihre altertümliche Arzttasche stand neben ihrer Geisterhand. »Und Nalla macht sich prächtig. Einfach Wahnsinn, Vampirkinder entwickeln sich so viel schneller als menschliche Säuglinge. Sie hat die kognitiven Fähigkeiten eines neun Monate alten Babys.«
    »Es geht den beiden super.« Zsadist schnitt immer weiter, bewegte die Hand nach unten und vorne, unten und vorne. Die abgetrennten Blätter lösten sich in gewellten grünen Bändern, als applaudierten sie ihrem Befreier.

    »Und wie geht es dir jetzt mit dieser ganzen Vater-Nummer …«
    »Scheißdreck!«
    Fluchend ließ er das Messer fallen und hob die Hand, die den Salatkopf festgehalten hatte. Der Schnitt war tief, ging bis auf den Knochen, und Blut quoll daraus hervor und tropfte herunter.
    Jane trat zu ihm. »Ganz ruhig. Komm mit zum Waschbecken.«
    Immerhin fasste sie ihn nicht am Arm an oder versuchte, ihn mit einem Schubs zwischen die Schulterblätter nach vorn zu treiben; sie stand nur dicht neben ihm und deutete auf die Spüle.
    Nach wie vor durfte niemand außer Bella ihn berühren, wobei er schon Fortschritte gemacht hatte. Seine Hand tastete nicht mehr bei jedem unerwarteten Körperkontakt nach einer verborgenen Knarre, und er verpasste dem Übeltäter, der seine Finger nicht bei sich behalten konnte, immerhin keine Kugel.
    Als sie gemeinsam vor der Spüle standen, riss Jane den Hebel rasch herum, so dass ein warmer Wasserstrahl in das tiefe Porzellanbecken strömte.
    »Halt die Hand da drunter«, ordnete sie an.
    Er streckte den Arm aus und hielt den Daumen in das heiße Wasser. Der Schnitt brannte heftig, aber er verzog keine Miene. »Lass mich raten. Bella hat dich gebeten, mal mit mir zu reden.«
    »Nein.« Als er ihr einen Seitenblick zuwarf, schüttelte die Ärztin den Kopf. »Ich habe sie und die Kleine nur untersucht. Sonst nichts.«
    »Dann ist ja gut. Denn mir geht’s wunderbar.«
    »Ich habe schon geahnt, dass du so was in der Art sagen würdest.« Jane verschränkte die Arme vor der Brust und bedachte ihn mit einem Blick, unter dem er am liebsten eine Ziegelwand zwischen ihnen beiden hochgezogen hätte. Ob in festem Zustand oder - wie jetzt gerade - durchsichtig, war völlig egal: Wenn Doc Jane einen auf diese Art und Weise fixierte, fühlte
man sich wie mit dem Sandstrahler bearbeitet. Kein Wunder, dass sie und V so gut miteinander klarkamen.
    »Sie hat erwähnt, dass du dich nicht von ihr nähren willst.«
    Z zuckte die Achseln. »Nalla braucht das, was ihr Körper bieten kann, mehr als ich.«
    »Aber es geht nicht um ein Entweder-oder. Bella ist jung und gesund, und sie hat einen gesegneten Appetit. Und du hast sie von dir trinken lassen.«
    »Natürlich. Sie soll alles bekommen. Sie und ihr Baby.«
    Ein langes Schweigen folgte. Dann sagte Jane: »Vielleicht möchtest du dich mal mit Mary unterhalten?«
    »Worüber?« Er stellte das Wasser ab und schüttelte seine Hand über dem Becken aus. »Muss man jetzt schon zum Seelenklempner, nur weil man die Bedürfnisse seiner Shellan achtet? Was soll der Scheiß?«
    Er riss ein Küchentuch von der Rolle an der Wand unter den Hängeschränken ab und trocknete sich die Hand damit ab.
    »Für wen ist der Salat, Z?«, fragte die Ärztin.
    »Was?«
    »Der Salat. Für wen ist der?«
    Er zog den Mülleimer heraus und warf das Küchentuch hinein. »Bella. Er ist für Bella. Hör mal, nichts für ungut, aber …«
    »Und wann hast du zuletzt was gegessen?«
    Er hielt die Hände abwehrend hoch. »Es reicht. Ich weiß, dass du es gut meinst, aber meine Geduld kennt Grenzen, und das Letzte, was wir brauchen können, ist dass Vishous hinter mir her ist, weil ich dich angeschnauzt habe. Ich verstehe, worauf du hinauswillst …«
    »Sieh dir deine Hand an.«
    Er senkte den Blick. Blut floss über seinen Daumenballen auf das Handgelenk und den Unterarm.
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